Mittelgute Nacht.
Mir träumt, ich bin bei den Eltern zu Besuch. Mein bester Freund Flöte kommt vorbei, schläft aber direkt im Sessel ein.
Ich stehe gegen sieben Uhr auf. Bin noch ganz schön kaputt von der Woche. Ins Kraftfutter mische ich aufgetaute TK-Sauerkirschen.
Die gestrige KI-Fortbildung wirkt auch mich jetzt wie ein Fiebertraum. Wie schnell und ohne jegliche Sachkenntnis man heutzutage mit den „richtigen“ Werkzeugen etwas überzeugend Aussehendes produzieren kann, was (zumindest vordergründig) auch noch funktioniert!
Wir haben (fast) eine App gebaut, mit der Gastronomen in Berlin eine Sondernutzungserlaubnis für Außengastronomie beantragen können, ohne dass jemand von uns wirklich Ahnung von der Materie hat – weder von der juristischen, der organisatorischen noch der technischen Seite.
Allerdings habe ich den starken Eindruck, dass wir als Gesellschaft jetzt noch viel mehr als früher an der Oberfläche ertrinken.
In der Stadt hole ich meine Lieblingstasche beim Pelzlederschneider ab. Ich zahle für die Reparatur nur fünf Euro, also stecke ich noch ein Zwei-Euro-Stück ins Kaffeekassensparschwein.
Dann geht es in die Stadtbibliothek, dort schreibe ich am Roman, bzw. arbeite schon mal ein Kapitel vor, damit ich es demnächst an die Lektorin schicken kann. Ich bin gar nicht mal so unzufrieden.
Menschenbeobachtung: Ein Bus fährt an mir vorbei. Die Fahrerin ist eine sehr hübsche junge Frau mit Kopftuch. Mein Herz füllt sich mit Wärme und der Hoffnung, dass sich doch etwas ändern kann in unserer Welt.
Mittags Spitzkohl mit Krakauer. Die Soße aus Soja, Wurstschwitze und Chili schmeckt einen Tag nach dem Kochen extrem lecker.
Der Kohl hält allerdings nicht lange vor, aber ich bin es ja gewohnt, zu fasten.
Die IP-Kamera, die ich mir letztens im Zuge geistiger Umnachtung und aus Neugier gekauft habe, funktioniert. Ich kann jetzt von überall her die Tür meines Wohnzimmers, das Sofa oder die Terassentür betrachten. Vielleicht stelle ich sie ja während meiner Reise in der Küche auf, denn dort sind ja mit Herd, Spül- und Waschmaschine die größten Gefahrenquellen.
Abends noch ein Waldspaziergang. Irgendwo Richtung Mülheim bumst bassige Musik. Sommerfestfeeling. Ich vermisse den Alkohol und würde jetzt gerne Bier aus Plastikbechern trinken. Das geht dann aber wieder weg.
Statt Partsuff lese ich auf einer Bank im Wald ein paar Seiten „Die Falken“.