Diese Nacht ist besser als die letzte.
Mir träumt, ich würde beim Gericht arbeiten und Schriftverkehr mit Angeklagten und deren Anwälten bearbeiten. Auf haltlose Eingaben eines Angeklagten reagiere ich cool und mit dem Hinweis auf die Rechtslage. Das findet der Richter toll und lobt mich schriftlich.
Dann irgendwas mit Science Fiction. Eine eher star-wars-artige Geschichte. Jemand lebt einsam auf einem Planeten voller Leichen und baut einen Roboter. Ich suche diese Person und folge meiner Eingebung. Es so etwas in der Art wie die ,,Macht“.
Um 7 Uhr klingelt der Wecker. Ich putze mir die Zähne und packe schon mal meine Siebensachen, denn so gegen halb neun soll der Fahrer uns abholen und nach Rijka fahren. Allerdings kommt der Fahrer auch aus Rijka und kann durchaus schon früher hier aufschlagen.
Dem seltsamen Ritual des ,,Online-Eincheckens“ habe ich bereits gestern gehuldigt.
Jetzt sitze ich in der Küche der Unterkunft und trinke löslichen Kaffee. Draußen breitet sich schon wieder dieses mediterrane Flair aus. Eine Frau mit langen, dunklen Haaren und fast schwarzen Augen geht draußen vorbei. Meine Gedanken sind bei den vielen kleinen Fischen, die wir im Hafenbecken gesehen haben.
Hunger habe ich keinen. Früher habe ich mich immer gewundert, wenn die beste Ex-Frau von allen nach einem reichhaltigen Essen am nächsten Morgen auf das Frühstück verzichtet hat, weil sie noch satt war. Jetzt kann ich das verstehen. Die Wahrnehmung von Hunger und Sattheit verändern sich weiter.
Der Transfer nach Rijka mit dem Ferntaxi verläuft ohne Zwischenfälle. Wie auch in Pula erinnert in Rijka ein Mauergemälde an das Massaker von Vukovar.
Die Stadt ist wuschig. In der Markthalle kann man Fleisch, Wurst und Kuhköpfe erstehen. Mich reizt ein 30-Liter-Eimer Frischkäse, aber den bekomme ich sicher nicht in mein Handgepäck.
Einkauf im Supermarkt „Polodina“. Klingt wie ein Drama aus dem Biedermeier. Polodina heißt hier eine junge Streichholzverkäuferin, die immer vor der Torpedofabrik steht.
Ich kaufe ein Käse-Börek, dass sich später im Park als Apfelmus-Börek entpuppt (sehr lecker). Eine alte Frau eumelt im engen Kassenbereich herum, weil hier die Weinregale sind.
Im Park nehmen wir unseren Imbiss ein. Eine Möwe führt hier über die Tauben Aufsicht und sorgt für diszipliniertes Picken.
Im Hafen schwimmen dicke Fische.
Rijka, Flughafen. Im Gegensatz zum Deutschen findet der Kroate Gefallen an angefärbten Flughäfen. Hier ist nämlich Farbe an der Wand. Uns begrüßt ein alter Militärjet in der Einfahrt, sonst versprüht hier alles den Charme eines 7- Oer-Jahre- Schwimmbads. Sehr freundlich, sehr entspannt. Weltgewandtheit mit einem leicht ironischen Lächeln. Kaffee auf der Flughafenterrasse.
Es geht irgendwie ganz schnell und wir „boarden“. Ich besteige das Flugzeug mit einer noch nie dagewesenen Nontschalanz.
Als der Flieger die Wolken durchstößt, holt diesmal niemand Chips aus dem Handgepäck. Vielleicht ist jetzt die falsche Tageszeit dafür. Die Chef-Flugbegleiterin hat einen knackigen und trockenen Humor. Natürlich kommt sie aus dem Rheinland.
Viele Leute lutschen Bonbons.
Da ich diesmal am Gang sitze, kann ich nicht aus dem Fenster schauen.
Flugzeit: Eine Lage der Nation.
Im Zug vom Flughafen Köln-Bonn nach Duisburg begegne ich einer alten Frau. Sie kommt aus Litauen und weiß nicht so recht, wie sie nach Wanne-Eickel kommen soll. Wir kriegen das gemeinsam hin. Sie erzählt, dass sie ihre schwerkranke Schwester in Litauen besucht. Diese wird bald sterben, aber sie selber muss immer wieder für eine medizinische Behandlung zurück nach Deutschland. Da sie nur ziemlich schlecht deutsch spricht und auch ein wenig durch den Wind ist, gestaltet sich die Unterhaltung schwierig.
Ich geleite sie in Düsseldorf aus dem Zug. Die weitere Verbindung habe ich ihr auf einen Zettel geschrieben.
Hoffentlich kommt sie gut an!
Daheim: Ausruhen. Toast mit Käse überbacken.