Nacht, Krabbentreppe
Ganz guter Schlaf. Mir träumt, ich sehe eine Reportage über einen Wissenschaftler, der immer wieder ein altes, halb abgerissenes Haus besucht. Dort beobachtet er zwei Kanarienvögel, die um Weihnachten herum eine kaputte Treppe immer wieder hinauf- und hinunter hüpfen. Eine Winkerkrabbe folgt ihnen. Der Wissenschaftler erzählt von seiner Entdeckung im Fernsehen, muss aber zugeben, dass er nicht weiß, was Weihnachten eigentlich ist.
Morgen
Ich stehe um fünf Uhr auf, auch wenn ich erst um neun Uhr im Gericht sein muss. Die Laune ist gut, das Gefühlsmeer ist rau, aber es herrschen weder Sturm noch Flaute.
Vermissung
Der Thronfolger und ich chatten. Er schreibt, dass er seine Mutter und mich vermisst. Wir vermissen ihn auch. Bald ist Weihnachten und das Kind kommt nach Hause.
Morgenstimmung
Morgenstimmung in der kalten Stadt. Die Menschen tragen Wölkchen im Gesicht. Der Weihnachtsmarkt liegt still und sieht aus, als wäre er mit Klarlack eingesprüht.
Im Gericht ist man wie immer freundlich. Diese einfache Freundlichkeit wirkt ein wenig wie aus der Zeit gefallen.
In der Gerichtskantine nehme ich versehentlich Milchkaffee und seine Milde mildet mich ein. Es kommen immer wieder Leute rein und bestellen ihr Mittagessen vor. Das ist ein schönes Gequake!
Gerichtstermin
Der Gerichtstermin ist dann doch schnell rum. Es gibt eine Einigung und das Verfahren wird eingestellt. Alles folgerichtig. Ich habe noch nie erlebt, dass (bis auf uns Schöffen, die ja frisch dazukommen) ausnahmslos alle Verfahrensbeteiligten von der Sache genervt sind, weil die Anschuldigungen sich größtenteils als Humbug herausgestellt haben. Der Angeklagte ist aus dem Ausland nach Deutschland eingereist, obwohl er noch eine zweijährige Haftstrafe zu verbüßen hat und diese nun auch antreten wird.
Nur für die Schulklasse, die heute zu Besuch ist, ist das natürlich doof.
Stadtbeobachtung
Im Duisburger Forum steht ein Mann mit zwei heliumgefüllten Luftballons. Einer hat die Form einer „0″ und der andere die einer „8″. Entweder feiert die Mutter des Mannes ihren 80. Geburtstag oder er ist Informatiker und sein Kind wird gerade 8.
Arbeit
Den Nachmittag verbringe ich dann im Homeoffice. Da ich irgendwie zu durcheinander für meine Aufgaben bin, helfe ich eine Kollegin, die gerade mehrere Tätigkeiten jonglieren muss. Vor Feierabend quatschen wir noch ein wenig.
Schreiben, Abend
Ich laufe eine gute Runde und schreibe dann in der Universitätsbibliothek eine Szene mit viel Angst und Schmerz. Die Bestie lernt nämlich jetzt die Angst kennen und das ist neu für sie. Natürlich ist das nicht angenehm.
Nach dem Marsch durch die kalte Nacht lasse ich mir eine warme Badewanne ein. Danach schaue ich noch ein aktuelles Video zur Lage in Syrien und gehe zeitig zu Bett.