Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-07-11 Freitag

In der recht schlafreichen Nacht träumt mir, dass ich in Köln wohne. D. und Flöte kommen mich besuchen und wir trinken Krombacher Bier. Auch ich lange kräftig zu und rede mir das irgendwie schön. Wir bekommen Hunger und Flöte bestellt mit dem Handy Pizza, während ich neues Bier aus dem Keller hole. Dann gehen wir los. Unterwegs verlieren wir uns. Flöte meint, D. von hinten zu erkennen. Doch es handelt sich nur um eine asiatisch aussehende Frau (die D. übrigens überhaupt nicht ähnlich sieht), die gerade in einen fremdländischen Kulturverein gehen will. Flötes Anwesenheit bringt Unruhe in den Laden und alle laufe auf die Straße. Wir können das Missverständnis irgendwie aufklären und ich rufe D. auf dem Handy an. Der ist beleidigt, weil ich angeblich eine Fratze gezogen habe, als er einmal was erzählt hat. Ich versuche, ihn zu beruhigen. Das gelingt einigermaßen und wir suchen eine Möglichkeit, etwas zu Essen. Kurz fällt mir ein, dass Flöte doch Pizza bestellt hat, aber ich sage nichts, denn mich hat keiner von den beiden nach meinem Pizzawunsch gefragt.

Später sind die beiden weg und ich gehe nach Hause. Ich überlege, ob ich noch kaltes Bier am Kiosk kaufen soll, denn ich will weiter trinken. Die ganze Zeit habe ich ein schlechtes Gewissen, weil ich einen Rückfall habe. Vielleicht reicht es auch, noch Bier aus dem Keller zu holen und kalt zu stellen?

Als ich im Treppenhaus bin, klingelt jemand an der Tür. Als ihm aufgedrückt wird, sehe ich, dass es sich um einen Pizzaboten handelt. Sicher sind das die Pizzen für Flöte und D.! Ich verstecke mich unter dem Absatz der Kellertreppe, bis der Bote wieder verschwunden ist. Dann begegne ich Kollege M., der ebenfalls in diesem Haus wohnt. Ihm erzähle ich, dass ich nur drei „Fläschchen“ Bier getrunken hätte, obwohl das eine der für Süchtige typischen Lügen ist. Später in meiner Wohnung möchte ich vor Scham vergehen. Außerdem finde ich zwei leere Pizzakartons.


Heute ist der Angstklumpen kleiner als sonst. Ich freue mich darüber und bin auch mehr bei mir als in den letzten Tagen zu dieser Zeit. Trotzdem drängt das Reisefieber, jedoch habe ich ja gestern noch das allermeiste gepackt.

Heute werde ich nach Feierabend meinen Sohn in Saarbrücken besuchen und freue mich schon. Die Fahrt wird allerdings wie immer recht anstrengend werden, da ich ja auch den Feierabendverkehr mitnehmen werde.


In der letzten Zeit kommt für mich immer wieder das Thema des fokussierten Arbeitens in den … sorry … Fokus. Es fällt mir mitunter ja sehr schwer, mich zu fokussieren, was mir gerade bei der werktäglichen Arbeit Probleme bereitet.

Allerdings ist es leichter geworden, seitdem ich um meine Fokusprobleme weiss.

Zur Dokumentation mal hier meine Maßnahmen:

  • Meditations- und Achtsamkeitsübungen
  • Eine Todo-Liste (Outlook), in der ich mir in Ruhe die nächste Aufgabe heraussuche
  • Die momentan in Bearbeitung befindliche Outlook-Aufgabe ist geöffnet auf dem rechten Monitor (der linke Monitor ist mein „Arbeitsmonitor“). Dort notiere ich dann alle Dinge, die zur Aufgabe gehören. Sie wird erst wieder geschlossen, wenn sie bearbeitet oder erledigt ist.
  • Seitdem mir bewusst ist, wie leicht ich abgelenkt werden kann, wähle ich meine Aufgaben (sofern das möglich ist) gezielt danach aus, ob ich sie auch in Ruhe in der verfügbaren Zeit bearbeiten kann. Wenn ich fünf offene Aufgaben gleichzeitig jongliere, erledige ich nämlich überhaupt gar keine, weil ich komplett verwirrt bin.

PS:

Bevor Tipps für Aufgaben-Apps oder so reinkommen: Ich darf dienstlich keine anderen Produkte verwenden. Privat verwende ich Remember the Milk und bin damit sehr zufrieden.


Ich möchte gerne eine Gewohnheit etablieren und jeden Abend die textliche Ausbeute des Tages vom Alpha und aus Simplenote wenigstens abräumen und in Ulysses zu parken. Das würde mir einigen Overhead an Metadaten ersparen, um nach mehreren Tagen noch unterscheiden zu können, von wann eine Notiz eigentlich ist.

Neben dem Overhead an Metadaten (also das Notieren des Datums, bzw. das Einsortieren der Notizen in bestimmte Tage) gibt es bei mir ja noch den Overhead zum Overhead, weil ich mir ständig (!) Gedanken darüber mache, wie ich das Ganze noch effizienter und einfach gestalten könnte.

Wenn ich den Kram einfach jeden Abend (oder von mir aus am nächsten Morgen) erledigen würde, könnte ich mir das einfach sparen.

Sobald der Alpha sich mit der Cloud synchronisiert hat, kann ich das übrigens sogar auf dem Smartphone machen.


Per Zufall entdecke ich, dass man bei Cloudron auch das Backup einer App in ein Archiv speichern kann. Dann kann man die App deinstallieren, aber sie auf Wunsch jederzeit aus dem Archiv wiederherstellen. Vielleicht ist die Funktion für mich mal irgendwann nützlich.


Ich fahre nach Saarbrücken. Der

Ich fahre nach Saarbrücken. Der RE nach Koblenz ist gut gefüllt. Auf meiner Seele ist ein kleiner, dunkler Fleck, aber um den kann ich mich erst später kümmern. Ihn Bonn schaue ich sehnsüchtig aus dem Fenster, aber dort werde ich Dich nicht sehen. Ich werde Dich nämlich niemals wiedersehen. Du bist entfleucht, hast Dich für mich aufgelöst in Sternenstaub. In Wirklichkeit liebst Du hier oder anderswo hoffentlich noch und hoffentlich konntest Du wenigstens einen Teil Deiner Dämonen im Siebengebirge lassen.

Jetzt ist da der Rhein neben mir in seinem Bett. Er trägt blau und braun. Nur ihm stehen solche Farben.

Verwachsene Fachwerkhäuser lehnen sich aneinander, bilden Gässchen voller Ranken. Rotnasenland, das macht der Wein.

In Trier steigt ein großer Teil der Passagiere aus und eine Menge neuer Menschen kommt herein. Schichtwechsel. Fremdländisches Geschnatter. Eine Frau trinkt Dicke-Beine-Saft.

Eine junge Frau sieht mit ihrer Kurzhaarfrisur aus wie aus einem Aerobic-Video der achtziger Jahre. Nur der klitzekleine Ring, der in ihrem linken Nasenflügel blitzt, verrät, dass wir in der Zukunft sind. Sie schaut nach draußen und lächelt, dann steigt sie dynamisch federnd aus.

Der RE11 nach Luxemburg, den wir in Koblenz eigentlich hätten mitnehmen sollen, ist heute nicht dabei. Er wurde angeschossen zurückgelassen. Dem RE 1 tut die Trennung ganz gut, denn er lacht während der Fahrt wie eine Cartoon-Lokomotive. Die Frau mit dem Dicke-Beine-Saft setzt sich auf einen Vierer, ihr Begleiter (seine Beine sind auch dick, dazu zappeln sie andauernd) lehnt sich halb über sie.

Irgendwann weicht die Mosel der Saar. Der Fluss steigt aus der Wanne und der andere setzt sich hinein. Die Hänge sind bewaldet oder mit Wein bepflanzt, die Täler voller Obstbäume. Passend dazu kommen wir in Merzig an, wo ja ein berühmter Saft herkommt.

Noch ungefähr eine Stunde bis zum Ziel.


Im Lieblingshotel habe ich ein Zimmer nach hinten raus bekommen und das freut mich. Zwar hat man nicht den schönen Blick auf die Johanneskirche, erspart sich aber die nächtliche Folklore der Menschen, die sich auf den Treppen der Kirche ausgiebig der Selbstmedikation hingeben.

Als deutscher Beamter freue mich immer sehr auf das Ausfüllen des Frühstücksformulars. Hier bestellt man sich nämlich das Frühstück vor (süß, herzhaft, vegetarisch – man kann sein Frühstück aber auch reichhaltig in alle Richtungen pimpen und bekommt vor Ort morgens auch eigentlich alles nach, was man so braucht).

Nach einer kurzen Verschnaufpause laufe ich zur Saar. Ich möchte ja auch noch auf meine täglichen Schritte kommen. Hier ist alles Sonne und gute Laune. Im Bürgerpark trinkt das Jungvolk. Ein dicker Junge wird von einem anderen dicken Jungen in den Arm genommen und herzlich gedrückt. Beide sind sternhagelvoll.

Dabei fällt mir ein, dass ich heute fast auf den Tag genau 2,5 Jahre trocken bin.

In einem nahen Einkaufszentrum kann man in einem Keller-Aldi noch Wasser kaufen. Zehn Minuten vor der Schließungszeit strömen noch Massen an Menschen in den Laden. Vor dem Laden fixieren Sicherheitsmenschen einen jungen schwarzen Mann. Die Fixierung wird dann von zwei Polizeibeamten übernommen, welche herbeieilen. Als ich mit meinen Wasserflaschen wieder rauskomme, werden aufgeregte Blondinen in Hot Pants befragt, wobei die jungen Damen die kurzen Hosen tragen und nicht die Polizeibeamten.

Hinter mir sehen die Beschäftigten des Discounters so aus, als könnten sie auch mal eine Flasche Wasser vertragen.

Abends im Hotel sortiere ich noch meine Notizen.