2024-09-06: Japanese Streetfood, Nicht-Audrey

Überraschend unruhige Nacht. Ich kann mir nicht erklären, woran das liegt. Ich bin weder besonders unruhig, noch habe ich spät etwas Schweres gegessen. Die Luftfeuchtigkeit hat abgenommen und es ist sogar fast ein wenig kühl.
Mir träumt, ich wäre mit meinen Eltern und anderen Leuten im Urlaub. Am letzten Urlaubstag (ich muss separat mit dem Zug nach Hause fahren) ist eine große Parade mit Leuten in SS-Uniformen. Das ist eher kinky gemeint, glaube ich. Nach der Parade ist ein großes Fest. Ein Mann sitzt an der langen Tischreihe und lässt sich von einem Baby mit Klebestreifen bekleben. Das Baby hat unglaublichen Spaß dabei. Jemand erzählt mir, dass er für den Mann Videoaufnahmen gelöscht habe und dass da ganz schön perverse Schweinereien drauf gewesen seien.
Ich möchte zum Packen in die Ferienwohnung, doch man sagt mir, meine Kollegin J. habe sich dort mit Kreislaufschwierigkeiten hingelegt. Ich gehe trotzdem in die Wohnung. Im Treppenhaus überholt mich der Mann vom Fest und will einem Typen ans Leder. Der flieht in eine der Wohnungen. Der Mann vom Fest brüllt Drohungen und Verschwünschungen und schlägt mit einem Knüppel gegen die Tür. Zum Glück ist es nicht unsere Tür! Ein wenig mache ich mir Sorgen und Kollegin J.
Ich gehe in die Wohnung und muss erst einmal ein riesiges Elchgeweih hinunterklettern. Unten angekommen, treffe ich J. Sie hat ihre langen Haare dunkel gefärbt und bis auf einen Zopf kurz geschnitten. Ihr geht es schon etwas besser, aber sie erzählt, dass sie eigentlich heute nach Wiesbaden fahren wolle, um dort mit einer Freundin zu zelten. Eine bibliothekarische Rockband würde bei einem Freilichtmusical auftreten. Das könne sie jetzt knicken!
Gerne würde ich ihr helfen, weiß aber nicht, wieso. Dann versuche ich, meine Sachen zusammenzusuchen, aber es kommen alle Mitreisenden in die Wohnung und es gibt ein Gewusel. Ein Mann aus der Ukraine beginnt auch schon, die Wohnung zu putzen.


Der Wecker weckt um fünf Uhr, aber ich bleibe noch etwas mehr als eine halbe Stunde liegen. Die Nacht war ja nicht ganz so erholsam. Beim Aufstehen hilft mir das Wissen, dass auf dem Herd die vorbereitete Espressokanne steht.
Die Fruchtfliegen mögen die Fruchtfliegenfalle. Sie sitzen am Rand und freuen sich ihres Lebens. Warum fallen sie (bis auf eine Ausnahme) nicht hinein? Spüli habe ich rein getan, um die Oberflächenspannung zu stören.


Noch zu Hause Tagesmeditation und Blutdruck messen. Der diastolische Wert sinkt ein wenig, was ich auf die Gewichtsreduktion zurückführe. Vielleicht kann ich ja irgendwann mal auf den Blutdrucksenker verzichten!


Diese Frau
die mir entgegen kommt

Lange
schwarze Haare

Rotes
geschlitztes Kleid

Braune
glatte Beine

Wir queren uns
sie schaut mich an

Große
schwarze Augen

Was rufe ich da?
,,Ich bin schön!“


Der Arbeitstag geht dann doch ganz schön flott rum. Es wird viel gelacht. In der Mittagspause esse ich eine Veggie Miso-Ramen und zum ersten Mal ein(e) Onigiri. Das ist eine Art Shusi in groß und warm, aber ohne Fisch. Man isst also einen Batzen Reis in so einem Lappen Algenpapier. Innen drin ist irgendeine Soße. Serviert wurde mir das/der/die Onigiri in einer Plastikverpackung, in der es/er/sie wohl gedämpft worden ist.
Eigentlich ein ganz cooles Streetfood – allerdings dachte ich bisher, dass Japaner auf der Straße doch nichts essen!? Vielleicht bin ich da ja einer ganz großen Sache auf Spur!


,,Ich habe ein Gefühl, aber ich bin nicht das Gefühl!“
Diesen Satz hat man uns in der Rheinklinik immer wieder gesagt. Jetzt kann ich ihn mit Inhalt füllen, als gegen Nachmittag die Emotionen immer stärker werden. Die erarbeiteten Dinge aus der Klinik, aus der Therapie, der Meditation und dem Schreiben greifen nun ineinander. Ohne Abstinenz wäre das nicht möglich. Auch hilft mir sehr das verbesserte Körpergefühl.


Schon mehrere Tage in Folge habe ich mein Gewicht nicht kontrolliert und der Drang danach lässt langsam nach. Ich weiß ja, dass ich bei meiner Ernährungsweise über kurz oder lang weiter abnehme.


Hände hoch! Wochenende! Auf dem Fußweg zum Düsseldorfer Bahnhof telefoniere ich mit Freund J. und wir verabreden uns zum Gucken von ,,The Boys“ und zum Besuch eines Straßenfestes bei ihm umme Ecke. Ich weiß zwar nicht, was ich da soll, aber ich bin einfach mal fröhlich-neugierig.


Wegen der furchtbaren Fruchtfliegenplage in meiner Küche bestelle ich mir aus einer Stimmung heraus eine fleischfressende Pflanze. Dabei nehme ich mir ganz fest vor, sie auf gar keinen Fall ,,Audrey“ zu nennen – auch nicht mit Nummer.


In der Universitätsbibliothek hacke ich wieder knapp zwei neue Seiten in den Laptop. Ich denke, so langsam zahlt sich die Routine beim Schreiben aus, denn auch Kreativität kann man – bis zu einem gewissen Grad – üben.