Halbwegs gute Nacht.
Mir träumt, ich bin bei meinen Eltern zu Besuch und wir wollen gemeinsam eine Veranstaltung besuchen. Vorher mache ich aber einen Spaziergang zu dem Gelände auf der anderen Seite der Schienen. Hier gibt es Lagerhallen und Supermärkte. Auch eine Kneipe mit unglaublich vielen Glücksspielautomaten. In die gehe ich hinein und bestelle mir spontan ein großes Bier. Ich bezahle es auch direkt in bar (2,80 Euro, ich gebe 3 Euro). Nach dem Bier habe ich ein schlechtes Gewissen. Dann muss ich mich beeilen, rechtzeitig wieder zu meinen Eltern zu kommen, denn wir wollen ja noch einen Tisch reservieren!
Wir laufen sehr schnell zum Veranstaltungsort. Unterwegs treffen wir Leute, darunter auch eine schöne Frau. Wir unterhalten uns angeregt über Elektronik-Marken, denn ich habe mir letztens in einem Getränkemarkt nach einem Auftritt von Gerhard Schröder spontan einen Schallplattenspieler gekauft. Der passt eigentlich nicht in mein winziges Ein-Zimmer-Appartement, aber ich bin trotzdem stolz auf ihn. Die schöne Frau und ich verlieren uns immer wieder aus den Augen, aber sie wartet auf mich. Kinder springen in Eispfützen, was mich sehr ärgert.
Ich stehe um vier Uhr morgens auf. Das Kraftfutter gibt es heute noch einmal mit Blaubeeren. Ich muss unbedingt neues Obst einkaufen.
Ich laufe durch die Immermannstraße. Der Himmel wird heller, aber er hat sich noch nicht für eine Farbe entschieden. In den Auslagen bunte Figuren aus Plastik und aus Porzellan. Eine Tänzerin, ein Harlekin, ein Krieger. Traurigkeit macht sich in mir breit, dass ich diesen Moment, so wie ich ihn empfinde, nicht mit jemandem teilen kann. Dann fällt mir auf, dass ich doch genau das hier tue.
Darüber muss ich mal nachdenken.
Ich breche die „Trilogie der Stadtwerke“ ab, denn mir ist es zu verkrampft betont lässig. Die Helden der Geschichte sind unerträglich gut und alles dampft vor Lockerheit. In den 90ern hätte ich es wahrscheinlich faszinierend gefunden, dass es Menschen gibt, die Menschen des gleichen Geschlechts oder aller Geschlechter oder ganz viele davon gleichzeitig lieben können und trotzdem total cool sind, aber mich langweilt dieses hymnische Abgefeiere zu Tode. Die Coolen sind unkaputtbar (zumindest bis jetzt) und entweder sind bleiben es oder sie werden der Dramaturgie zuliebe geschlachtet.
Ich mache von meinem Grundrecht des Lesers Gebrauch und beende die Lektüre.
2 Antworten
Spannend. Ich bin mir sicher, dass ich die Trilogie der Stadtwerke in der Hand hatte – vielleicht sogar gelesen habe(?) und ich erinnere mich an komplett NICHTS. Insofern scheint es nicht sehr nachdrücklich gewesen zu sein.
Das Werk war (so weit ich gekommen bin) auch nicht total schlecht, eher nur „nett“. Dann doch lieber Mantels „Falken“!