Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

Freewrite Alpha

Ich sammele mal meine Erfahrungen mit dem neuen Gerät in einem Artikel. Natürlich auf dem Freewrite Alpha selber. 🙂

Häh?

Der Freewrite Alpha ist ein kleiner Schreibcomputer. Die Firma Astrohaus vertreibt Schreibcomputer für den mobilen Einsatz und hat sich dem ,,distraction free writing“ verschrieben. Die Geräte sind meist recht edel gestaltet, haben mechanische Tastaturen und sind recht teuer (sie bedienen allerdings auch eine Nische).

Vorgeschichte: Der Alphasmart 3000

Ich habe den Alphasmart 3000 hier schon häufiger erwähnt. Das Gerät war im Prinzip eine USB-Tastatur mit Zwischenspeicher und einem kleinen LCD-Display. Ich habe mir so ein Teil in der Zeit gekauft, als Laptops noch sehr schwer und vor allen Dingen unglaublich teuer waren. Damals war ich finanziell nicht wirklich in der Lage, mir für ein Hobby einen Computer zu kaufen, den ich ständig mit mir herumtrage und der deswegen auch einigen Gefahren (Bruch, Diebstahl, Feuchtigkeit) ausgesetzt ist.

Der Alphasmart 3000 hingegen war sehr, sehr simpel und robust. Er wurde ursprünglich für den Einsatz in Schulen (mit)entwickelt. Kinder sollten auch mal digital Texte schreiben und dann später an einem PC bearbeiten können. Dazu war der AS 3000 super geeignet, denn er ist nahezu unkaputtbar, er wird mit drei AA-Batterien betrieben und die Betriebsdauer einer Batterieladung liegt so zwischen 500 bis 700 Stunden (kein Witz!). Das Gerät ist sehr leicht und man kann es auch problemlos im Bus auf dem Schoß nutzen.

Es gibt acht Dateien, in denen man seine Texte speichern kann. Diese Dateien werden durch Funktionstasten angesprochen. Ein besonderer Clou: Schaltet man das Gerät ein, ist es sofort da. Alles, was man schreibt, wird sofort gespeichert. Man kann den AS 3000 mal eben schnell einschalten, schreiben und wenn die Haltestelle kommt, schaltet man es einfach aus und alles ist gespeichert.

Zum Übertragen der Dateien schließt man den AS 3000 einfach an einen PC oder Mac an. Er wird als USB-Tastatur erkannt und mit einem Tastendruck überträgt der AS 3000 sozusagen tippend den Text in die Anwendung der Wahl.

Leider ist die Silikonmatte, welche die Tasten nach dem Drücken wieder nach oben gedrückt hat, nach vielen Jahren irgendwann spröde geworden und gebrochen.

Die Odyssee

Schweren Herzens habe ich dann viele andere Dinge ausprobiert, um mobil im Zug oder auf einer Parkbank sitzend Texte zu erstellen: Chromebooks (grundsätzlich ganz gut, wenn auch doch wesentlich umständlicher als der AS 3000), Notizbücher (Texte abtippen? Ich?) oder zuletzt die reMarkables.

Die Geräte von Astrohaus habe ich dann zwar wahrgenommen, der Freewriter und der Traveller waren mir aber einfach zu teuer, um sie auszuprobieren.

Als ich denn den Alpha mehr oder weniger zufällig entdeckt habe, war ich sofort Feuer und Flamme. Die Benennung ist natürlich kein Zufall und die Features des Alpha wirken wie vom AS 3000 kopiert:

  • einfaches Display (LCD)
  • einfach schreiben ohne zu speichern
  • laaaaange Akkulaufzeit

Natürlich kann der Alpha heutzutage WLAN, um die Texte mit der Astrohaus-Eigenen Cloud ,,Postbox“ zu syncen oder darüber per E-Mail zu verschicken (allerdings kommt man an die Dateien auch per USB-C-Kabel, ist also nicht auf die Cloud angewiesen).

Ich habe mich für die Variante mit (auf Wunsch) beleuchtetem Display entschieden, weil das LCD ein wenig sehr dunkel ist und ich natürlich auch die Möglichkeit haben will, im Dunkeln zu tippen.

Das Synchronisieren klappt übrigens einfach und ist auch für paranoide Hobbyschriftsteller geeignet: Als wegen eines Serverabsturzes mal ein Sync ein wenig schief ging, bekam ich vom System eine E-Mail mit einem Text, der vom lokalen Gerät gelöscht worden ist, aber noch in der Cloud lag (oder war es umgekehrt?). Mit einem Klick konnte ich den Text wiederherstellen.

Wenn man einen Text nicht mehr benötigt, kann man ihn ,,Archivieren’’ oder ,,Schreddern“. Zum ,,Schreddern“ muss man extra das Wort ,,SHRED“ eingeben. Nur zur Sicherheit!

Das Gerät ist für ein heutiges mobiles Device erstaunlich groß und einen breiten Rand aus Plastik. Das ergibt allerdings Sinn, denn nur so kann man es auch mal auf dem Schoß mit den Handballen festhalten usw. Das war beim AS 3000 genauso. Überhaupt ist das ganze Geräte weniger edel wie die anderen Geräte von Astrohaus (schaut Euch mal den Traveller an …), aber auch das passt zu dem Anwendungsfall des einfachen, schnellen mobilen Schreibens. Praktikabilität geht hier vor Design!

Der Alpha ist ähnlich dem AS 3000 sehr leicht. Er passt gut in das gepolsterte Fach meiner Vaude-Umhängetasche, so dass ich ihn wirklich immer bei mir haben kann.

Man kann das WLAN übrigens auch sehr schnell ein- und wieder ausschalten. Auch andere Funktionen sind sehr durchdacht: Es gibt auf der Tastatur zwei mit ,,new“ beschriftete Tasten. Drückt man die gleichzeitig, wird eine neue Datei erzeugt. Man kann also ratzfatz eine neue Idee notieren, ohne den gerade laufenden Schreib-Prozess über Gebühr zu unterbrechen.

Ich nutze das Gerät schon ein paar Tage lang und der Akku hält bisher sehr gut. Allerdings nutze ich die Beleuchtung so gut wie überhaupt nicht und das Gerät ist meistens offline.

Kritikpunkte

  • Das Gerät kann sich nur ein WLAN merken. Das ist sehr nervig, wenn man auch mal zwischendurch synchronisieren will. Ggfs. werde ich meinen Alpha einfach mit dem mobilen Hotspot meines iPhones koppeln.
  • Die Nutzung der Postbox ist kostenlos. Das von Astrohaus beworbene ,,Plus“-Abo ist für Alpha-User jedoch nutzlos, denn das einzige Extra-Feature, dass man nutzen kann, ist der Upload von Texten nach Postbox. Diese Dateien kann man nicht auf den Alpha pushen. Das geht nur mit den ,,schlaueren“ Geräten von Astrohaus. Das bedeutet also, dass der Alpha eine Einbahnstraße ist: Alpha -› Postbox. Bearbeitet man einen Text mit dem webbasierten Editor ,,Sprinter“, verschwindet er vom Alpha.
  • Ich mag die Navigation mit den WASD-Tasten nicht so sehr und vermisse die Pfeiltasten des AS 3000. Ist aber vielleicht auch nur eine Gewöhnungssache.
  • Das Gerät kommt mit einer us-amerikanischen Tastatur. Das Layout kann man über die Cloud ändern. Ich habe mir erst einmal mit Tastaturaufklebern geholfen und demnächst werde ich mir mal einen Satz passender deutscher Tasten besorgen. Wenn ich mich recht entsinne, sind das Standard-Tasten eines namhaften Herstellers.
  • Die ,,Special“-Taste zum Archivieren oder Schreddern ist sehr prominent rechts unten. Da haue ich schon mal ganz gerne versehentlich drauf, wenn ich die Shift-Taste erreichen will. Das ist unnötig, da man diese ,,Special“-Taste eher weniger häufig benutzt. Man hätte sie z.B. mit der zweiten ,,new“-Taste tauschen können.
  • Es gibt keine Zwischenablage. Man nicht kopieren, ausschneiden und einfügen. Natürlich ist das Gerät nicht zum Redigieren von Texten gedacht, aber mal einen Absatz verschieben wäre schon schön.

Vorläufiges Fazit

Ich bin sehr glücklich mit dem Gerät, weil es auf meinen ganz speziellen Anwendungsfall (spontanes mobiles Schreiben) zugeschnitten ist.