Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-07-16 Mittwoch

Mittelgute Nacht.

Mir träumt, die Zombieapokalypse kommt über die Welt. Die Menschen rücken – nach Infektionsgrad getrennt – enger zusammen. Ich gehe nach oben unters Dach, denn dort haben wundertätige Kleinkinder aus Decken und Kissen einen magischen Kokon gebaut, in dem ich mich verstecken will. Als ich in den Kokon gekrochen bin, höre ich Geräusche. Jemand kommt ins Zimmer! Es handelt sich um einer der schwarzen Mädchen, die im ersten Obergeschoss wohnen. Wir unterhalten uns durch ein Loch im Kokon über Rassismus und Zombies. Dann läuft sie wieder schnell nach unten zu den eigenen Leuten.

Ich stehe um vier Uhr zwanzig auf. Bei der Meditation wandert der Geist immer wieder von dannen.

Mir gefällt das sehr frühe Aufstehen, denn so früh ist die Stadt noch ruhig und ich habe viel Zeit.

Nach dem Frühstück (Kraftfutter mit Weintrauben und Banane, dazu milder Joghurt) drehe ich schon mal die Morgenrunde. Dabei steuere ich noch mal den Karton von gestern an und nehme noch zwei kleinere Gläser mit. Ich verstaue sie im faltbaren Einkaufsbeutel und wieder freue ich mich diebisch.

Auf dem Kaiserberg setze ich mich auf eine der Bänke an der Wiese neben dem Zoo und schreibe diese Zeilen.

Der Angstknoten ist heute wie gestern sehr klein. Bin ich mehr im Hier und Jetzt, lockert sich der Knoten. Wandert der Geist in Vergangenheit und Zukunft, kommt immer wieder eine Schnur aus Angst hinzu und der Knoten wird dicker und fester. Bin ich im Hier und Jetzt kann ich auch viel besser die guten Momente in meinem Leben entdecken (so wie letztens auf der Heimfahrt aus Saarbrücken, wo mir die Großartigkeit der Landschaft, die Großartigkeit des Augenblicks bewusst wurde) und genießen kann.


In der letzten Zeit nutze ich meinen Wäschetrockner kaum noch und hänge die Wäsche lieber auf den Ständer. Damit möchte ich vor allen Dingen Strom sparen. Heute habe ich doch mal aus Gründen eine Ladung Buntwäsche in den Trockner geworfen und das fühlt sich für mich plötzlich wie ein unglaublicher Luxus an.


Früher (vor dem Krieg) hörte ich sehr gerne den Podcast „Küchenradio“. Das sind so richtige Podcast-Urgesteine in Deutschland und im Internet. Dann hörte ich irgendwann mal eine Zeit lang keine Podcasts mehr. Vielleicht hatte ich keine Lust, vielleicht war ich depressiv oder vielleicht musste ich auch zur Fremdenlegion gehen, weil man mich eines Verbrechens bezichtigte, welches ich aber nicht begangen hatte. Danach dachte ich wohl irgendwie, dass es den Podcast nicht mehr gäbe und gestern las ich bei „Es Regnet“ von einem Treffen mit Andreas Baum und da dachte ich: „Nanu? Ist das nicht Onkel Andi vom Küchenradio?“. Eine kurze Googlerei (eigentlich nutze ich ja inzwischen Kagi, aber „Kagiieren“ klingt so doof!) später freute ich mich über ein erneutes Podcast-Abo beim Küchenradio. Die letzte Episode ist von April 2024, aber offiziell ist der Podcast ja nicht eingestellt.


Zum sehr frühen Mittag die erste Hälfte der vorbereiteten Tortellini mit Gemüse. Da ich ja immer sehr früh aufstehe und frühstücke habe ich auch immer sehr früh Mittagshunger. Komischerweise macht mir das dann mehr aus als das Fasten am Nachmittag.

Momentan habe ich das Gefühl, als würde mein Körper rigoros alles ratzfatz verstoffwechseln, was ich ihm so zuführe. Besser, als wenn mir alles in der Hose hängen bleibt!


Am Nachmittag ziehen Regenschauer über das Land und über meine Seele. Mehr und mehr gehe ich in den Modus, in dem ich mir am liebsten eine Decke über den Kopf ziehen und mich schön in eine andere Welt kuscheln möchte.

Auf der anderen Seite kann ich jetzt auch mit einer „Habichsdochgesagt!“-Haltung am der Balkontür stehen, nach draußen schauen und stolz darauf sein, dass ich heute Morgen schon in aller Herrgottsfrühe schon fast die Hälfte meiner Tagesschritte gemacht habe.

(Ist „Herrgottsfrühe“ nicht ein wunderschönes Wort?)


Aus Gründen (meine Eltern kommen mich am Sonntag besuchen) muss ich mal meine Wohnung halbwegs komplett auf Vordermann bringen. Mein Leben mag ich ja inzwischen „in den Griff“ zu bekommen – für meine Wohnung gilt das ja nicht. Also schwinge ich den Staubwedel und arbeite mich durch das Schlafzimmer. Dabei dringe ich in Regionen vor, die seit Äonen kein Mensch mehr betreten hat. Ein ganz Müllsack ist am Ende voll und ich muss das Putzwasser mehrfach wechseln. Am Ende bin ich glücklich und mir ist leicht schwummerig. Letzteres, weil ich heute mal nach längerer Zeit so viel Kaffee wie sonst üblich getrunken habe. Da Koffein den Blutzuckerspiegel senkt (deswegen ja auch „Kaffee und Kuchen“) und ich mich ungewohnt bewege (meist gehe ich ja nur), scheint es ein wenig knapp zu werden im Blut. Nach dem Putzen ruhe ich also ein wenig und gehe dann zeitig zu Bett.

Der innere Kritiker meckert allerdings trotz des sauberen Schlafzimmers, denn man hätte ja auch noch mehr machen können!

So ein Arschloch!