Nacht, Traum vom Gericht
Mittelgute Nacht. Ich bin vom Tag derart erschöpft, dass ich gut schlafe.
Mir träumt, ich bin Schöffe in einem verworrenen Berufungsprozess. Ein Kläger, der das Verfahren wieder aufgerollt hat, ist in eine schlimme Kindermordgeschichte verstrickt. Mich ekelt das alles sehr an. Ist vielleicht der Kläger diese komische Mann mit Schnäuzer, der an wirklich jedem Prozess teilnimmt?
Als das Urteil besprochen wird, verteile ich am Eingang Ausdrucke davon. Die gelumbeckten Bände finden reißenden Absatz. Der Mann mit dem Schnäuzer will sogar zwei Ausgaben inkl. des Ergänzungsbandes!
Dann fahren wir alle mit einer Art Bus herum. Der Mann mit dem Schnäuzer reißt eine Rede an sich. Er disst den Richter des alten Verfahrens. Das ist ein junger Mann, der ebenfalls anwesend ist. Der hatte einen blöden Formfehler begannen, indem er Termine verwechselt hatte. Damals war ich auch schon am Verfahren beteiligt gewesen.
Die Staatsanwältin lobt meinen Einsatz. Doch dann wacht die junge Frau auf dem Tisch auf und sie ruft „Danke, Jungs!“. Es wird geschossen! Der Mann mit dem Schnäuzer, die Staatsanwältin und noch einige andere Leute sinken blutend zu Boden. Das ist eine Falle der vietnamesischen Mafia und die junge, hübsche Frau gehört zu ihnen!
Kurz bekomme ich Angst, dass die Frau, die ich liebe, unter den Toten sein könnte, aber bevor ich mich in die Sache reinsteigere, wache ich auf.
Morgen
Der Wecker klingelt mich um sechs Uhr aus dem Bett. Der Geist ist wirr von den vielen Eindrücken der letzten Tage. Deswegen werden die Träume wohl auch so wild und ich muss immer so früh schlafen gehen.
Vor dem Frühstück schreibe ich auf dem Zimmer noch ein paar Postkarten.
Internationales Maritimes Museum
Inhaltlich eher altbackenes Museum in einem wunderschönen Gebäude. Es werden „Große Entdecker“ gefeiert. Immerhin ist unter ihnen auch ein Chinese.
Inhalte werden hauptsächlich über Texttafeln transportiert. Einen Audio-Guide oder etwas Ähnliches gibt es nicht.
Dafür kann man sehr, sehr viele Schiffsmodelle sehen. Allerdings fehlt mir für Landratten wie uns die Kontextualisierung. Wenn ich mir schon mehrere verschiedene Modelle von Linienschiffe aus dem 18. Jahrhundert anschauen soll, warum erklärt mir denn niemand, was ein Linienschiff überhaupt ist? Wodurch unterscheiden sich die Linienschiffe voneinander? Worauf kam es bei ihnen an?
Das Wetter draußen wird nasser und nasser. Gleichzeitig wird das Museum voller und voller. Der Regen spült beblagte Familien ins Museum.
Wir fliehen in ein nahes Lokal („Wave“).
Regenschauer, Landungsbrücken, Stadtrundfahrt
Wir eumeln ein wenig durch die Stadt, Regenschauer treiben uns unter Sonnenschirme. So langsam frustriert mich das Wetter.
An den Landungsbrücken gehe ich noch schnell auf die Toilette, bevor die Stadtrundfahrt beginnt. Busse spucken Angetrunkene aus. Überall Bierflaschen. Ein Teil von mir ekelt sich, ein Teil von mir will sofort zur Flasche greifen.
Die Stadtrundfahrt entspannt mich wieder. Die eher langweiligen, zahlenlastigen und sehr werbend klingenden Bandansagen werden immer vom Fahrer mit seinen launigen Erläuterungen und Anekdötchen unterbrochen. Man hat den Eindruck, dass da jemand den Gästen wirklich seine Heimatstadt nahebringen will.
Nach 1,5 Stunden verlassen wir uns wieder auf unseren eigenen Beine und laufen durch die Stadt Richtung Jungfernstieg. Dabei schauen wir uns auch „Planten und Blomen“ an.
So langsam bekomme ich ein Gefühl für diese Stadt. Auch wenn ich schon mehrfach hier war, habe ich mich bisher noch nie wirklich auf sie einlassen könnten, konnte sie nicht richtig „verstehen“. Das passiert jetzt und ich bin fasziniert von ihrer Widersprüchlichkeit. Auf engstem Raum gibt es kaufmännische Grandezza, proletarischen Haudruff, Seefahrerromantik, touristisch maximal ausgeschlachtete Seefahrerromantik, Dreck, Elend, Etepetete, Bier, Tee, Backfisch und Edelrestaurant.
Abend
Wir laufen noch vom Jungfernstieg bis zum Hauptbahnhof. Dort steigen wir in die U2 ein, die uns zum Rauen Haus und damit zum Hotel bringt.
Wir sind beide ziemlich kaputt.
E-Mail von Cindy
Ich bekomme eine E-Mail von Cindy Krasemann:
Liebes Team,
wir sind am 25.06. in Duisburg und erstellen die Fotoaufnahmen für Google Street View. Im Zuge dessen digitalisieren wir für Google Maps Geschäftsräume vor Ort. Ihr bekommt bis zu 10 Panoramapunkte für eine virtuelle Tour durch euer Unternehmen.
Prinzipiell geht es darum, ob wir auch euren Standort mit einplanen sollen.
Unsere Aufnahmen erscheinen direkt in der Google Suche, in eurem Google Unternehmenseintrag und ihr erhaltet die vollen Bild- & Nutzungsrechte für einmalig nur 490,- netto.
Hierzu 3 Beispiele aus dem Bereich Getränke:
Weinkeller Hannover, Mövenpick Wein Deutschland GmbH & Co. KG
Whiskywelt Burg Scharfenstein
Alte Brennerei
Um euren Standort zeitlich für die Aufnahmen mit einzuplanen, gebt uns bitte bis zum 11.06. kurz Bescheid.
Wir freuen uns auf euch!
Beste Grüße
Cindy
Ich denke darüber nach, fast 500 Euro darin zu investieren, dass man zukünftig bei Google Street View Bilder meiner unaufgeräumten Wohnung sehen kann.