Für eine Hotelnacht ganz ordentlich. Draußen auf den Innenhöfen sitzen junge Erwachsene. Sie trinken Bier und reden. Einer hat einen aufgeklappten Hefter und einen Stift dabei. Sie sehen aus wie eine Gruppe Studierende, die über eine geplante Inszenierung von Goethes Faust aus feministischer Sicht diskutieren.
Später wird noch laut „Ich liebe das Leben“ gesungen. Da stecke ich mir aber schon die Ohrenstöpsel in die Gehörgänge und es ist ruhig.
Mir träumt, dass ich mit meinem Bruder zusammen dessen Freunde J.M. besuche. Der ist Handwerksunternehmer und erzählt, dass er in den nächsten Jahren Rammstein-Konzerte veranstalten will. Allerdings machen im die Behörden Schwierigkeiten. Er versucht, sie mir zu erklären (liegt es an seinem Status als Handwerker? IHK?), aber ich verstehe ihn nicht. Es hat irgendwas mit Urlaubstagen zu tun.
Ich bin ab ca. 5 Uhr wach, bleibe aber noch liegen und ruhe mich aus. Mit dem Weckerklingeln aus dem Handy um 6 Uhr stehe ich auf. Eigentlich bräuchte ich jetzt erstaunlicherweise keinen Kaffee, aber ich habe die Bialetti Elettrika ja nun mal dabei und für die Wissenschaft brühe ich mir einen Espresso auf. Er schmeckt sehr gut. Das Schwammtuch, dass ich extra mitgenommen habe, leistet gute Dienste, als ich beim Eingießen plempere.
Frühstück. Es schmeckt gut. Diese „Overnight Oats“ von „3 Bears“ sind ganz lecker (ich mische sie mit Joghurt und frischem Obst), aber dieses ganze Eingeweiche empfinde ich als ein bisschen albern und übertrieben.
Nach dem zweiten (oder dritten?) Kaffee merke ich (immerhin), dass es jetzt gut ist mit dem Koffein. So weit ist es schon mit mir gekommen: Ich höre auf die Signale meines Körpers anstatt einfach so viel Kaffee wie möglich in meinen Körper zu schütten.
Trier Hauptbahnhof. Eine sehr große, dicke Frau schiebt eine Mobilitätshilfe vor sich her, die wie eine fahrbare Sitzbank aussieht.
Ein Rollator für Krieger.
Karl-Marx-Haus. Hier wurde der Bursche also geboren! Die Einrichtung ist weitgehend rekonstruiert. Der Garten wurde erst viel später wiederentdeckt. Das erheitert uns, denn wie kann man denn eigentlich einen Garten verlieren?
Die Ausstellung gefällt mir sehr gut. Sie ist kein Schrein oder so. Erst erfährt man etwas über Leben und Wirken von Marx, später dann über die Wirkung seiner Gedanken.
Mir scheint, dass Karl Marx sehr viel gedacht und sehr wenig gefühlt hat (allerdings kenne ich ihn ja nicht wirklich gut). Bei mir ist es in der letzten Zeit eher umgekehrt: Ich bin sehr viel mit Fühlen beschäftigt und würde gerne mal mehr Denken.
Der Marxismus speist sich wohl aus dem Humanismus und ist eine Form der Selbstermächtigung. Kein Wunder, dass viele Leute was dagegen haben, weil man sich selbst ermächtigte Leute ja schlechter ausbeuten kann. Das ist unabhängig zu sehen davon, was Leute später aus den Ideen gemacht haben.
Die Vorstellung einer mehr oder weniger naturgesetzmäßigen Entwicklung hin zum Kommunismus halte ich für falsch. Allerdings sind die Gedanken von Marx ja auch weiterentwickelt worden.
Wir leben erneut in einer Welt der Entfremdung und Vereinzelung. Wer sich vereinzelt ist nicht solidarisch und steht alleine dem System gegenüber. Er sitzt lieber alleine daheim vor seinem Netflix, anstatt sich mit anderen zu Vernetzen. In einer Welt, in der wir unglaubliche Mengen an Informationen und Wissen zur Verfügung haben und mit fast jedem Menschen in Austausch treten können, hilft als Herrschaftsinstrument nur die Ablenkung.
Es ist mehr „Brave New World“ denn „1984“.
Das sind so meine Gedanken, während ich durch die Ausstellung gehe.
Die Mittagsente im vietnamesischen Restaurant schmeckt genau so uninspiriert wie ich sie auch bestellt habe.
In Perl gibt es den GRÖßTEN DM-MARKT DER WELT!!
Wir machen eine Moselrundfahrt, die aus zwei Teilen besteht. Den ersten Teil verbringen wir auf dem Deck oben in der Sonne und als wir dann gut durch sind, gehen wir runter. Die Beschilderung für die Toiletten, die nach unten zeigen, halte ich erst für einen Witz, aber das Schiff hat tatsächlich einen Keller. Der Thronfolger lacht sich schlapp.
Ich trinke ein Kännchen Kaffee und altere schlagartig.
Nach der Rundfahrt gehen wir noch eine Runde über eine recht niedliche Kirmes am Moselufer.
Wir verabschieden uns am Saarbrücker Hauptbahnhof. Morgen werde ich früh wieder zurück nach Duisburg fahren und am Freitag sehen ich meinen Sohn schon wieder.
Im Hotel bin ich sehr müde. Innerlich brodelt es jedoch wegen einer Sache, die nichts mit diesem Tag, dieser Reise oder dem Thronfolger zu tun hat.
In den nächsten Tagen werde ich sehr auf mich achtgeben müssen.