Nacht
Für eine Nacht im Hotel schlafe ich recht gut. Wieder erbitte ich den Segen des Schöpfers für die tollen Ohrenstöpsel, denn vom Surren der Klimaanlage wäre ich garantiert häufiger wach geworden.
Traum: Krieg
Mir träumt, dass ich mich als Freiwilliger in die Ukraine melde. Gemeinsam mit einer sehr jungen Frau (ebenfalls eine Deutsche) werden wir in einem Appartement ganz oben in einem Hochhaus untergebracht. Dort sitzen wir herum und fragen uns, wie es weiter geht: Werden wir ausgebildet? Kommen wir direkt an die Front? Die junge Frau hat große Angst und ich versuche, sie zu beruhigen: So jemand wie uns kann man an der Front nicht effizient einsetzen! Ganz sicher wird man uns daher befehlen, irgendetwas hinter der Front zu bewachen. Doch dann packt mich auch die Vorstellung, dass ich einfach Sterben könnte. Wir weinen beide ein wenig.
Dann ist Fliegeralarm! Wir rennen nach unten. Habe ich meine Schlüsselkarte? Egal! Runter! Die Treppen sind endlos und draußen donnern Kampfflugzeuge dicht am Haus vorbei.
Endlich im Keller angekommen, ist dort die Stimmung betont locker. Man könnte fast meinen, dass hier eine Party gefeiert wird. Musik spielt und die Menschen trinken Cola.
Seltsamerweise denke ich an das tiefgefrorene Fleisch im Kühlschrank oben. Werden wir es mitnehmen können?
Morgen
Ich stehe um halb sieben Uhr auf und bin recht gut erholt. Das Früstück im Hotel ist eher bescheiden im Vergleich zu anderen Hotels, das war allerdings auch vor der starken Inflation. Die Lesefröschlein mögen mich nicht falsch verstehen: Ich brauche keine riesigen Büffets (darüber habe ich auch schon mal geschrieben, glaube ich), jedoch ist die Auswahl für 17 Euro pro Frühstück dann doch bescheiden.
Ich esse zwei Körnerbrötchen mit Käse und Ei, dazu Gurkenscheiben. An das Fertigmüsli traue ich mich ran – da mische ich lieber zu Hause selber.
Die Schlange vor dem Automaten für Kaffeespezialitäten ist lang, dabei schmeckt der Filterkaffee ganz ordentlich. Das Publikum ist sehr international.
Als ich beim Kaffee den Traum der letzten Nacht blogge, fragt mich ein Mann auf englisch, was ich denn für ein Gerät da habe. Ich erkläre natürlich gerne mein reMarkable 2.
Wieder auf dem Hotelzimmer putze ich mir die Zähne und bereite mich auf den Tag vor. Durch das Fenster schaue ich über einen Lichthof Leuten dabei zu, wie sie auf Laufbändern gehen. Ein seltsamer Anblick.
Zinnentrieb
In der aktuellen Lage der Nation benutzt Ulf Buermeyer die wunderschöne Formulierung ,,Das hat XY auf die Zinne getrieben’’. Ich laufe auf und ab und murmele sie vor mich hin:
- ,,Was hat Dich denn auf die Zinne getrieben?‘’
- ,,Lasst Euch doch nicht von dem so auf die Zinne treiben!‘’
- ,,Kommst Du am Wochenende mit in die Tenne? Dann ist Zinnentrieb!“
Nürnberg
Das frühe Nürnberg ist frisch und klar. Ich drehe eine Runde um den Hauptbahnhof, mache ein paar Fotos und frische Erinnerungen auf. Hier ist dieser nette fränkische Gasthof, wo wir seinerzeit für uns überraschend von einer jungen Transfrau bedient worden sind. Es machte mich hoffnungsfroh, dass Trans-Sein und so ein traditioneller, uriger Gasthof kein Widerspruch mehr sein müssen.
Die Inflation macht auch vor den Ausscheidungen nicht halt: Der Toilettengang kostet im Hauptbahnhof jetzt 1,50 Euro.
Fürth
In sehr netter Begleitung laufe ich von Nürnberg nach Fürth, was ein schöner Weg von ungefähr zwei Stunden immer die Pegnitz entlang ist. Fürth ist echt eine schöne Stadt und kommt gerade in so einer winterlich klaren Luft gut zur Geltung. Wir essen sehr leckeren veganen Flammkuchen im Samocca (Notiz an mich: Olivenpaste besorgen!). Der Mittelaltermarkt ist überlaufen gut besucht.
Zurück in Nürnberg habe ich 27.000 Schritte auf der Uhr und die Fußgelenke knarzen. Schöne Verabschiedung am Bahnhof. Im Hotel gebe ich es mir mit einer Flasche Mineralwasser für 4,50 Euro.
Internet aus dem USB
Hotel-WLANs sind meist noch schlimmer als das der Deutschen Bahn. Zumindest das bei so großen Ketten. Du sollst Dich einloggen, anmelden, Geld bezahlen und dann funktioniert es doch nicht oder die Hälfte der Dienste ist gesperrt. Also nutze ich das iPhone als Hotspot für das MacBook. Mein Datenvolumen ist ja recht auskömmlich. Irgendwann bekomme ich mit, dass ich das iPhone auch mit einem USB-Kabel an das MacBook anschließen kann und letzteres dadurch sein Internet bekommt. Das iPhone wird dabei auch geladen und ich muss nicht eine Funkverbindung aufbauen um maximal 30 Zentimeter für überbrücken.
Gute Sache!