Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-07-14 Montag

Mittelgute Nacht voller Erschöpfung.

Mir träumt von einer lockeren Abendrunde, in der jemand unbedingt eine Bier- und eine Weinsorte vorstellen will. Das Bier wird in einem schönen, kunstvollen Glas serviert. Obwohl ich natürlich keines trinke, weiß ich genau, wie malzig es schmeckt und kann kompetent über den Geschmack reden. Habe ich vielleicht heimlich getrunken? Ich kann mich nicht erinnern. Beim Rosé ist es ähnlich. Wir reden danach über Rotwein.


Ich stehe um zwanzig nach vier Uhr auf. Bei der morgendlichen Meditation gerät der Geist ganz schön auf Abwegen. Ins Kraftfutter kommen TK-Himbeeren und ein Apfel.

Auf dem Weg zum Bahnhof geht die Sonne zaghaft auf. Das innere Kind will hopsen. Vielleicht will es sich von seiner Traurigkeit ablenken. Man kann lieben und gleichzeitig loslassen.

Ich geben Hackengas, um den Zug um 5:36 Uhr zu bekommen, aber dessen Halt in Duisburg entfällt. Es fahren aber noch genügend andere Züge, z.B. der RE 5 in Richtung Koblenz (den kenne ich ja schon von gestern).

Noch immer ist mir die Vorstellung ein wenig fremd, dass sich Dinge auch im Laufe eines Tages ändern können. Ich muss mich nicht auf eine Emotion festlegen und dann den Tag dabei bleiben! Ich kann auch in eine Situation gehen und einfach schauen, was passiert und wie es sich entwickelt. Das ist mir noch immer neu.


Heute wurde mir mit einem Mal bewusst, dass ich langsam lerne, meinem eigenen Gefühl zu trauen. Zu lange habe ich mich von anderen Menschen oder auch von mir selber gasligthen lassen. Wobei es vollkommen egal ist, ob das Gaslighting aus Absicht (Bosheit), Versehen oder zum Selbstschutz geschehen ist.

Nun weiß ich, dass ich bestimmte Dinge wahrnehmen kann und dass das auch (zumindest meisten) mit der Realität korreliert.


Mittagspause. Ich laufe zum Florapark, meinem kleinen Versteck. Dieser Ort ist gleichsam entrückt wie ganz normaler Teil der Realität. Ein dicker Mann sitzt zwei Bänke weiter und trinkt eine Dose Bier. Ein anderer hat seine Baseballkappe tief im Gesicht und schaut neugierig. Im Hintergrund Geplärre vom Kinderspielplatz. Die Gänse liegen im Schatten wie Löwenmännchen nach erfolgreicher Fütterung. Zwei Muskelmänner spielen Frisbee.


Der Arbeitstag ist wieder gedrängt, dennoch kann ich einen gewissen Stolz beim Blick auf die heute erledigten Aufgaben entwickeln. Mir wird ein Lob der Vorgesetzten für eine von mir erstellte Umfrage in Aussicht gestellt. Eine der kommenden KI-Veranstaltungen ist schon überbucht. Ein wenig kriecht die Angst auf dem Rücken des Imposter-Syndroms an der Innenseite meiner Wirbelsäule hoch.


Auf dem Weg zum Hauptbahnhof kommt mir eine junge Frau in einem langen, weißen Kleid entgegen. Sie sieht darin sehr anlässlich aus.

Am Hauptbahnhof husche ich noch auf einen schnellen Strahl auf die Toilette. Am Ausgang steht die weibliche Kloperson wie eine Matrone. Fast hätte ich ihr meine gewaschenen Hände zur Kontrolle gezeigt.


War es in der Mittagssonne noch knackend heiß, ist es nun drückend schwül. Alle T-Shirts zeigen sich salzkrustenschwanger.


Daheim telefoniere ich mit meinen Eltern, räume ein wenig auf und mache Orga-Kram. Dann spiele ich eine Runde KCD2 und lade mir ungelesene Artikel aus Wallabag mit Calibre auf den E-Book-Reader.

Auf dem Schrittzähler sind über 20.000 Schritte und dafür bin ich mal gar nicht so sehr kaputt.