2024-05-19 Sonntag

Unruhige Nacht. In den Träumen blitzten immer wieder die selben Farben auf. Wenn ich auf der rechten Seite liege, wird der linke Arm taub und umgekehrt.


Am Frühstückstisch ist der Salzstreuer verstopft. Sicher schon seit Jahren. Was will Gott mir damit sagen? Wie sehr habe ich mich versündigt, dass ich so etwas verdient habe? Was habe ich nur getan?


Auf dem Hotelzimmer gibt es einen Wasserkocher. Man kann sich hier selber Tee oder Instant-Kaffee machen. Der (kostenlose) Kaffee aus dem Vollautomaten im Erdgeschoß ist zwar besser, aber es macht einfach einen riesigen Spaß, auf dem Zimmer Kaffee zu trinken.


Immer wieder Momente unglaublicher Klarheit, Verdauung unruhig.

Es geht ein frischer Wind, eine frühe Sommersonne lacht. Wir fahren mit der Straßenbahn zum Reichsparteitagsgelände, als würden wir das jeden Tag tun.
Die Ausstellung ist überraschend ungroß. Immerhin kostet der Eintritt wegen Museumstag nur 1 Euro. Sparfüchse gucken Nazi-Pomp! Ich bewundere einen recht klugen Einsatz von Multimedia-Elementen: Auf einer weißen Leinwand sind die Gebäude des Geländes hervorgehoben. Ein Spot zeigt immer an, um welchen Teil des Geländes es gerade geht. Dazu dann Filme und Bilder. Unten ein unauffälliger Fortschrittsbalken. Die Ausstellung füllt sich sehr schnell, man hört viele verschiedene Sprachen. Uns wird bei so vielen Menschen unwohl.

Diese ganzen Hakenkreuze! Eigentlich ist es doch absurd, dass diese ganzen Verbrechen unter einem aus Asien geklauten Glücks-Symbol geschehen sind. Das große Zeichen weltweiten Schreckens ist eigentlich esoterischer Klimbim.

Oben auf der Steintribüne junge Menschen aus dem Orient. Sie lachen und machen Fotos. Auf dem Platz unten spielen zwei Frauen Rollhockey.

Steine, Steine, Steine! Alles bröckelt. Die Sonne gewinnt an Kraft, bescheint das Elend. Ich bekomme das alles in meinem Kopf nicht mit den Bildern von Riefenstahl und Hoffmann übereinander. Vielleicht ist das auch der Sinne der Sache: Riefenstahl und Hoffmann waren große Lügner, die ganze Veranstaltung hier eine große Lüge.


Spaziergang um den Dorfteich oder wie das heißt. An der einzigen kleinen Pommesbude kosten die Fritten 4 Euro, für die Wurst muss man 5 Euro berappen. Portion Pommes ist klein, die Mayo ein schamhafter Klecks. Hier bestimmen aber sowas von eindeutig Angebot und Nachfrage den Preis!

Der lange Weg, einst für die Wehrmacht geplant, ist gepflastert mit Granitplatten und jetzt schläft hier das große Volksfest. Komische Vibes.


Abendessen im Biergarten ,,Hexen-Häusle“. Käsespätzle. Als wir ankommen, haben wir großen Durst. Ich verspüre eine schon fast hämische Freude, dass ich mir problemlos mehrere halbe Liter alkoholfreies Bier reinschütten kann, ohne dass ich Angst davor haben zu müssen, volltrunken zu werden. Als ich später mal aufstehe, fühle ich mich aber fast so, als hätte ich Alkohol getrunken. Beim Bezahlen muss die Kasse neu booten. Updates werden installiert.

Pause auf der ,,Vorderen Insel Schütt“. Die Stadt ist entspannt und friedlich an diesem lauen Frühlingsabend.

Ein Junge reißt wild und ruckartig an einer gußeisernen Straßenlaterne. Dabei zählt er laut und langsam bis fünf. Er klingt dabei wie ein Schimpanse. Ich bin erstaunt, wie unsagbar dumm Kinder mitunter sein können.