2024-06-12 Mittwoch

Recht guter Nachtschlaf. Mir träumt, ich bin im Urlaub an einem Fluss. Eines Tages schwimme ich in einer Bucht mit goldenen Felsen, da sehe ich plötzlich am Horizont eine Windhose. Ein Tornado! Ich versuche, so schnell wie möglich ans Ufer zu kommen. Dort rufe ich die beste Ex-Frau von allen und den Thronfolger an, die ebenfalls hier Urlaub machen. Ich erreiche den Thronfolger und als ich ihn auffordere, die nötigsten Dinge zusammen zu packen und zu fliehen, erklärt er mir ganz ruhig, dass er längst in Mühlheim ist und obendrein im Fernsehen gesehen habe, dass von der Windhose keine Gefahr droht.

Ich rolle mich um kurz nach sechs Uhr aus dem Bett. Spiegeleier auf Brot und Kaffee zum Frühstück.

Am Samstag wollen mich Freundchen und Flöte besuchen kommen. Ich reserviere einen Tisch bei Hatice für ein spätes Frühstück über den Dächern der Stadt. Am Nachmittag folgt dann eine Hafenrundfahrt – zumindest ist das so angedacht.

Um meinen 50. Geburtstag im Juli kann ich mir frei nehmen und das macht mich froh. Allerdings werde ich früher als ursprünglich geplant aus dem Urlaub zurückkommen, denn ich möchte noch mit der Kollegin, welche ich dann vertreten werde, eine vernünftige Übergabe machen.

Morgen kann ich einen Außer-der-Reihe-Homeoffice-Tag einlegen, weil mir das sonst alles zu viel wird: Ich fahre heute nach Dortmund, um ein Konzert von Rainald Grebe zu besuchen (mal schauen, ob es wirklich stattfindet). Dann ist geplant, dass ich bei der besten Ex-Frau von allen übernachte. Wenn ich am Donnerstag dann noch ins Büro fahren würde, müsste ich entweder frühmorgens einen Abstecher nach Hause machen, um den Laptop abzuholen oder ihn die ganze Zeit mit mir herumschleppen. So ist es einfacher. Mein Arbeitsweg am Donnerstag wird dann also von Dortmund nach Hause sein. Das hatte ich auch noch nie.

Die Rede vom ,,Ende der Geschichte’’ hat sich im Nachhinein auch als ganz überhebliches Gefasel herausgestellt.

Heute musste ich für die Arbeit einen Haufen Erinnerungen an säumige Datenhalter versenden. War dann aber doch nicht so schlimm.

In Duisburg warte ich auf den Zug nach Dortmund. Ein Typ spricht mich an. Er möchte nach Bochum und weiß nicht, welchen Zug er nehmen soll. Er komme aus einem kleinen Kaff und kenne solch großen Bahnhöfe wie diesen hier nicht. Seinem Akzent nach zu urteilen, mag er vielleicht aus der Eifel kommen. Ich zeige ihm den Zug. Später erfolgt ein Gleiswechsel. Ich gehe also noch mal zu ihn wie er dasteht und sich an seiner Bierflasche festhält. Er ist sehr dankbar für meine Hilfe und erzählt, dass er seine Mutter in der Uni-Klinik in Bochum besuchen will. Er fragt, ob Bochum eine große Stadt sei und irgendwie weiß ich auf diese Frage keine Antwort.

Dann kommt auch schon unser Zug.

An der Glückaufstraße setze ich mich in einen KFC. Alles atmet Gewerbegebiet. Wie immer bei KFC funktionieren diese Anzeigen mit den Nummern für die Bestellungen nicht richtig – oder auch hier können die Leute sie nicht bedienen. Alles ist leicht chaotisch und wirkt so, als habe die Familie den Laden gerade erst übernommen. Meine Apfelschorle muss ich mir selber zapfen (wann ist das eigentlich modern geworden?) und ich weiß nicht, ob ich nachzapfen darf, traue mich aber nicht, zu fragen. Ein Mann im schwarzen Hoodie kommt rein und schreit herum. Wieder ein Mensch, den seine Dämonen quälen.

Du quälst mich auch, aber Dir höre ich nicht mehr zu.

Rainald Grebe im Dortmunder Junkyard. Rainald, das alte Brauereipferd. Wahrlich ein Mann aus dem letzten Jahrhundert. Schon ziemlich angeschossen, aber trotzdem aufrecht. Naja, ein bisschen schief steht er schon. Trotzdem hat er eine unglaubliche Präsenz. A. und ich schunkeln, lachen, singen mit bis des Meisters Stimme versagt.

Später laufe ich durch das nachtbunte Dortmund. Die Realität ist für mich in der letzten Zeit wieder so klar, dass es mich schon berunruhigt. Die Kacheln in der U-Bahn glänzen so natürlich echt, dass es schon ganz unnatürlich ist. ,,Dortmund ist wie Duisburg in frisch gestrichen!’’ sagt A.

,,Wer Sahne will, muss Kühe schütteln!’’ ruft der alte Meister auf der Bühne. Das Dortmunder U ist heute Nacht in extrem hoher Auflösung, 4K mindestens! Man kann die einzelnen Pixel nicht mehr sehen!

Gegen halb eins ins Bett.

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