Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

Die Stuhlgäng

Der Glumm hat bösen Stuhlgang und ich denke beim Lesen sofort an diesen furchtbaren Tag auf der Arbeit vor vielen Jahren: In der Mittagspause war ich spazieren und es war ein warmer Sommertag. Am Apollo-Theater gab es einen kleinen Mini-Biergarten und da ich durstig war, trank ich dort eine große Apfelsaftschorle. Drei Gedanken hatte ich:

  1. ,,Die Schorle ist aber mächtig kalt!“
  2. ,,Sie schmeckt ein klein wenig nach Spülmittel!“
  3. ,,Ich sollte sie nicht so schnell trinken! Schlürf!“

Am Nachmittag begann es dann, in meinen Gedärmen zu gurgeln. Etwas bewegte sich, etwas lebte. Dann konnte ich gerade noch rechtzeitig zur Toilette laufen (zum Glück gab es eine direkt gegenüber der Bibliothek, die ich fast alleine benutzen konnte) und die Dämme brachen. Fluten rauschten aus meinem Leib hinab in den Moloch der Kanalisation.

So verging der Arbeitstag: Gefühlt alle paar Minuten sprang ich aus meinem Bürostuhl auf den Kackstuhl und ließ laufen.

Als der Feierabend dräute, musste ich mir einen Plan für die Heimfahrt überlegen, wollte ich nicht im Büro übernachten. Also passte ich exakt die Abfahrt der Straßenbahn ab, lief sozusagen direkt von der Schüssel zur nahen Haltestelle. Am Hauptbahnhof ging es dann direkt aufs Bahnhofsklo, wo ich dann die Zeit bis zur Abfahrt meines Zuges abwartete. Zum Glück war damals die deutsche Bahn noch halbwegs pünktlich. Ich also rauf zum Gleis, rein in den Zug und dort sofort wieder aufs Töpfchen. Meine Därme wurden nach Duisburg geschaukelt. Im Ruhrgebiet angekommen, stattete ich noch einmal dem Bahnhofsklo hier einen Besuch ab und nun begann mein Martyrium: Die U-Bahn-Fahrt nach Meiderich. Die dauert nur zehn Minuten, mit krampfhaft zusammengepresstem Schließmuskel fühlte sie sich wie zehn Stunden an. Außerdem musste ich noch ungefähr fünf bis zehn Minuten zu Fuß laufen, bis mich das rettende Heimklo in seine kühlen, weißen Arme schließen konnte. Ich habe von unterwegs die (damals) beste Ehefrau von allen angerufen und sie gebeten, einfach die Haustür aufzudrücken, wenn die Klingel schellt. Ich wollte nicht mit dem Schlüssel herumfummeln müssen. Außerdem solle sie bitte dafür sorgen, dass der Thronfolger (noch ein kleines Kind damals) sich nicht zwischen mir und der Toilette aufhalten möge.

Es hat alles geklappt und als ich mich dann in der gewohnten Umgebung der eigenen Badezimmerfliesen entspannen konnte, war das einer der schönsten Momente meines Lebens.

2 Antworten

  1. Dräuen. Welch ein, in diesem Zusammenhang, hübsches kleines Tu-Wort.

    1. Markus Becker

      Es war auf einmal da. Ganz unvermittelt.