Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-06-10 Dienstag

Nacht

Eher nicht ganz so gute Nacht. Vielleicht liegt es an der Rückreiseaufregung, vielleicht liegt es an der Sehnsucht, dass ich nicht so gut in den Schlaf komme.

Mir träumt, ich bin im elterlichen Garten. Der Thronfolger und die beste Ex-Frau von allen sind auch da sowie unsere kleine Tochter. Da sehen wir plötzlich Pinguine im Garten herumlaufen. Sie tapsen und flattern durch den Schnee. Auch andere arktische Tiere kommen vorbei. Der Thronfolger spielt mit Wölfen, die friedlich und nett sind. Ich jedoch habe große Angst davor, dass ein Eisbär kommt und jemanden tötet. Ich rufe allen zu, dass sie ins Haus kommen sollen, doch sie hören mich nicht. Ich sage der besten Ex-Frau von allen, dass sie im Falle eines Eisbärenangriffs unsere Tochter schnappen und in den Keller rennen soll. Leute kommen aus dem Haus. Sie tanzen und freuen sich. Niemand sieht die Gefahr. Ich renne los, um unseren Sohn zu suchen.

Darauf, dass Pinguine und Eisbären niemals gemeinsam auftreten, kommt mein Traum-Ich nicht.

Morgen

Ich packe die restlichen Sachen zusammen. Diese Zeilen hier schreibe ich wieder auf dem guten Alpha (ich hätte fast „Alphasmart“ geschrieben!). Die Nervosität ist nicht mehr so groß wie früher, aber jetzt spüre sie deutlicher. Während der Meditation fällt mir ein, dass die Nervosität ja auch wieder Angst ist und ich versuche, mich selber zu trösten. Außerdem habe ich wieder ein paar Tage keine Musik gehört. Das ist nämlich auch immer eine gute Übung, um mich selber zu spüren.

Reisekaffee

Ich packe die restlichen Kram zusammen. Nun liegt nur noch der Duffle-Bag auf dem Bett und wartet darauf, verschnürt zu werden.

Der Reise-Nescafé in Einzeltüten hat sich auf dieser Reise bewährt. Bisher ist Nescafé trotz des sehr unsympathischen Konzerns der beste (d.h. der trinkbarste) lösliche Kaffee bisher. Mein schlechtes Gewissen wird mich allerdings jetzt auf die Entdeckungsreise ins Land der löslichen Kaffees schicken.

Jan Böhmermann und Olli Schulz haben übrigens letztens in ihrem Podcast behauptet, Handlungsreisende jeglichen Geschlechts würden auf ihren Zimmern immer ihre Geschlechtsteile in die Wasserkocher halten. Ich glaube das nicht. Der Kocher in meinem Zimmer ist sehr sauber und es sind auch gar keine Haare darin.

Das innere Kind trösten

Nach dem Frühstück gehe ich erst einmal aufs Zimmer und kacke eine Runde. Für Mastodon schalte ich noch kurz das MacBook ein. „Mobyklick“ funktioniert jetzt ganz gut.

Dann schnalle ich den Dufflebag zusammen und bin sehr froh, dass ich mir den gekauft habe. Für einen Moment setze ich mich still hin und spüre das innere Kind, der angstvoll aufgeregt ist. Es ist erstaunlich, wie gut ich es jetzt erreichen kann. Ich fühle das Kind, ich bin das Kind und doch bin auch erwachsen! Nun kann ich mir klar machen, dass ich selber entscheiden kann, was ich tun und lassen will. Darauf hin entwickelt sich so etwas wie Neugierde in mir. Neugierde, was als nächstes passiert.

Hamburg Hauptbahnhof

Wir sind viel zu früh am Hauptbahnhof in Hamburg. Ein unglaubliches Geschiebe und Gedränge drückt auf meine Nerven. Der Hauptbahnhof scheint mir viel zu klein zu sein für die vielen, vielen Menschen, die verreisen wollen.

Ich lese Band 4 von One Piece. Der bekloppte Quatsch erheitert mich ein wenig.

Dann muss ich aufs Klo. Die Toilette hat nur ein Drehkreuz als Ein- und Ausgang. Wenn man Bezahlen will, muss man erst den doofen Bon-Zettel aus dem Automaten nehmen, der noch im Schlitz steckt. Neben dem Automaten steht extra ein Eimer, wo (fast) jeder Bedürftige seinen Bon wie eine Opfergabe einwirft. Diese Toilettenbons sind eine Pest!

Fahrt von Hamburg über Münster nach Duisburg

Der Einstieg ist ein ziemliches Gewusel. Koffer! Koffer! Koffer! Ich in wirklich sehr froh um meinen Dufflebag und darum, dass ich ihn auch tragen kann (was das Gewicht angeht). Damit komme ich viel besser durch die Gänge als mit diesen eckigen Hartschalen.

D. und ich finden schnell unsere Plätze und die Fahrt mit dem ICE ist recht angenehm. Ich lese auf dem Kindle geladene Wallabag-Artikel.

Der Umstieg in Münster verläuft ohne besondere Vorkommnisse. Der RE hat ein wenig Verspätung und ist gut gefüllt. Auch hier wieder verstopfen Koffer die Gänge. Besonders problematisch bei den DB-Doppelstockwagen ist, dass es wenig Platz für Gepäck gibt. Die Gepäckablagen sind eher Gebäckablagen – vor allen Dingen, wenn man beim Wort „Gebäck“ an Oblaten denkt.

Nach Dülmen beginnt der VRR und ich wechsele in die erste Klasse. Hier sitze ich alleine.

Daheim

In Duisburg drehe ich trotz großer Erschöpfung noch eine ordentliche Runde durch den Stadtwald. Als ob ich nicht schon kaputt genug wäre!

Früh zu Bett.