2024-11-20 Mittwoch

Nacht, Weihnachtstraum

Ganz guter Schlaf. Allerdings muss ich häufiger raus und auf die Toilette. Mir träumt, es ist Weihnachten und wir langweilen uns furchtbar im Wohnzimmer. Mein Bruder und ich vertreiben uns die Zeit mit dem Lesen von anstrengenden Magazinen. Dann schlägt mein Vater vor, dass wir doch jetzt Bier trinken könnten. Mein Bruder fragt mich, welche Biersorten denn im Keller stehen würden. Ich werde wütend, denn ich werde ja nichts davon trinken können und ich schreie ihn an, dass er doch gefälligst selber nachsehen soll, obwohl ich die Biersorten natürlich genau kenne.

Noch immer zornig ziehe ich meinen Mantel an und gehe in die Stadt. Auf dem Platz vor der Kneipe steht ein Tischchen. An ihm sitzt eine junge Frau und daneben steht ein kleiner Junge. Sie gehören zur Kneipe und verteilen Armbänder mit aufgedruckter Nummer, denn die Regierung will, dass zu Weihnachten alle Kneipenbesucher registriert werden. Ich lasse mir von dem kleinen Jungen das Armband anlegen. Er stellt mir auch die gesetzlich vorgeschriebenen Fragen: Ob ich in der Kneipe eine iranische Terrorzelle gründen wolle, usw. Ich verneine. Dann greife ich in die Manteltaschen und hole ein silbernes Spielzeugauto hervor. Es ist schwer und seine Form erinnert an einen VW Käfer. Allerdings ist es ein anderes Modell. Ich zeige das Auto dem Jungen und erkläre, dass ich mich nicht für Autos interessiere. Seine Augen leuchten und ich frage ihn, ob er es haben wolle. Er bejaht und ich schenke ihm das Auto. ,,Es ist doch Weihnachten!“ denke ich und gehe in die Kneipe.

Die Kneipe ist mehr ein Café. Die Gäste trinken Wein, Sekt und Bier. Ich bekomme ein Wasser und rede mit dem Wirt. Wir setzen uns zusammen auf eine Bierbank und er erzählt von den Gängelungen durch die Regierung. Die Gastronomie gehe den Bach runter, bis auf die hochpreisigen Läden. Ich sage ihm, dass mich die hochpreisigen Restaurants nicht interessieren würden und sonst würde man ja inzwischen nur noch Döner essen können. ,,Wobei ich Döner durchaus mag!“ füge ich hinzu.

Gerne würde ich das interessante Gespräch weiter führen, aber es ist sehr laut hier in der Kneipe. Außerdem spricht der Wirt so undeutlich (viele Menschen sprechen sehr undeutlich) und er hat einen starken, französischen Akzent.

Morgen, Erschöpfung, Gewicht

Die Nacht reicht leider nicht aus, um die Erschöpfung zu beseitigen. Es war vielleicht doch ein wenig viel in den letzten Tagen. Ein wenig bekomme ich Sorge, dass ich schwächer werde, weil ich so wenig esse. Gestern gab es kein Frühstück, mittags den (das? die?) Gemüserösti und zum Abendbrot eine Banane. Gemacht habe ich 12.000 Schritte.

Das Gewicht macht einen Satz nach unten: 139,5 kg. Das korreliert immerhin mit der geringen Nahrungsaufnahme. Um mich nicht zu sehr zu schwächen, frühstücke ich eine große (,,ordentliche“) Portion Bananenflocken. In meinem morgendlichen Durcheinanderkopf vergesse ich dabei die Nüsse. Dann gibt es die halt beim nächsten Mal dazu …

Der Geist läuft heiß, Barista voll

Ich laufe durch die Stadt. Bettler quatschen um Geld an, Drücker um meine Kontoverbindung (Tipp: Bettler sind billiger, weil die auch Einmalzahlungen akzeptieren). Wut kommt in mir hoch. Die verdammte Welt soll mich in Ruhe lassen! Verdammte Welt!
Da bemerke ich, dass mein Geist dabei ist, heiß zu laufen. Ich atme ein und aus. Fühle in mich hinein. Ja, ich weiß, warum ich so aufgedreht bin! Es ist in Ordnung, dass ich aufgedreht bin!

Es ist regnerisch und kalt. Ich bin froh um meinen Parka und den dicken Schal. Klopfe mir selber auf die Schulter für den Gedanken und dass ich die Jacke gestern Abend noch aus dem Schrank geholt habe.

Da es beim Barista so voll ist, gehe ich zum netten Café ,,Kännchen’’ in der Claubergstraße. Ob ich hier vielleicht auch mal den Mittagstisch ausprobiere?

Bio-Leuchtturm

Im Radio höre ich, dass eine Schulkantine wegen ihres leckeren und gesunden Essens zum ,,Bio-Leuchtturm’’ gekürt wurde.
Ich denke an die Nordseeküste, an Männern in Friesennerzen und an einen rot-weiß gestreiften Turm mit einer Lampe voller Glühwürmchen.

Abend

Den Tag über hatte ich noch die Idee, evtl. am Abend noch etwas zu arbeiten. Zum Glück wird mir später klar, dass die ganze Chose überhaupt nicht wichtig genug dafür ist.

Ich esse was vom Dönermann, schaue ein, zwei Videos, schmiere Kniften und gehe zeitig ins Bett.

Netzfunde

Zeitenwende auf Finnisch – Eine Reise entlang der russischen Grenze

Eine sehr interessante Reportage. Die Finnen sehen wohl starke Parallelen zwischen dem Winterkrieg und dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Auch in Finnland gibt es noch viele offene Wunden.

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