Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-04-25 Freitag

Nacht

Ganz gute Nacht mit ,,Sleep Deep“-Ohrenstöpseln, denn einer der ,,Sleep Soft“-Stöpsel ist verschwunden. Ich muss beizeiten wieder neue bestellen!

Träume nicht erinnerlich.

Morgen

Ich stehe um vier Uhr auf, denn heute morgen ist auf der Arbeit der Live-Gang unseres kleinen großen Projektes angesagt. Da möchte ich Gewehr bei Fuß stehen. Wenn alles wie geplant klappt, kann ich mich am Wochenende mit einer Extra-Stunde Schlaf belohnen!

Fahrt, neue Schuhe

Die neuen, leichten Schuhe sind sehr ungewohnt, aber bequem. Die wunde Stelle am linken Fuß schmerzt aber trotzdem. Sie wächst aber langsam zu und ich denke, es war gut, dass ich gestern Abend noch den Verband gewechselt habe. Vielleicht sollte ich das Wochenende wirklich zur Schonung verwenden, damit ich den Mist endlich loswerde. Das wird mir allerdings schwer fallen, denn die Bewegung macht mir momentan große Freude. Aber auch ein heiler Fuß ist eine Investition!

Fahrt zur Arbeit

Um viertel nach fünf Uhr sind erstaunlich viele Menschen am Bahnhof. Frühmenschen. Wir sind alles Frühmenschen.

Es regnet nicht, aber es ist kalt. Kaltes Licht in kalten Pfützen. Eine Frau lacht, ein Mann schaut verwirrt. Ernste Minen und Plastiktüten.

Name

Bei der Kaltmamsell lese ich die Zeichenfolge ,,Rest-Kanten Dänenbrot“ und sofort bildet sich in meinem Kopf das Bild eines großen, breiten Mannes mit harten Gesichtszügen und einem sehr, sehr großen Kinn. Er trägt einen groben Wollpullover und eine Fischermütze. Überall dort, wo seine Haut zu sehen ist, quellen auch gleichzeitig dunkle, gekräuselte Haare hervor. Du willst mit einem Fischerboot zur Meerenge von Ultima Thule? Dann frage Rest Kanten Dänenbrot!

Neue Schuhe, alte Schmerzen

Die neuen Schuhe machen eine gute Figur, die Wunde schmerzt aber dennoch. Zum Glück schaut mir hier im Büro keiner auf die Füße, wenn ich mal flugs aus den Schuhen schlüpfe, was durch deren Schlüpf-Freundlichkeit (nicht: Schlüpfrigkeit) auch leicht vonstatten geht.

Prioritäten

Ich habe wegen der vollen Tage und meiner psychischen Auffällligkeiten wieder einmal schon länger nicht am Roman gearbeitet und das Thema beginnt wieder, in meinem Geist zu drängen. Das Drängen besteht aus einer Mischung aus Freude am Schreiben und einem schlechten Gewissen (= Angst, eigenen und fremden Maßstäben nicht zu entsprechen).

Da ich aber nun schon langsam ein alternder und erfahrerner Flusskiesel bin, kann ich dem Projekt jetzt einfach einer höhere Prioriät geben und für das Wochenende eine oder zwei längere Arbeitseinheiten einplanen. Das funktioniert auch deswegen, weil ich ja seit geraumer Zeit die wochenendlichen Vormittage nicht mehr verkatert im Bett verbringe.

Mittagspause, schlechte Nachrichten

Zu Mittag dann die letzte Portion Hülsenfrüchte-Pampf mit sauren Gurken und einer aus dem Obstkorb gemopsten Mandarine. Zum Nachtisch schlechte Nachrichten aus der Familie, wo jemand erkrankt ist und große Schmerzen hat. Das Gefühl der Hilflosigkeit zieht mich runter.

Fahrt in die alte Heimat

Ich kann mich von der Arbeit verdünnisieren und mich auf den Weg nach Duisburg machen. Dort will ich schnell den Rucksack packen und in die alte Heimat fahren. Erst hatte ich überlegt, mich erst am Samstag auf den Weg zu machen, aber dann hätte ich heute Abend eh keine Ruhe. Vielleicht hat sich die Lage ja bis morgen wieder derart beruhigt, dass ich wieder zurück nach Duisburg kann.

Mein Plan, die Ferse zu schonen, kann ich dann wohl erst einmal knicken.

Es ist alles eine Frage der Haltung:

Einerseits empfinde ich Ärger darüber, dass das ruhige Wochenende zu Hause, auf das ich mich so sehr gefreut hatte, jetzt perdue ist. Andererseits sind jetzt einfach andere Dinge wichtiger und ich muss versuchen, das Beste daraus zu machen.

Menschenbeobachtung

Am Bahnhof sitzt ein mittelalter Mann auf einer Bank. In der Hand hält er ein Blatt Papier. Er telefoniert. Plötzlich springt er auf, schreit in das Handy. Dann beginnt er, hektisch den Bahnsteig auf- und abzulaufen. Er schimpft laut in einer osteuropäischen Sprache. Der Mann ist wütend. Sehr wütend.

Strukturen

Ich verspüre wieder den Wunsch, die dann doch recht starre Struktur meiner Blogeinträge aufzulösen. Es kommen gerade viele, eher unsortierte Gedanken und Sätze in meinem Leben vor, die ich ungerne mit Überschriften versehen möchte. Lasse ich die Überschriften einfach weg? Bisher fand ich sie für die Organisation der Einträge (also das Zusammenfügen der einzelnen Schnipsel zu einem Tages-Eintrag) sehr praktisch, aber es würde vielleicht auch ohne gehen.

Vielleicht nutze ich für unsortierte Gedanken auch einfach eine eigene Kategorie und es erscheint ab und an auch mal ein zweiter Blogeintrag am Tag.

Untergrund

Auch verspüre ich den Wunsch, ein rein analoges Untergrund-Magazin zu machen. Es würde nur auf der Schreibmaschine geschrieben (naja vielleicht würde doch hier und dort etwas ausgedruckt werden), aber es würde nur in einer gedruckten oder kopierten Ausgabe erscheinen. Es würde sogar ,,Analog“ oder so heißen. Keine KI, kein Scammer oder Spammer würde die darin abgedruckten Texte je lesen können. Es würde von Hand zu Hand oder nur per Post verbreitet werden. In den Heften würden ketzerische Gedichte stehen oder auch erotische bis pornographische Geschichten. Mit dem Penis gezeichnete Karikaturen würden dem Leser die Schamesröte ins Gesicht treiben und Enthüllungsartikel würden zur Revolution aufrufen.

Niemand würde wissen, woher dieses Magazin käme. Niemand würde wissen, wer das alles schreiben oder zusammen kopieren würde.

Am Ende aber macht man so was ja doch nicht.

Ulysses-Backups

Gestern konnte ich auf dem iPhone ein ,,Blatt“ (so heißen in meinem Schreibprogramm die Dokumente) nicht öffnen. Es handelte sich zum Glück nur um eine kleine Notiz fürs Blog, trotzdem sollte so etwas nicht sein. Auf dem iPad war das Blatt aber noch verfügbar, also habe ich es sicherheitshalber mal kopiert, damit es neu synchronisiert werden konnte. Also alles in Butter! Außerdem wird der Projektordner von Ulysses über die verschiedenen Apple-Geräte (bei sind es vier an der Zahl – ich bin mir meiner Gier bewusst!) synchronisiert und dort von Time Machine gesichert.

Allerdings finde ich jetzt mehr durch Zufall heraus (bzw. mir fällt es wieder ein), dass Ulysses auch intern Backups nach einem eigenen Plan anlegt: Stündlich, täglich usw. Dazu muss die App natürlich gestartet sein. Ich nehme mir vor, die App auf den Geräten also mindestens einmal am Tag zu öffnen, damit hier synchronisiert und gesichert werden kann.

Als Hobbyschriftsteller ist man manchmal ein wenig paranoid.

Heimat

Bei den Eltern. Dem Kranken geht es schon wieder ein wenig besser. Wir sprechen viel über die Erkrankung und die Medikation. Der Kranke macht eigentlich alles, was er tun kann. Immerhin wirken die Schmerzmittel. Bin beruhigt. Ein Telefonat mit dem Bruder. Auch er beruhigt. Sein Geburtstag wäre bei dem ganzen Trubel fast untergegangen.

Lange Gespräche mit den Eltern, spät zu Bett.

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