Mittelgute Nacht ohne Ohrenstöpsel. Es ist nämlich recht ruhig hier, seitdem das Bife geschlossen hat.
Mir träumt, ich treffe meine Jugendliebe C. wieder. Sie sieht toll aus! Wir unterhalten uns angeregt. Dann muss ich aber zum Einsatz. Ich schnalle mich vor den Rechner und schalte die vielen Monitore ein. Dann steuere ich einen Panzer. Wir geben Feuerunterstützung für den Angriff auf die Festung. Als die Männer vorstürmen, kommt ihnen ihrerseits ein feindlicher Panzer entgegen. Ich bedecke ihn mit einem Hagel Geschossen aus der Revolerkanone. Die Waffe sirrt und überall auf dem Feind blitzt es auf. Ich höre erst auf zu feuern, als mir der Bordcomputer sagt, dass die feindliche Besatzung ihren Panzer verlassen hat. Zurück in der Basis sollen wir geehrt werden. Ich begegne C. wieder, die sehr sexy angezogen ist. Sie macht mir deutliche Avancen und fragt, ob wir uns nicht am Freitag treffen könnten. Ich sage zu und weiß, dass die Tage mir lang werden.
Der Traum kommt sicher daher, dass ich gestern die Geschicht von Lyduska gehört habe. Die Fotos der Frau haben mich sehr an C. erinnert.
Ich stehe um halb sieben Uhr auf. Schlafen ohne Wecker ist schön.
Das Frühstückslokal, welches mir der Thronfolger empfohlen hat, hat seinen Namen gewechselt und macht erst um 8 Uhr auf. Im Internet stand jedoch 6 Uhr. Zum Glück stehe ich erst jetzt vor der Tür und nicht ganz so früh. Kurz überlege ich, ob ich nicht doch zur Europa-Bäckerei mit den leckeren Burek gehen soll, doch ich entscheide mich lieber dazu, noch ein paar Schritte zu gehen. Besser zu warten, als mir hungrig das viele gehärtete Fett hinunter zu schlingen.
In einem nahen Café (hier ist eigentlich alles nah) trinke ich Espresso. So sehr ich den Kaffee hier mag, vermisse doch langsam mal eine große Tasse Kaffee „Tedesco“.
Am Hafen laufen Männer mit Laubbläsern herum und blasen alles, aber kein Laub.
Der Espresso belebt mich. Die eigentlich viel zu laute Radio-lala-Popmusik auch. Es könnte mir schlechter gehen.
Später gehe ich dann ins Frühstückslokal. Spiegeleier auf Toast mit Bacon. Alles sehr lecker und mit Meerblick. Dazu weiter Espresso. Mit dem Wasser, dass man hier immer dazu bekommt, lasse ich mir Zeit.
Ich versuche, eine Zeit lang nichts zu tun. Die Gedanken kommen und gehen. Manchmal lasse ich mich von ihnen einfangen. Ich muss an das Buch „Molwanien – Land des schadhaften Lächelns“ denken. Besonders die (fiktive) Redewendung darin „Ich verspüre beträchtliches Aftersengen“ lässt mich immer wieder Auflachen.
Langsam komme ich runter. Schaue aufs Meer, beobachte die Leute. Dann lese ich mich ein wenig durch Mastodon. Das darf auch sein. Ich darf ja auch Dinge tun, auf die ich Lust habe.
Das iPad wird recht schnell warm. iPad OS 26 scheint es doch zu fordern. Der Akku entlädt sich zügig bei der Nutzung. Vielleicht sollte ich mal über einen Batterietausch nachdenken, denn ich bin mit dem Gerät ja sonst noch sehr zufrieden. Da bin ich dann doch wieder im Planungsmodus.
Am Morgen fuhr ein Kreuzfahrtschiff in den Hafen ein. Die „Norwegian Pearl“. Am Mittag ist die Stadt voll von kurzbehosten Männern und Frauen mit Stadtplänen in der Hand. Viele Amerikaner sind dabei. Mich nervt die Fülle, obwohl ich doch auch Teil davon bin. Lächelnd versuche ich, am Rand der Gasse vorbei zu gehen.
Der Mann mit dem spitzen Strohhut am Tito-Platz hat sich in eine junge Frau verwandelt. Sie spielt Gitarre.
Platz auf einer der Bänke an der Marina. Trotz bedecktem Himmel ist es unglaublich hell. Bin froh über die magentischen Sonnbrillenaufsätze.
Die Fischrestaurants haben heute beide geschlossen. Das ist ein wenig ärgerlich. Ich kann den Ärger aber gut einfangen. Weil der Hunger gegen 13:30 Uhr langsam sehr groß wird, gehe ich ins „Rock Café“ und esse eine Frutti die Mare. Eher systemgastronomisch, aber ganz in Ordnung. Danach esse ich ein Limoneneis, welches sehr sauer ist. Laufe ein bisschen herum. Plötzlich stehe ich vor der „Ribja Cantina“ (Fischrestaurant), in dem der Thronfolger und ich im letzten Jahr waren. Das Restaurant gibt es also doch noch! Ich beschließe, hier morgen zu mittag zu essen.
Ab Nachmittag wachsende Unruhe. Bekomme Angst vor dem nächsten Tag, weil der ja nicht verplant ist. Spüle die Gefühlskanäle mit Musik durch. Sitze wieder am Hafen. Verspüre großen Widerstand dagegen, zu mir selber zu kommen. Habe ja 50 Jahre lang geübt, das nicht zu tun. Allerdings helfen mir jetzt die Übung durch Therapie und Mediation dabei. Beruhige mich wieder.
Gedanken über meinen Großvater, der im Krieg unter anderem in Belgrad war, wobei niemand in der Familie etwas darüber weiß. Bei den vielen Dingen, die ich in den letzten Jahren über die Geschichte des Balkan gelernt habe, beschließe ich, mal Nachforschungen anzustellen.
Am Platz hinter dem Hostel gibt es einen Brunnen, wo kleine Wasserfontänen in wechselnden Farben beleuchtet werden. Hier kann man vor dem Schlafengehen noch ganz gut sitzen. Ab und zu rennen Kinder schreiend durch das Wasser. Ganz feine Nieseltropfen kommen runter. Ein Kindergeburtstag jubelt über den Platz. Ein kleines Mädchen trägt eine Mütze aus Pappe, der Rädelsführer hat ein Wassersturmgewehr. Zuckerrausch und Bewegungsdrang. Pizzastücke und Rennen.
Komme langsam wirklich zu mir. In Nova Gorica war so viel Neues, dass ich ständig im Außen war. Hier ist mehr Zeit für mich selber. Ich kann auch bestimmte Emotionen hier besser zulassen.
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