2023-04-14

Freitag, 14.04.2023

UCI Duisburg: Ich gehe mal wieder ins Kino

Die Nacht

Der Schlaf war tief. In den Morgenstunden träumte ich einen Traum voller Wahnsinn, Action, Humor und einer Prise Sex, doch während später am Morgen der Tee zog, vergaß ich alles wieder.

Der Morgen

Momentan scheint sich für mich die Zeit zwischen sechs Uhr und sechs Uhr dreißig als Aufstehzeit einzupendeln. Das ist eigentlich nicht schlecht, weil es dann draußen schon hell wird und ich so gegen acht Uhr auf der Arbeit aufschlage.

Zwar vermisse ich noch meine harte Aufstehdisziplin aus früheren Jahren, aber ich bin bereit, die neue Zeit anzunehmen, zumal ich ja ganz gut damit zurechtkomme.

Am Hauptbahnhof 1

Ich warte auf die Straßenbahn, habe mir noch eben schnell ein belegtes Brötchen gekauft.

Der freundliche Fifty-Fifty-Verkäufer spricht mich an. Er fragt, wie es mir geht. Ich antworte, dass es mir gut gehe: Die Sonne scheine, das Wochenende sei nahe und der heutige Dienst würde mir Spaß machen.

Wie es ihm ginge, frage ich zurück. Er antwortet, dass er morgen nach Ungarn gehen würde. Aber es gebe Sorgen um seinen Sohn und er müsse zum Arzt wegen des Knies.

Als wir uns verabschieden, lächle ich.

Brennen

Am Nachmittag scheint weiter draußen die Sonne wie als wenn Hochsommer wäre. Das Fenster neben dem Thekenschreibtisch ist offen. Nach und nach fahren die letzten Leute vom Hof, reden dabei unnatürlich laut. Die Autos rauschen im Hintergrund wie das Meer.

Ich sitze da an der langen Rechnung und buche und schaue und buche und schaue und mein Herz beginnt erst zu bluten, dann zu brennen. Die Hände zittern leicht, die Arme schmerzen. 

Es brennt lichterloh und es tut so unglaublich weh und ich schaue und buche und natürlich lässt man sich nichts anmerken. Ich verstehe nun, warum ich früher versucht habe, an Tagen wie diesen den inneren Brand zu löschen, indem ich Bier in die Flammen gekippt habe. Flasche um Flasch, Glas um Glas bis es ganz still wurde in mir drin.

Wieder ist eine Seite der Rechnung geschafft. Ich kontrolliere den Übertrag und die Zahl stimmt zu meinem eigenen Erstaunen. Da könntest Du schreien und weinen und Dir die eigene Haut vom Körper reißen und doch trägst Du 

,,Es sind nur Gefühle!“ sagt der innere Therapeut, der vernünftige Mann.

Das Kind hingegen schreit im Feuer.

Am Hauptbahnhof 2

Feierabend! Wochenende! Ich laufe durch die Sonne, mein Inneres gleicht einer Stadt, die bei Kriegsende nur aus Ruinen besteht und deren ausgezehrte Bewohner trotzdem den Frieden feiern, so gut es eben geht.

So gut es eben geht.

Die Trinker am Hauptbahnhof in Düsseldorf haben sich um einen Baum gruppiert. Einer hat beide Arme ausgestreckt. Sein Mund ruft stumm eine Parole.

Ein anderer lehnt zusammengesunken an den Steinen, welche die kleine kahle Stelle um den Baum herum begrenzen. Sein Kopf ist auf die Brust gesunken, im Schritt ist seine Jogginghose nass.

Wärme

Die Frühlingssonne tut mir sehr gut. Auch wenn ich weiter immer das Gefühl habe, von Aufgaben und Terminen gehetzt zu werden, freue mich auf das Wochenende.

Ich weiß nur nicht, wie ich zu mir selber kommen kann und noch während ich mich frage, was ich da tun kann, bemerke ich, dass ich doch genau jetzt, wo ich im Zug im Licht genau dort bin:
Bei mir.

Kino

Im Kino sitzen vor mir drei Leute: Zwei Frauen, ein Mann. Er gibt sich Mühe, unbeeindruckt und cool zu wirken. Er plustert sich auf, als ob er beide Frauen gleichzeitig daten würde. Passend dazu sitzt er in der Mitte.

Die rothaarige Computerfrau erscheint auf der Leinwand und fordert alle auf, mit ihren Handys zu spielen.

Irgendwann werde ich das aus reiner Verzweiflung auch einmal tun.

Der Film (D’Artagnan) gefällt mir ganz gut: Eine recht flotte Verfilmung des klassischen Stoffes. Man versucht sich, mit Schmutz, Handkamera, Brutalität und dunklen Filtern von den farbigen Mantel- und-Degen-Filmen abzusetzen.

Ich fühle mich gut unterhalten.