Mittelgute Nacht. Mir träumt, ich bin bei meinen Eltern zu Besuch. Da sehe ich plötzlich einen Amazon-Anhänger im Vorgarten stehen. Das kann nur eines bedeuten: Der Glasfaseranschluss wird gelegt! Langhaarige Typen heben im Hof einen Graben aus, alles geht sehr schnell. Schon stehen sie am Wohnzimmerfenster und machen ein Loch in die Wand zum Keller. Als sie die Leitung gelegt haben, kommt noch eine Nonne hinzu, welche den Anschluss im Namen Gottes segnet. Ich finde das sehr lustig und gehe nach draußen. Dort wird der Glasfaseranschluss gefeiert. Die Nonne ist auch dabei.
Am Morgen erreicht mich die Nachricht, dass P. am letzten Wochenende gestorben ist. Sie war vor 30 Jahren mal die Freundin meines Bruders und drei Jahre lang ein klein wenig wie eine große Schwester für mich. Sie war irgendwie immer da. Nach dem Ende der Beziehung haben wir uns dann aus den Augen verloren.
Als die Nachricht ankommt, sitze ich gerade auf der Bettkante, den Kopf voller Gepäck-Gedanken. Sofort kamen die Tränen und ich bin gleich zum Bücherregal, wo der kleine, rote Plüschdrache steht, den sie mir mal geschenkt hat.
Sie starb nach langer Krankheit.
Das Leben geht jedoch weiter und ich packe für die Slowenien-Reise. Die Gummierung des alten Trekking-Rucksacks fällt aus und wird klebrig. Das finde ich widerlich. Da ich aber schon eine Reisetasche für den Thronfolger dabei haben werde, kommt ein Koffer für mich nicht infrage. Also muss ich ein den sauren Apfel beißen und ich schaue mich mal nach Feuchttüchern um.
Der klebrige Rucksack ist schnell gepackt. Ich wundere mich mal wieder, wieviel dort hineinpasst. Leider wird es seine letzte Reise sein, denn ein klebriger Rucksack ist für mich zu eklig und daher im wahrsten Sinne untragbar.
Ob man das „Klebrig-Werden“ von Gummi irgendwie verhindern oder gar rückgängig machen kann?
Im Drogeriemarkt kaufe ich mir abgepackte Feuchttücher für die Reise gegen klebrige Finger.
Ich lese beim Barista weiter im lange stiefmütterlich behandelten Buch „Gebrausanweisung für Slowenien „und versuche dabei, meinen Geist für die Reise zu öffnen.
Einen Anruf im Hostel in Koper habe ich auch schon geschafft, denn ich werde erst nach der offiziellen Check-in-Zeit eintreffen. Meine ganzen, ängstlichen Alternativpläne erweisen sich als Makulatur, denn zum Hostel gehört auch ein Café, in dem ich mich einfach melden soll.
Als ich beim Barista aufbreche, erreicht mich die Nachricht, dass die heutige Therapiesitzung ausfällt. Dann habe ich jetzt noch mehr Zeit, um mich verrückt zu machen!
Daheim bestelle ich mir eine Portion Miso-Ramen und schaue eine Arte-Dokumentation über die Ursprünge des Kapitalismus in den USA (sie ist leider schon depubliziert). Die Doku ist wirklich interessant und ich freue mich schon auf die beiden anderen Teile (hatte ich seinerzeit heruntergeladen).
Um mich ein wenig abzulenken, spiele ich ein wenig Bannerlord und schäme mich ein bischen darüber, wie sehr ich mich als Söldnerführer über den Ausbruch eines Krieges freue, weil ich dann als „Freibeuter“ ungestraft Karawanen der feindlichen Fraktion überfallen und ausrauben kann.
Gegen 21:30 2hr zu Bett.