2024-06-01 Samstag

Guter Schlaf zur Nacht. Mir träumt, mein bester Freund Flöte gibt mir eine Tüte voller Erotik- und Pornomagazine, die ich, ganz wie früher, in meinem Zimmer verstecke. Als ich mich alleine wähne, schaue ich mir alles an (die Tür zum Zimmer ist halb geöffnet, damit ich höre, wenn jemand die Treppe hinauf kommt). Viel Material sind kopierte Texte und seltsame Bilder von computergenerierten asiatischen Frauen, die auf Straßen montiert sind. Die Bildunterschriften verstehe ich nicht. Sind das Begriffe aus dem BDSM-Jargon? Hat mir Flöte die falsche Tüte gegeben?


Ich stehe gegen sieben Uhr auf. Heute will ich nach Düsseldorf, denn ich brauche neue Schuhe und die kaufe ich am besten bei Horsch. Doch erst einmal will ich ein bisschen Feeds lesen und Kaffee trinken!

Schuhkauf Japantag

Der RE 3 nach Düsseldorf ist proppevoll, dabei ist es noch nicht einmal zehn Uhr am Vormittag!
Ein paar Anarchos besetzen Sitze in der ersten Klasse. Sie rufen die Revolution aus, bis der Schaffner kommt.


In Düsseldorf laufen sogar für Düsseldorf ungewöhnlich viele Cosplayer:innen herum. Ach, ja! Es ist ja Japan-Tag! Deswegen war der Zug auch so voll!
Vor mir läuft ein junges Paar. Beide tragen so eine Art Sci-Fi-Revolverhelden-Outfit. Sie dazu hüfthohe Stiefel, die sie gefühlt alle 20 Meter hoch zieht. Das bildet einen schönen Gegensatz zum martialischen Outfit.
Bei Horsch kaufe ich zwei Sneaker. Diesmal entscheide ich mich für blaue Schuhe, ich durchgeknallter Paradiesvogel!


Kaffee in einer Kaffeebude im japanischen Viertel. Sehr voll, sehr fancy. Der Espresso schmeckt ganz ordentlich, aber ich bin viel zu unruhig, um ihn zu genießen.
Mein Geist ist erfüllt von der Idee, einen Mozarella-Fächer zu mittag zu essen. Früher war ja die Geflügelrolle eines meiner schuldigen Vergnügen: Billigstes Separatorenfleisch, buchstäblich vom Knochen abgekratzt, mit Fettgewebe ummantelt von Blätterteig aus Palmfett, darüber noch Analogkäse gestreut. Geht ja jetzt nicht mehr. Direkt danach folgt bereits erwähnter Mozarella-Fächer, dessen Name viel mehr verspricht, als er liefert: Ein weiches, käsig-fettiges Ding, das während seines Herstellungsprozesses vielleicht auch mal ansatzweise mit Mehl in Berührung gekommen ist.
Lecker!


Neben den süßen Cosplay-Boys und Cosplay-Girls schleichen auch sehr, sehr seltsame Leute in der überfüllten Stadt herum: Fast alles übrigens Männer. Mich ficht das nicht an, denn ich trage ja mein Tentakelmonster-Kostüm. Das habe ich selber gebastelt, nach diesen Filmchen, die man im Internet angucken kann.


Antizyklisch reisen! Auf einen Toilettengang am Hauptbahnhof verzichte ich, denn die Schlange davor ist unglaublich lang. Der RE aus Osnabrück kotzt eine gigantische Menge an Menschen aus. Verkleidungsquote: In etwa 10 Prozent. Kein Mozarella-Fächer für mich, die Herzkrankzgefäße atmen erleichtert auf.


Es ist ganz nett, mal wieder auf dem reMarkable 2 herum zu tippern, aber die Kombination MacBook und Notizbuch gefällt mir momentan besser: Entweder direkt in die richtigen Dateien (und nicht später hin- und herkopieren müssen) oder ins Notzbuch schreiben und später in Ruhe auf den Rechner übertragen (und dabei korrigieren). Ich beobachte das mal eine Weile und vielleicht wird demnächst ja ein Gerät frei.


Gedanken zerfasern: Blaue Schuhe! Blaue Schuhe! Vor dem Film noch ein kleiner Spaziergang. Tut gut. Vor der hässlichen Bank gibt es schöne Sitzplätze. Nur der Wind pfeift unangenehm über die Kreuzung am Hinterausgang des Bahnhofs. Ich warte jedoch extra hier und nicht direkt vor dem Kino. Da ich mal wieder zu früh bin, möchte ich nicht wie ein Erdmännchen auf Wache stehen.

Civil War

J. und J. und ich treffen uns vor dem UCI. Heute ist der Film ,,Civil War‘’ angesagt.

Der Film wird meiner Meinung nach sehr unterschätzt: Die (schrecklichen) Bilder sind großartig. Immer wieder wird die us-amerikanische Normalität von Gewalt und Zerstörung durchbrochen. Manchmal aber auch umgekehrt: Die Straßen von New York sind morgens (vor dem Ende der Ausgangssperre?) menschenleer. Nur Militär ist zu sehen. Dann plötzlich ist alles voller radfahrender junger Menschen: Ohne den Autoverkehr (und bei Benzinknappheit) setzt man auf das Fahrrad. Die Kriegsberichterstatter, die man begleitet, schwanken zwischen Adrenalin-Kick und Trauma. Hintergründe werden nicht groß erklärt, den Menschen dort ist das ja bekannt und Garland scheint es nicht darum zu gehen, irgendwelche politischen Seiten vorzustellen. Wir wissen nicht, ob der Präsident ,,Republikaner‘’ oder ,,Demokrat‘’. Nur einem winzigen Hinweis nach könnte es sich bei ihm um so eine Art Trump-Verschnitt handeln. Eine Szene an einem Massengrab wird mich wohl noch eine Weile lang verfolgen. Das Thema ,,sexuelle Gewalt‘’ wird nur einmal angedeutet. Ich vermute, der Film wäre mit dieser Ebene überhaupt nicht zu ertragen gewesen.

Gegen Ende ergeht er sich dann leider doch zu sehr in die Action (die Szene mit dem Apache-Kampfhubschrauber ist sogar regelrecht albern), der Abspann lässt mich hingegen wieder regelrecht gruseln.

Ein guter, ein wichtiger, ein schwer zu verdauender Film.