Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-07-21 Montag

Eher unruhige Nacht. Die Wärme und das viele Essen verhindern einen guten Schlaf. Allerdings liegt mir das Essen nicht unangenehm im Magen. Ich muss selten auf die Toilette.

Mir träumt, ich bin auf der Arbeit und Du bist auch da. Du hast Dir eine Decke über die Schultern gelegt und siehst krank aus. Ich frage Dich, wie es Dir geht und Du lächelst und sagst: „Nicht gut!“ Doch bevor ich fragen kann, was los ist, kommt ein Kollege vom IT-Support und will bei mir ein „Switch-Board“ installieren. Als ich in mein Büro komme, hat er sich schon meine Umhängetasche gegriffen und prüft nach, ob das Switch-Board (so eine Art Tablet) dort hineinpasst. Er sagt, dass ich das Board testen soll. Ich bin fasziniert, aber gleichzeitig sind alle meine Gedanken bei Dir. Der Mann soll sich beeilen, denn Dir geht es nicht gut!


Ich komme nach der Nacht schlecht aus dem Bett. Der viele Sozialkontakt der letzten Tage fordert seinen Preis. „Sozialkater“ würde Blognachbar Christian das nennen. Irgendwann kämpfe ich mich dann doch aus den Federn.

Die Waage moppert rum und ich muss die Batterien wechseln. Was Gewichtsschwankungen angeht, gibt es einen neuen Rekord: Von 105 kg gestern auf 108 kg heute. Inzwischen juckt mich das aber nicht mehr so, denn das Essen von gestern ist ja noch immer in mir (wenn ihr versteht, was ich meine). Dazu war es ungewöhnlich viel und ungewöhnlich salzig. Dazu kommt noch diese Wärme, wo ich immer leicht aufdunse.

Für einen kleinen Moment überlege ich, das Frühstück ausfallen zu lassen. Dann aber fällt mir ein, dass man mir in der Klinik beigebracht hat, dass das ein typisches Muster bei Essgestörten ist: Man glaubt, mit solchen Maßnahmen die erhöhte Kalorienzufuhr ausgleichen und damit das Über-Essen rechtfertigen zu können. Auch hat das Ausfallen-Lassen etwas von Bestrafung („Vergib mir Vater, denn ich habe gesündigt!“). Also frühstücke ich meine übliche Portion Kraftfutter und heute mittag wird es mit einem belegten Baguette eh eine etwas kleinere Mahlzeit geben. Es ist besser, wieder in die gewohnte (in meinem Fall ja auch recht gesunde) Ernährung zurückzufallen anstatt wieder in die Extreme zu gehen.


Auf der einen Seite ist bei Sozialkater (ich mag den Begriff) der heutige Thekendienst sicher nicht das Beste ist, auf der anderen Seite begreife ich während der ruhigen Zugfahrt, dass ich mir auch selber meine Inseln des Alleinseins schaffen kann.


Geburtstag-Nachklapp: Meine Eltern haben mir gestern auch einen Badezimmerteppich (heißt das nicht „Vorleger“ oder so?) mitgebracht, den sie sich mal gekauft hatten, ihn dann allerdings doch nicht benötigen. Technisch gesehen ist das damit auch ein Geburtstagsgeschenk, finde ich. Ich freue mich schon tierisch auf den heutigen Abend, wo ich zum ersten Mal nach einer erfrischenden Dusche meine zarten Füßchen (in Wirklichkeit hornige, behaarte Pranken) in den Flausch hineinsinken lassen kann.


Im Dienstgebäude werden die Gemüse- und Obstkörbe aufgefrischt. Ich hole mir einen Apfel (darf ich das überhaupt? Immerhin wohnen wir hier in dem Dienstgebäude ja nur zur Untermiete! Allerdings dient unsere Arbeitskraft ja auch der Behörde, bei der wir wohnen, also wird es egal sein.).

Es heißt doch so schön:

An apple a day keeps the doctor away.

Da ich bereits im morgendlichen Kraftfutter einen Apfel hatte, stellt sich mir die Frage, was passiert, wenn man zwei Äpfel am Tag isst: Hält man damit zwei Ärzte von sich fern oder heben sich die Äpfel gegenseitig auf?


Ich quäle mich ein wenig durch den Arbeitstag, weil es warm und meine Batterie so leer ist. Ein paar anregende Gespräche mit einer Kollegin helfen mir über manch müden Punkt.

Jetzt bemerke ich erst, wie leer meine innere Batterie so ist und ich bin heilfroh über die zwei kommenden Tage im Homeoffice. Allerdings ist momentan bei uns ein recht hoher Krankenstand und vielleicht melde ich mich freiwillig (heldenhaft) zum Präsenzdienst.


Abends koche ich gefüllte Paprika (die grünen Paprika!) mit Reis, Räuchertofu Zucchini aus dem elterlichen Garten und sonst noch so allerlei Zeug. Von der Füllung ist noch reichlich übrig, die drei Paprika (für jeden der folgenden Tage eine) sind bis zur Oberkante vollgestopft. Wahrscheinlich werde ich den Rest der Füllung mit Ei und Haferflocken mischen und als Bällchen braten. Dann bin ich weitere zwei bis drei Tage versorgt. Es fühlt sich gut an, so viel Essen selber zu kochen. Ich hätte früher nie gedacht, dass das für mich mal so normal werden würde.