Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-07-13 Sonntag

Eher schlechte Nacht. Träume irgendwie drückend. Viel Wachheit.

Um sechs Uhr aus dem Bett und nach dem Zähneputzen packe ich schon mal das meiste des Gepäcks zusammen. Die Travel Dudes (Taschen in Taschen) sind dabei sehr hilfreich. Ein Espresso will aber trotzdem gekocht werden. Die Bialetti bewährt sich sehr, ich muss nur genügend Zeit zum Abkühlen einkalkulieren, bevor ich sie einpacke.

In der frischen Morgenkühle gurren Tauben um die Wette.


Aus dem „Gleis 50“ am Saarbrücker Hauptbahnhof dringt mal wieder frühmorgendlicher Lärm auf die Straße. Die Reste der Nacht feiern hier leicht angeschlagen die vergorenen Kohlenhydrate. Es wirkt wie der Abschied von einer Trauerfeier.


Gestern habe ich mir auf der Rückfahrt von Trier nach Saarbrücken auf Wunsch des Thronfolgers Quizduell installiert. Von der bunten, sich ständig verändernden Oberfläche war komplett verwirrt. Der Thronfolger fand das sehr lustig: „Du bist ja ein richtiger Boomer!“ hat er ausgerufen, obwohl ich doch in Wirklichkeit Generation Dingsbums bin!

Irgendwann kam die Abfrage, ob ich der App erlauben soll, mir Mitteilungen zu schicken. Als ich den Thronfolger gefragt habe, ob ich das zulassen soll, hat er sehr laut gerufen: „MACH DAS BLOSS NICHT!!!“

Ich werde dann wohl wirklich alt.

Übrigens wird hier Werbung sehr perfide eingesetzt: Es geht den Machern der App offensichtlich nicht darum, mit der Werbung Geld zu verdienen, sondern den User mit ihr so sehr zu nerven, dass er Geld dafür bezahlt, nicht mehr von ihr belästigt zu werden. Das muss für die Erstellerinnen und Ersteller von Werbeclips auch irgendwie frustrierend sein, wenn man ihre Arbeit zur Abschreckung nutzt.


Der RE1 ist gut gefüllt, aber nicht voll.

Ich entdecke meine alten „Klassiker“ der klassischen Musik für mich neu:

  • Klavierkonzert Nr. 1 von Tschaikowski
  • Carmina Burana von Carl Orff

Die Musik hilft mir dabei, mich zu konzentrieren.

Es fehlen noch Beethovens 5. sowie die 9. Da muss ich mir mal schöne Aufnahmen von heraussuchen.


Ein junger Mann setzt sich mir gegenüber, schläft sofort ein. Er trägt Over-Ears und das bringt mich auf die Idee, auch meine großen Kopfhörer aus dem Dufflebag zu holen. Damit klingt die Musik gleich noch schöner.

Mein Geist gleicht gerade einem Orchester, welches eine Sinfonie spielt. Es klingt immer etwas nach.


Die Desinfektionstücher von Tempo in der kleinen Packung haben sich auf meinen Reisen bewährt: Die Packung lässt sich gut wieder verschließen und die Tücher riechen nicht so unangenehm.


Plötzlich – kurz vor Kobern-Gondorf („Wo war Gondorf als die Westfold fiel?“) – habe ich ein starkes Gefühl der Großartigkeit. Damit meine ich nicht meine eigene Großartigkeit, sondern die des Lebens in diesem einen Moment. Ist es nicht großartig, abwechselnd lesend und aus dem Fenster schauend durch eine so schöne Gegend kutschiert zu werden?


Der RE 5 ab Koblenz hat Verspätung. Für mich ist das die perfekte Gelegenheit, beim goldenen Bogen etwas zu „Essen“ zu holen. Da war ich schon ewig nicht mehr. Früher habe ich ungefähr einmal im Moment starke Lust auf solchen Fast-Food-Kram bekommen. Jetzt so gut wie überhaupt nicht mehr. Das Vertilgen der Mahlzeit am vollen Bahnsteig war eher ein Vergnügen der minderen Art. Jetzt ist es mit diesem (teilweise) verdaubaren Müll erst einmal wieder gut.

Als der Zug einfährt, geschieht ein Wunder: Die zahlreichen Einstiegswilligen (viele Fahrräder, viele Koffer) stellen sich beidseitig der sich öffnen Türen auf und warten, bis alle Passagiere ausgestiegen sind. Ganz so, als ob sie die Grundzüge der Physik verstanden hätten, dass nicht zwei Körper an ein- und demselben Platz sein können!

Ist das ein Glitch in der Matrix?


Auf den ersten Blick wirkt es so, als ob sich die Menschen in den vollgestopften Zügen wie Bekloppte von vorne nach hinten und wieder zurück bewegen.

Doch der Eindruck täuscht, denn in Wirklichkeit handelt sich bei dem Geschiebe um eine Form eines sowohl unkoordinierten als auch vollkommen idiotischen Tanzes.


Daheim packe ich den Dufflebag aus. Dank der Taschen in Taschen geht das fix. Danach passiert außer dem Füttern der Spülmaschine und dem Zubereiten des Essens für Montag (Bauernsalat mit grillten Paprika aus dem Glas, dazu TK-Falafel) nicht mehr viel.