Eine kleine Warnung vorneweg: In diesem Blogpost habe ich z.T. direkt aufgeschrieben, wie es in mir aussieht, wenn es mir psychisch sehr schlecht geht. Wenn solche Schilderungen für Euch zu viel sind, lest ihn besser nicht. Wenn Ihr Euch darin wieder erkennt: Holt Euch Hilfe! Man kann etwas tun! Es wird mit der Zeit wirklich besser!
Nacht, Traum von der eskalierenden Party
Relativ guter Schlaf, ich spüre deutlich, wie das Promethazin mich in die Kissen drückt. Wie gut, dass ich auch schon auf 20mg so gut anspreche!
Mir träumt, ich bin in meiner Zweitwohnung in Köln. Gestern war Karneval und mein bester Freund Flöte hat bei mir übernachtet. Da ich wegen der Abstinenz nicht mehr so mitfeiere, stehe ich früh auf. Flöte ist schon weg. Seine Spielzeug-Steinschlosspistole hat er dagelassen. Jetzt habe ich davon sogar zwei!
Dann fahre ich ins Elternhaus. Meine Eltern sind im Urlaub und auf dem nachbarlichen Hof ist eine Jugendlichenparty. Die Party ist außer Rand und Band. Die Jungen und Mädchen rennen hoch und runter, auch in das Elternhaus. Eine junge Frau fährt mit einem Sportwagen durch die Hecke. Mein Bruder vertreibt die Jugendlichen. Dann gehen wir nach oben, denn ich will mein Gepäck in mein Zimmer bringen. Doch da ist ja Baustelle! Die nächsten Tage werde ich wohl unten im Wohnzimmer auf dem Sofa schlafen müssen!
Morgen, Waldspaziergang, Panik
Der Tag fängt recht gut an. Der Hang over vom Promethazin ist natürlich nervig. Fühle mich schlapp. Trotzdem mache ich einen Waldspaziergang. Der tut anfangs gut, doch dann drängt die Angst in mir hoch. Werde von den Emotionen überwältigt. Angst wird zu Panik. Zurück in der Wohnung logge ich mich ins Homeoffice ein. Bemerke, dass ich jetzt überhaupt nicht funktionieren kann, denn meine Nerven brennen lichterloh. Also melde ich mich krank. Fühle mich zurückgelassen, hilflos. Schreibe hastig diese Zeilen. Aufschreiben hilft ein wenig. Will weg, einfach nur weg! Weglaufen! Wegrennen! Weg! Weg! Weg! Weg von allem! Weg von den Menschen! Weg von den Geräuschen! Weg von der Sonne! Weg von mir selber!
Krank
Nach der Krankmeldung setze ich mich aufs Sofa und schlafe augenblicklich ein. Erwache nach zwei Stunden total ausgelaugt. Kopfschmerzen, Orientierungslosigkeit. Setze die Kopfhörer auf, mache irgendeinen Podcast über die Geschichte der Tiefkühlpizza an. Später koche ich Essen. Hauptsache, die Hände haben etwas zu tun. Fühle mich richtungslos. Was soll ich nur tun? Die Nerven brennen wieder, aber auf kleiner Flamme, denn die Energie ist weg. Laut dem Rezept kommt da auch Rotwein rein (zum ,,Ablöschen’’). Wenn ich jetzt Rotwein hier hätte, würde ich davon trinken. Ob ich mich heute überhaupt noch aus der Wohnung trauen kann, wo doch überall Alkohol angeboten wird?
Was mich ärgert: Ich kenne den Trigger (das Wort ist hier mal ausdrücklich angebracht, wie ich finde), der das auslöst und es ist einfach nur eine Verkettung von Kleinigkeiten gewesen. Es sind ,,Kleinigkeiten’’, die einfach immer wieder passieren können, Situationen, denen ich nicht aus dem Weg gehen kann.
Doof ist, auch, dass die Therapie gerade pausiert und es erst nach Ostern wieder weiter geht. Es wäre vielleicht ganz gut, wenn ich darüber mal in einem geschützten Raum sprechen könnte. Ich vermisse die Gruppe sehr, weil da immer gute Rückmeldungen kommen.
Das Einzige, was ich wohl tun kann, ist zu versuchen, mehr bei mir zu bleiben.
So gut es geben geht.
Zwischenzeitlich kommt mir der Gedanke, mir heute neue Schuhe zu kaufen. Als ich dann das Essen aus dem Ofen hole und den Deckel mit der bloßen Hand anfasse (zum Glück habe ich ihn sofort fallengelassen) wird mir klar, dass ich noch ziemlich dissoziiert bin. Also bleibe ich lieber zu Hause und mache höchstens später noch einen Spaziergang im Wald. Ich sollte in einem solchen Zustand keine Kaufentscheidungen treffen.
Abend
Gegen Abend noch ein Telefonat wegen dem Roman. Es ist ein sehr konstruktives und freundliches Gespräch, aber danach bin ich vollkommen erschöpft.
Trauer und Schmerz, Trauer und Schmerz.
Ich bringe den jetzt leeren Froster in den Keller. Er ist jetzt leer und wird nicht mehr gebraucht. Leer und nicht mehr gebraucht.
Trauer und Schmerz.
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