Der Tag
Ich kann erst nicht so gut einschlafen, weil die Nachbarn wieder Bumsen. Erst so von 19 bis 20 Uhr und dann noch mal eine kürzere, aber doch recht ordentliche Runde gegen 22 Uhr. Die Träume verfliegen wieder. Ich erinnere ich nur, dass es wieder einmal ums Verreisen ging. Die Bumserei über mir hat keine Auswirkungen auf die Traumlandschaften. Auf jeden Fall waren die Träume aber wohl trotzdem irgendwie angenehm, denn ich wache wieder mit weichen und warmen Empfindungen auf.
Auf der Arbeit steigt der Puls wegen Herzensdingen. Wenigstens organisch scheint die Pumpe aber noch gut zu funktionieren. Die Besprechung der Ergebnisses die EKGs von gestern ist am Freitag.
Auf der Arbeit das, was Frau Kaltmamsell gerne ,,Querschüsse“ nennt: Ein Kollege aus einer anderen Abteilung meint, eine Kollegin aus einer ganz anderen Abteilung müsse seine Arbeit tun und meine Kollegin aus meiner Abteilung und ich hängen ein wenig dazuwischen, weil wir helfen wollen, die Prozesse zu verbessern. Wir haben nämlich unfreiwillig die Rolle des Qualitätsmanagements, weil die Ergebnisse der murkeligen Prozesse immer bei uns auflaufen und wir bisher die Beschwerden der (internen) Kunden abfangen. Der Kollege aus der anderen Abteilung hat wohl auch ein Problem damit, dass die Kollegin aus meiner Abteilung sowie die Kollegin aus der ganz anderen Abteilung Frauen sind. Immerhin haben wir Vertrauen in unsere Hierarchien, dass die das schon regeln (keine Ironie).
Für ein gemeinsames Frühstück mit lieben Menschen reserviere ich einen Tisch im tollsten Frühstücks-Café überhaupt. Ich freue mich schon sehr auf das Treffen!
Mittagspause. In der Schlange vor der Essensausgabe in der Kantine bekomme ich Gelüste auf Schnitzel mit Pommes oder auf Frikadelle mit Kohl und Kartoffeln. Die vorher ausgeguckte Maultasche (Alternative: Polenta-Spinat-Tasche) erscheint mir plötzlich als ,,zu klein“. Dabei fällt mir auf, dass das ein reiner Kopfhunger ist und der Magen sich eigentlich überhaupt noch nicht gemeldet hat. Wäre nicht Mittagspausenzeit, müsste ich eigentlich überhaupt nichts essen. Es ist faszinierend, wie sehr so ein Gedanke (,,Die Portion ist bestimmt zu klein! Davon wirst Du nicht satt! Nimm! Das! Schnitzel!“) meinen Kopf beherrschen kann, so dass ich den Rest des Körpers nicht mehr richtig spüren kann.
Zum Nachtisch ein Stück Käsekuchen.
Ich befasse mich mit Dingen, die so schöne Namen wie ,,Leserkorrespondenzvorlage“ und ähnlich heißen. Damit bekommt man zur Not auch mal einen Nachmittag herum und muss nicht weiter Daten aus einer Excel-Tabelle in Confluence-Seiten schaufeln.
Es sind die kleinen Dinge, die nerven: Zum Beispiel das kleine Loch in der dünnen Baumwollsocke, durch das sich im Laufe des Tages der große Onkel bohrt. Glücklicherweise habe ich in einem Geheimversteck im Büro noch ein Paar Socken versteckt, die meine zarten Füßchen nun eisenhart vor aller Unbill schützen.
Nach der Mittagspause ist der da, der tote Punkt. Kaputt, hängelig, lustlos hänge ich im Bürostuhl. Wellness-Revolte? Zuviel Aufwand! Ich fahre den verstellbaren Schreibtisch hoch, arbeite im Stehen und öffne das Fenster. Das hilft ein wenig.
Den Rest erledigen ein ordentlicher Schluck Wasser und ein starker Kaffee.
Nach Feierabend komme ich in Düsseldorf für ein Fachgeschäft für Aufbewahrungsbehälter vorbei. Ja, so etwas gibt es! Es gibt ja auch Fachgeschäfte für Badeenten
Ich finde die Idee eines solchen Fachgeschäftes (also: Eines für Aufbewahrungsbehälter) so knuffig, dass ich hineingehe und eine kleine Kunststoffbox erwerbe, mit der ich demnächst frisch gemahlenen Kaffee mit ins Büro nehmen will.
Genauer gesagt: Für ungefähr zwei Wochen, dann werde ich die Box einfach vergessen.
In Duisburg gehe ich in die UB und schreibe zwei Seiten des Romans weiter. Ich komme wieder einigermaßen gut in den Text rein. Morgen soll es weiter gehen. Daheim ist nur noch Zeit für eine Bestellung bei Picnic für Samstag (ich möchte vegetarische Krautwickel kochen), für die Tagesmeditation und fürs Bloggen.
Signal
So langsam, aber sicher muss ich doch mal den Abschied von WhatsApp in Angriff nehmen. Dafür installiere ich mir Signal und das läuft schon mal sehr gut und einfach. Threema gefällt mir ein wenig besser, weil es nerdiger ist mit seinem Beharren auf Sicherheit ist, aber Signal hat wohl einen größeren Nutzerkreis und ist gerade für Eltern einfacher. Wenn ich das nächste Mal im Sauerland bei ihnen bin, werde ich ihnen den Client mal installieren.
Ein paar meiner Kontakte sind auch schon bei Signal, was es mir ein wenig einfacher macht. Wegen ein paar privater Termine werde ich noch ein paar Wochen bei WhatsApp bleiben und mich dann wohl von dort verabschieden.