Mittelgute Nacht. Mir träumt, mein Bruder und ich fahren durch die Felder. Da läuft ein Hahn mit einem Stock im Schnabel herum. Er versucht, sich mit dem Stock an einer Stelle am Hinterkopf zu kratzen, an die er sonst nicht herankommt. Klug und dumm zugleich! Unser Vater hätte mit der kleinen Axt Abhilfe schaffen können! Dann schenkt mir Freund D. noch ein Paar Schuhe. Abends ist im Nachbardorf in der Schützenhalle ein Erfinderwettbewerb. Da gehe ich aber nicht hin, den ich fürchte einen Rückfall.
Der Wecker klingelt um sieben Uhr. Ich frühstücke ein Thunfisch-Baguette im Park am Kongressplatz. Es ist diesig und kühl. Hochnebel hängt über der Stadt. Ich bin froh um meine Übergangsjacke.
Der Geist hängt ebenfalls wie Hochnebel über dem Bewusstsein. Der Geist hat keine Übergangsjacke.
Der Aufstieg zur Burg ist steil. Ich gehe langsam und mache Pausen. Auf den Energiehaushalt achten!
Burg Ljubljana. Zum Teil modern wieder aufgebaut. Kinderlachen. Der Audioguide sieht aus wie ein Seniorentelefon, spricht aber immerhin deutsch. Tolle Aussicht vom Turm aus 400 Metern Höhe. Positiv: Es gibt eine Treppe nach oben, eine andere nach unten. Auch hier ist die Geschichte bewegt, aber undramatisch. Nur der Ritter Erasmus war hier gefangen und ist durch einen Geheimgang im Brunnen (den gibt es wirklich!) geflohen. In seiner eigenen Burg wurde er daraufhin belagert. Wieder durch einenGeheimgang (ein überdenkenswertes Konzept!) besorgte er sich frisches Obst und bewarf die Belagerer zum Spott mit Kirschen. Da wussten die sich nicht anders zu helfen als den Ritter Erasmus mit einer Kanone zu erschießen, als er zum Kacken auf dem Abort saß. Ende der Geschichte.
Im fünfeckigen Turm ist noch eine Kunstinstallation. Ich komme einwenig aus dem Konzept, als mir der Audio- Guide etwas über die militärische Bedeutung des Bauwerks erzählt, während aus Lautsprechern Atemgeräusche stöhnen und ich mich mitten in einem Uterus aus Wolle befinde.
Das Museum für die Geschichte Sloweniens knicke ich mir, denn langsam leert sich die soziale Batterie so schnell, wie sich Kopf und Bug füllen. Die Sonne kommt raus und mit ihr die Touristen.
Besuch der slowenischen Nationalbibliothek. Ein schönes Gebäude von Jože Plečnik. Leider kann ich als Tourist nur einen Blick ins Foyer werfen.
Mittags esse ich endlich eine originale Bleder Kramšnita und zwar im Außengarten des Bistro Platana. Sie schmeckt sehr gut. Allerdings kann ich keinen Unterschied zur gestrigen, profanen Kremšnita erkennen. Das Personal ist sehr aufmerksam. Nach dem süßen Mittagessen gehe ich eine Runde ins Hotel, um mich auszuruhen.
Ich laufe noch einmal los, um die alte römische Stadtmauer und das Plečnik-Haus anzusehen. Zwischendurch Blasendruck und Fußschmerzen. Einkehr im „Corner Pub“. Sehr gemütlich mit großer Bierauswahl. Ich bleibe natürlich beim Wasser.
Das Plečnik-Haus ist eher unterwältigend. Allerdings: Was habe ich auch erwartet? Der gute Mann hat zwei Häuser gekauft um dort zu leben und zu arbeiten!
Der Weg zum Hotel ist schön. Ich komme an einer wild aussehenden Kleingartenanlage vorbei. Jeder deutsche Kleingärtner würde einen Herzinfarkt bekommen, würde er das sehen!
Im Hotel dusche ich mich und räume schon mal meine Sachen zusammen. Auf dem Kongressplatz werden wohl Universitätsabsolventen geehrt. Später laute Musik. Ich schaue ein paar Youtube-Videos und gehe zeitig schlafen.






