Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-07-23 Mittwoch

Pause im Wald. Ich dampfe wie in Brauereipferd bei Frost. Es dauert nun länger, bis es hell wird. Vielleicht sind deswegen noch weniger Menschen im Wald als sonst. Auf dem Waldweg habe ich ein Reh gesehen, das hat mich gefreut. Nachher werde ich am Wildschweingehege vorbei gehen, das freut vielleicht die Schweine. Das Reh hat niemand gefragt.

Unruhige Nacht mit vielen Struller-Unterbrechungen. Mir träumte, ich würde eine junge Frau, fast noch ein junges Mädchen (bin ich der Einzige, der mit „junges Mädchen“ eher einen weiblichen Teenager, einen Backfisch, meint?) begegnet mir. Sie ist sehr hübsch mit ihren braunen Augen und dem dunkelbraunen Haar. Sie schaut mich entgeistert an. Auf meine schüchterner, irgendwie schuldbewusste Frage, was denn los sei, erklärt sie mir, dass sie schon immer mein Bild vor ihren Augen habe. Sie würde von mir träumen, ihr ganzes Leben lang. Zum Beweis zeigt sie mir Kinderzeichnungen, einen ganzen Stapel gibt es davon. Tatsächlich: Der Mann auf diesen Bildern bin unbestreitbar ich selber: Mit langem Haar, mit kurzem Haar, mit Bart und ohne. Auf den Malereien und Zeichnungen erleben wir wundersame Abenteuer, z.B. schweben wir als Hummeln über den Warteinsel aus Feuer. Wir entdecken neue Kontinente und laufen über den Himmel. Ich bin unglaublich berührt, kann kaum atmen. Diese ganzen Geschichten hätte ich mir genauso gut selber ausdenken können. Wie konnte das geschehen? Wie sollte es jetzt weitergehen? Ich schäme mich für die Welle aus Begierde, die über mich kommt.

Dann wache ich auf, denn ich bin bei Flöte in Köln zu Besuch und übernachte in seiner Bude. Als ich mir eine winzige Scheibe Brot mit einer absurd großen Menge Butter beschmiere, kommt Flöte nach Hause. Ich erzähle ihm den Traum und er findet das irgendwie lustig.

Dann wache ich wirklich auf.


Zurück im Wald trinke ich meinen Morgenkaffee und genieße die Stille. Nur das Geklapper der Tastatur ist zu hören. Eine alte Frau walkt durch den Wald. Wenn jemand früher diesen Satz gelesen, hätte er sich sicher gefragt, warum die Frau die Wäsche im Wald macht.


Auf dem Rückweg beginnt es zu regnen. Die Softshell-Jacke tut, was eine Softshell-Jacke tun muss. Praktisch die Kapuze mit eingebautem Mützenschirm. Ich bin zufrieden.


Die erste Ladung selbst gemachter Joghurt ist heute Morgen fertig. Von der Konsistenz her sieht die weiße Pampe ja schon mal gut aus. Allerdings kann ich sie noch nicht probieren, weil sie ja erst noch im Kühlschrank ruhen soll. Mit einem gekauften oder selbst gemachten Joghurt kann ich (bei 150 Gramm auf 1 Liter Milch) also 3 Liter Milch impfen – das wären dann 7 Gläser Joghurt (6 Gläser + dem Ausgangsglas) und damit hätte ich eine ganze Woche abgedeckt. Morgen werde ich mal eines von den frischen Gläsern testen. Ich bin gespannt!


Plexi-Abo gekündigt. Ich habe ja bei Plexi einen „Raum“ eingerichtet, wo ich ihm (natürlich ist Plexi ein Mann – immerhin ist er ein Klugscheißer vor dem Herrn!) Fragen zu Kingdom Come: Deliverance 2 stellen kann. Dadurch muss ich Plexi z.B. nicht immer wieder erklären, dass ich ihm Fragen zu einem Computerspiel stelle und nicht zu realen Schwertkämpfen in der wirklichen Welt. Nun hat Plexi in letzter Zeit damit begonnen, diese Anweisungen immer wieder zu ignorieren. Da ich wegen der schlechter werdenden Ergebnisse der „normalen“ Sprachmodelle meist nur noch „Deep Reasearch“ (also Deep Reasoning) verwende und die Antworten immer recht lange auf sich warten lassen, ist das natürlich nervig.

Gestern habe ich Plexi dann nach einem bestimmten NPC aus dem Spiel gefragt. Der NPC heißt Knacker. Plexi hat dann über Hacking und Strafrecht schwadroniert. Als ich dann darauf hingewiesen habe, dass er sich doch an seine Anweisungen halten solle, kam ein wirklich wirres Pamphlet heraus, in dem die verschiedensten Figuren, Quests und Orte aus beiden Teilen des Spieles (und möglicherweise auch aus anderen Computerspielen) wild miteinander gemixt wurden. Eine Art Fiebertraum in Textform. Die KI kriegt Logorrhoe.

Nachdem Plexi selbst einfache Fragen wie z.B. nach Einstellungen in bestimmten Apps nur noch im Prinzip mit „Guck doch selber!“ beantwortet, ist für mich nur noch die Bildbeschreibung als möglicher Anwendungsfall übrig geblieben und da sind mir mehr als 20 Euro im Montag einfach zu teuer.

Auf der Arbeit (wo ich neuerdings Plexi für bestimmte Aufgaben benutzen darf) habe ich eh keinen Bedarf, da für mich als Rechercheur diese Sprachmodelle als „Recherche-Tool“ mehr Arbeit verursachen als dass sie mir welche abnehmen.

Mal schauen, wann der Spuk mit den großen Sprachmodellen vorbei ist.


Ich quäle mich ein wenig durch den Arbeitstag. Mittags brate ich die (reichlich) übrig gebliebene Füllung der Paprika mit Haferflocken und Maismehl zu kleinen Frikadellen. Am Nachmittag lese ich etwas zum Einsatz von „KI“ in der IT-Sicherheit und das ist alles haarsträubend.

Nach Feierabend ist endlich mal wieder Arbeit am Roman angesagt. Spontan packe ich das MacBook ein und laufe zur Universitätsbibliothek doch dort ist es recht voll. Da habe ich eine spontane Idee und sie erweist sich als goldrichtig, denn auf der Bank mit Tisch im Stadtwald unweit des Gottesdienst-Platzes kann ich wunderbar ruhig im Grünen sitzen und ungestört eine Szene überarbeiten.

Dabei muss ich erst einmal tief in die Gefühle gehen und da es in meinem Roman hauptsächlich um sehr schlimme Gefühle geht, ist das ziemlich anstrengend.