2024-11-09 Samstag

Nacht

Wieder guter Schlaf. Das Gestöhne von oben verschwindet hinter dem Gehörschutz.
Mir träumt wieder vom Verreisen und es ist schon seltsam, wie sehr mich dieses Thema zu beschäftigen scheint.

Morgen

Ich wache um sieben Uhr auf und nehme die Ohrenstopfen raus. Als ich mich noch mal rumdrehe, geht oben das Gebumse wieder los. Ich höre ein wenig zu, dann stehe ich auf. Zum Frühstück gibt es ein Kürbiskernbrötchen und ein Käsebrötchen. Darauf jeweils vegetarische ,,Teewurst“, Frischkäse und gekochtes Ei. Da ich nachher nach Moers zum Hosenkauf fahren möchte, will ich mich gut stärken.

Die Waage zeigt 142,6 kg an, was ein überraschender Rutsch nach unten ist. Es geht voran und ich freue mich. Die Bewegung bringt was! Die Bewegung bringt was! ist mein neues Mantra.

Moers

,,Moers! Moers! Die Stadt meiner Träume! Hier gibt es alles, was das Herz begehrt und noch viel mehr! Wusstet Ihr, dass es Moers beim Bäcker KINDERBRÖTCHEN gibt? Wenn Du mit einem Kind Brot in der Bäckerei kaufst, bekommt das Kind ein kleines Brötchen GESCHENKT!
Außerdem ist man ruckzuck in Duisburg! Über die A… und die B… braucht man nur 20 Minuten. Du fährst über die Brücke und bist schon da! 18 Minuten braucht man von Moers nach Duisburg! Heute habe ich es in 15 Minuten geschafft.
Die Menschen sind freundlich und riechen gut – nicht wie die Stinker hier im schmutzigen Duisburg! Widerlich, dieses Duisburg!“
So erklang es dereinst in unserer Stube. F. ruderte mit den Armen und rationalisierte vor uns seine Entscheidung für den Umzug an den Niederrhein. Ein Umzug, der von uns niemals infrage gestellt wurde, denn Moers ist ja tatsächlich eine sehr angenehme Stadt (liebe Grüße an die andere Rheinseite!).
Die Fahrt im Zug verläuft ohne Probleme. Ich könnte auch mit dem Bus bis zur Haltestelle ,,Königlicher Hof“ (toller Name – ich denke da immer gleich an Game of Thrones) und damit direkt in die Innenstadt fahren, aber die Fußwege zu den Bahnhöfen usw. tun der täglichen Schrittzahl gut. Ich bin gerade sehr motiviert für Bewegung.

Panzer

Wir überholen zwischen Rumeln und Trompet einen Zug, der mit Bradleys, zwei Bergepanzern und einem M1 Abrahms beladen ist. Bin seltsam aufgeregt.

Buchse auf beim Hosenkauf!

In der Innenstadt von Moers sitzt eine Frau und spielt ein Streichinstrument. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob es ein Bratschencello ist oder doch eher eine Cellobratsche.
Auf jeden Fall spielt sie wunderschön ,,Bella Ciao“ und mir kommen vor Rührung fast die Tränen.
Im Bekleidungsgeschäft ist die Übergrößenabteilung direkt neben der Sportmode. Ein subtiler Hinweis? Immerhin bin ich gut vorbereitet, denn ich habe dieses Label mit dem Modell und der Größe meiner aktuellen Hosen vorher (!) abfotografiert und kann sie dem jungen Verkäufer zeigen. Er gibt mir eine Hose zwei Größen kleiner. Als ich ihm nach der Anprobe zeige, wieviel Platz bei dieser noch zwischen dem Bund und meinem Körper ist, sagt er: ,,Ich hole ihnen dann noch eine Nummer kleiner – dazu muss ich aber eben rüber in die Abteilung für normale Größen!“
Ich denke, er bekommt mit, dass ich gerührt bin: Wann habe ich das letzte Mal eine ,,normale“ Konfektionsgröße getragen?
Die Rührung nimmt mich so mit, dass ich einfach zwei statt wie geplant nur eine Hose kaufe.

Kaputt

Daheim habe ich am frühen Nachmittag schon 12.000 Schritte auf der Uhr und muss mich ausruhen. Zur Feier des Tages und weil ich da schon seit Tagen Bock drauf habe, bestelle ich mir Burger beim Lieferdienst. Diesmal schaffe ich es, keine absurd große Portion zu bestellen. Die zwei Burger sind gegen 16 Uhr die letzte Mahlzeit des Tages.

Nach dem Ausruhen erledige ich noch ein paar Dinge im Haushalt, dann schaue ich weiter ,,Die Ringe der Macht“. Weiter bin ich angetan davon, dass die Serie irgendwie aufgewacht zu sein scheint. Leichter Spoiler: Man bekommt (fast) ein Ork-Baby zu sehen. Die Darstellung der Orks in der Serie ist natürlich ein bisschen unserer Zeit entsprechend, denn sie haben sozusagen eine ,,menschliche“ Seite. Das ist im ursprünglichen, von Tolkien erdachten Mittelerde ja nicht so: Dort sind Orks koboldhafte, durch und durch böse Wesen, die alles zerstören und beschmutzen, was sie in die dreckigen Finger bekommen. Morgoth hat sie erschaffen, um böse zu sein und in der Geschichte erfüllen sie die Aufgabe, dass die ,,Guten“ sie ohne mit der Wimper zu zucken abschlachten können. In der Serie scheinen die Orks sich langsam ein wenig ihren Rollenspiel-Geschwistern anzunähern, wo sie meist eher ein wilder Kriegervolk sind. Im bin gespannt, wie die Serie den Spagat schafft, denn sie sind dort offensichtlich weiterhin auch boshaft und grausam aus Freude daran.