Mittelgute Nacht. Mir träumt, Freund M. erzählt mir, dass seine älteste Tochter gerne mal Kiffen möchte. Wir reden darüber, wie man das am besten bewerkstelligen kann. Danach ernte ich am Computer einen Haschisch-Baum. Für den Traumcomputer gibt es auch ein Adventure, wo man verschiedenste Comicfiguren spielt. Das die dafür die Rechte bekommen haben! Die beste Ex-Frau von allen und ihre Schwester räumen die Wäsche ein und unterhalten sich dabei. Die verstorbene Schwiegermutter möchte da nicht zuhören und will nach Hause gehen.
Ich stehe um sieben Uhr auf. Nach der Morgenhygiene und dem Anziehen mache ich einen Spaziergang zum Meer. Die Stadt schläft noch zu großen Teilen. Ein paar Autos schleichen die Küstenstraße entlang, ein Typ führt seinen Hund Gassi. Zwei von der Stadtreinigung machen eine Zigarettenpause.
Die Adria kräuselt sich leicht. Ein Containerschiff wird in den Hafen bugsiert. Die weißen Kräne leuchten im Schein der Morgensonne.
Ich glaube, besser wird es nicht mehr.
Ich mache einen Spaziergang zum Naturschutzgebiet. Man kann es nicht betreten, aber durch Lücken in einem Bretterzaun betrachten. Der Weg hin und zurück führt durch eine Art Industriegebiet mit großen Einkaufszentren. Alles neu.
Einen Platz vor einer katholischen Kirche ist nach Giordano Bruno benannt. Das finde ich lustig. Wo die Gemeinde wohl ihre Grillfeste veranstaltet?
Die Zeit bis zum Treffen mit dem Thronfolger vertreibe ich mir auf der Terrasse des „Bife“ mit Lesen, Briefe schreiben und dem Trinken von Espresso. Der Himmel ist blau. Kleine Kinder tratschen ins Wasser des Springbrunnen. Sie lachen. Ein kleiner Vogel (ein Sperling) erbeutet ein Stückchen Brot. Ich habe Zeit, die Zeit hat mich.
Besser wird es nicht.
Der Thronfolger holt mich wieder einmal am Tito-Platz ab. Wir laufen zum Brückenplatz und essen im dortigen Fischrestaurant. Der Thronfolger isst mit Schinken und Käse gefüllte Tintenfische und ich einen Wolfsbarsch. Eigentlich wollte ich lieber ein Filet nehmen, aber ich lasse mich von der Kellnerin zu einem ganzen Fisch überreden. Leider bin ich nicht gut im Zerlegen von Fischen und muss mir die eine oder Gräte aus dem Mund puhlen. Schmecken tut es trotzdem sehr gut. Als Beilage bekommen wir Kartoffeln mit Mangold, was in Istrien wohl sehr beliebt ist.
Als ich kein Trinkgeld gebe, weil ich es ja später auf dem Tisch hinterlassen will, spricht die Kellerin plötzlich deutsch (daran hat man uns wohl erkannt). Als ich dann aber das Trinkgeld auf den Tisch lege freut sie sich sehr. Gerade noch mal davongekommen!
Der Thronfolger und ich laufen zur Verdauung am Meer entlang Richtung Izola. Fast die gesamte Küstenstraße ist für den Autoverkehr gesperrt: Die eine Spur ist für die Radfahrer (geteilt in zwei schmalere Fahrspuren), die andere für die Fußgänger, die auch noch einen Streifen am Wasser haben. Da überall Einstiege ins Meer sind, vermuten wir, dass in der Sommerzeit dieser Streifen von Badenden besetzt wird. Ein paar Leute planschen auch. Es ist angenehm warm, in der Sonne sogar heiß. Kurz vor Izola kehren wir in eine Bar ein und trinken Sprite und Wasser, denn wir brauchen dringend Schatten.
Auf dem Rückweg muss ich ein paar kleinere Pausen machen, denn so langsam melden sich die Füße und die Gelenke.
Wir setzen uns noch in den ,,Lord Byron“-Pub, der bei den Erasmus-Studenten sehr beliebt ist. Irgendwie sind diese ,,Irish Pubs“ (die ja nicht wirklich wie irische Pubs aussehen) in Europa oder gar auf der ganzen Welt universal. Ich trinke Erdinger Alkohlfrei und der Herr Student probiert nach Anleitung seines alten Herrn ein paar Biere aus. Viele Gespräche, gute Laune.
Später dann übergebe ich dem Thronfolger die Tasche, die ich für ihn mitgebracht habe. Emotionaler Abschied. Ich verdrücke mir die Tränen, weil ich nicht weiß, wann ich meinen Sohn das nächste Mal sehen werde. Immerhin bin ich beruhigt: Es geht im gut, er kommt zurecht und auch die Uni kümmert sich gut um ihre Gaststudenten aus dem Ausland.
Den Wecker stelle ich mir für morgen auf sieben Uhr, um genügend Zeit und Muße zum Packen zu haben. Ich will auch die frühe Verbindung nach Ljubljana (ich kann den Namen der slowenischen Hauptstadt schon fast auswendig!) nehmen, auch wenn die komplizierter ist und ich einen ziemlich langen Aufenthalt mittendrin habe.
Das Abenteuer geht weiter!
Ich versuche, kein Heimweh aufkommen zu lassen und offen für die neuen Erfahrungen zu sein.