Mittelgute Nacht. Ich wache nicht mehr so häufig auf. Einmal um drei Uhr, dann erst gegen sechs Uhr.
Die Meditation klappt mittelgut. Der Geist ist natürlich unruhig, hat viele Eindrücke.
Das Frühstück ist wirklich in Ordnung für 8 Euro, aber ich werde mich umorientieren müssen. Für jeden Gast gibt es in einem Kühlschrank ein eingeschweißtes Essen, bestehend aus Schinken, Salamit und Käse. Dazu eine Schale Obst (Melone). Hier frühstückt man natürlich eher italienisch mit viel Zucker und Weißbrot. Das ist alles durchaus schmackhaft, aber nix für die Vollkornkartoffel, die ich nun mal bin.
Nova Gorica, Slowenien. Auch hier wie in Koper wieder diese Trennung zwischen der eigentlichen Stadt und einem hypermodernen Gewerbegebiet mit HYPERMARKET und allen denkbaren deutschen Ketten. Ich kaufe Duschgel und Shampoo im dm, denn mir gehen diese kleinen Packungen im Hotel auf die Nerven.
Gorizia. Italien, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Auf dem Siegesplatz wird es schon heiß. Ich schaue mich nach möglichen Restaurants für das Mittagessen um.
Aufstieg zum Castello. Er ist sehr steil. Habe irgendwie wenig Kraft heute.
Die Burg ist sehr burgig. Die Ausstellung hat wie immer das Problem, dass sie nicht weiß, was sie eigentlich zeigen will: Das Leben in einer Burg? Die Geschichte der Grafschaft Görtz? Oder 1.000 nachgebaute alte Musikinstrumente?
Der Saal für die Kriegsknechte („Rittersaal“ genannt) zeigt gut ausgewählte Blankwaffen, anhand derer man die Entwicklung zu immer stärkeren Waffen ablesen kann – wenn man denn zu schauen weiß. Aber es gibt wenig Kontext. Nur ein holographischer Narr erzählt was von Steigbügeln und Armbrüsten. Er nervt. Diese ganze multimediale Gedudel nervt. Sprechende Porträts an den Wänden sind sogar richtig unheimlich. Nur im größten Saal gibt es eine sehr stimmungsvolle Projektion an drei der vier Wände. Die Aufsicht macht extra für mich den deutschen Film an. Deutsch sind die erklärenden Texte, sonst kommt der Film nur mit Musik und Geräuschen aus. Kurz vor Schluss kommen ganz viele kleine Kinder rein. Die sind total niedlich.
Selbst in der Kapelle sind diese doofen Musikinstrumente zu finden. Wie eine Plage, welche sich durch die ganze Burg frisst.
Ich habe so ein Tablet, mit dem ich durch die Burg navigieren kann. Es quakt auch, so wie alles hier.
Ganz oben unter dem Dach stehen Dioramen. Es ist eine museumspädagogische Zeitreise in die achtziger Jahre.
„The Great War Museum“.
Ein Museum zum ersten Weltkrieg. Die Frontlinie (Isonzo-Front) verlief direkt an Goriza vorbei. Es gab durch die Artillerie sehr viele Zerstörungen in der Stadt. Goriza wurde dann irgendwann von den Italienern erobert. Später haben die Österreicher noch einen Durchbruch erzielt, kamen aber nur wenige hundert Meter weit.
Stellungskrieg im Karst: Wenig Wasser, überall Löcher. Das Gestein hier splittert unter Artillerie-Beschuss. Die Lebensbedingungen waren für die Soldaten beider Seiten sehr hart. Es gab ständig Kämpfe unter massivem Artillerie-Einsatz. Auch Giftgase wurden eingesetzt.
Ein wichtiger Aspekt: Das moderne Italienisch entstand z.T. in den Gräben des ersten Weltkriegs. Die Soldaten kamen aus allen Gegenden Italiens und sprachen ganz unterschiedliche Dialekte. Also musste man musste sich irgendwie verständigen und es entstand so eine Art Pidgin-Italienisch. Viele Soldaten lernten in den Gräben auch erst lesen. Sie bekamen durch den Kriegseinsatz und den Kontakt zu Italienern aus anderen Regionen zum ersten Mal das Gefühl einer Nation.
Die Versorgung der Italiener wurde im Kriegsverlauf besser, die der Österreicher, Ungarn und Deutschen immer schlechter (durch die Blockade).
Ich esse in einer Osteria unterhalb der Burg drei Panini. Eines davon ist mit rohem Schinken, Blauschimmelkäse und Feigen (o.ä.) belegt. Sehr, sehr lecker!
Dann laufe ich noch durch die Stadt. Es ist heiß. In einem italienischen Supermarkt kaufe ich mir Erdnüsse und eine kleine Tüte Chips, denn ich habe große Lust auf Salz. Nach dem Snack laufe ich zum Hotel. Bin sehr kaputt.
Im Hotel lege ich mich erst einmal aufs Bett. Die Dusche danach tut sehr gut. Die haben hier eine regelrechte Duschapparatur mit ganz vielen Düsen dran. Erst fürchte ich mich vor dem Teil, aber dann ist das Brausen sehr angenehm.
Ich bin froh, dass ich mich nicht aus Pflichtgefühl noch zu irgendwas Touristischem gezwungen habe. Nach zwei Museen und mehr als 19.000 Schritten in brüllender Hitze darf man auch Feierabend machen!
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