Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

Netzfunde 2025-08-18

Who the fuck gives a shit

Dystopie oder Utopie?


Liberté, Egalité, Hitzevorsorgé

Gefunden auf der Vorspeisenplatte


Die Stunden zwischen Hotel und Bahnhof

Sie legen die Köpfe in den Nacken, sehen am Kirchturm hoch bis zum Himmel und danach wieder auf ihre Füße, dann vor sich hin. Und sie machen es, man sieht es ihnen deutlich an, einfach so. Sie sehen dabei nicht auf ihre Smartphones, sie holen keine Notebooks heraus, sie tragen auch keine Kopfhörer, um Podcasts zu hören. Es sind Menschen von früher und sie verbringen diese zwei, drei öden, hohlen Stunden zwischen Hotel und Weiterreise, wie sie es immer schon gemacht haben, denn sie können das noch. Einfach so.

In der alten Zeit (der guten Zeit, der alten Zeit, der schlimmen Zeit) hatte man mehr davon. Ich erinnere mich an die Anekdote, dass meine Mutter mal als Kind die Großeltern im fernen Ruhrgebiet besucht hat. Sie fuhr alleine mit Bussen und Bahnen. Wann genau sie ankommen würde, wusste niemand. Der Opa hat sich dann einfach den ganzen Tag lang an die Straßenbahnhaltestelle gesetzt und auf sie gewartet (zugegeben: Er hatte einen Flachmann dabei).


Mariä Himmelfahrt mit großer Hitze

Nach Herrn Buddenbohm greift nun auch Frau Kaltmamsell die Frage des Nicht-Nichtstuns auf. Ich empfinde das ähnlich wie Frau Kaltmamsell: Alle Zeit füllt sich mit Tun oder wenigstens dem unglaublichen Drang nach Tätigkeit, nach sinnvoller Tätigkeit. Ich kann das bei mir auf meine Erziehung zurückführen. Daher kommt die Angst, dass es niemals reicht, man sich niemals sicher sein kann, dass es genug ist, was man geleistet hat.


Generationenquark

Wer nun aber sagt, die Leute sollen gefälligst nicht so faul sein und immer nur Teilzeit und Work Life Balance wollen und so, sollte vielleicht gleich wieder eine realsozialistische Planwirtschaft für alle nicht Vermögenden einführen, in der die Masse der Werktätigen auch offiziell nur mehr Verfügungsmasse ist. Das wäre vielleicht nicht schön, aber immerhin konsequent. Und ehrlicher. Denn Sozialismus haben wir längst. Für Superreiche. Kapitalismus gilt für den doofen Rest.

Im Artikel gibt es auch einen sehr schönen ungeschönten Blick auf die Arbeitswelten der vergangenen Jahrzehnte. Z.B.:

Wer ab den Neunzigern groß wurde, bekam zwar überall zu hören, wie supi und frei jetzt doch alles sei, musste aber die Erfahrung machen, dass das mit den Jobs irgendwie nicht so dolle war. Weil auf jeden Job für teils lächerliche Löhne und Gehälter 200 Bewerbungen kamen. Überall saßen saturierte Boomer, die die Strickleitern einzogen und jene Privilegien, von denen sie einst selbst profitiert hatten, Stück für Stück wieder abschafften.