2022-10-13

Donnerstag, 13.10.2022 – OP-Tag

Der Tag und die Nacht

Der Nachtschlaf war natürlich sehr unruhig. Erst war mir kalt, aber nachdem ich die Tageskuscheldecke dazugeholt hatte, ging es ganz gut.

Mir träumte, die beste Ex-Frau von Allen und ich würden in einem Hochhaus wohnen. Meine Taschen für das Krankenhaus waren schon gepackt und wir warteten auf das Taxi. Ich war total aufgeregt und musste noch schnell aufs Klo. Dort ging alles schief und ich bekam meine Hose nicht mehr zu.

Im Hausflur standen Sofas und auf einen lag das Ehepaar J., unsere Nachbarn aus Meiderich. Sie fragten um, ob es uns den „in dieser Holzbude“ gefallen würde.

Wir sagten „ja“.


Um halb fünf weckt mich das Metal-Radio. Ich stehe zügig auf. Angst, Aufregug, Schwindel.

Die Dusche tut gut. Danach versuchte ich, mich vor dem Mac ein wenig abzulenken.

Das Taxi steht pünktlich vor der Tür und da die Straßen uhrzeitbedingt vollkommen leer sind, bin ich viel zu früh am Krankenhaus.


Nun sitze ich im großen Wartebereich der BG-Unfallklinik in Duisburg-Wedau. Hier lässt es sich aushalten (W-LAN!).

Die Angst lauert wie ein Krokodil knapp unter der Wasseroberfläche. Mir ist schwummerig. Ich schieb die “Was-wäre-wenn?”- Gedanken tapfer beiseite.


Was gegen die akute Angst hilft, ist die Zeit: Meine OP werde verschoben, sagt man mir und ich sitze nun im Wartebereich der Station. Das Zimmer wird wohl erst gegen elf Uhr frei und bis dahin sind es noch gute zwei Stunden.

Zu Beginn der Wartezeit war ich noch nervös und ängstlich, konnte aber das meiste der Angst wegatmen. Jetzt macht sich gediegene Langeweile breit . Aber ich kann mich ja beschäftigen!


Meine Entscheidung, das digitale Abo der ZEIT zu kündigen, war wohl richtig: Ich lese die ZEIT noch immer sehr gerne, komme aber häufig nicht dazu.

Da kaufe ich mir lieber ab und an eine einzelne Ausgabe für knapp sieben Euro.

Da ich bisher nur höchstens jede zweite Ausgabe gelesen habe, wird sich das wohl rechnen (bin gerade zu faul, das zu überprüfen).

[Nachbemerkung: Das Jahresabo kostet gerundet 250,- Euro, die einzelne Ausgabe 7,- Euro. Selbst wenn ich nur ungefähr nur jede zweite Ausgabe lese (26 Ausgaben), sind das 182,- Euro und damit wesentlich weniger als ein Jahresabo – wobei eine Lesequote von 50% bei mir schon hoch gegriffen ist.]


Plötzlich bringt mir eine Pflegerin die OP-Wäsche und meine Akte. Es geht los! Mit klopfendem Herzen betrete ich die OP-Vorbereitung. Meine Anziehsachen landen in einer Box und ich ziehe ein Netzunterhöschen (definitiv nicht sexy) und das “Engelchen-Hemd” an. Auf den Kopf kommt ein Haarnetz. Ich schlottere vor Aufregung. Dann heißt es: Kommando zurück! Ein Notfall ist eingeliefert worden. Ich zeige Verständnis, zumal ,,meine“ Sache ja eher eine Kleinigkeit ist. Dies wird von den anwesenden Pflegekräften mit Wertschätzung bedacht. Man sei da leider ganz andere Reaktionen gewöhnt, erzählt man mir.

Im “Warteraum” auf der Station plagt mich Durst. Da mein iPad usw. schon eingelagert ist, gehe ich das Zeitschriftenangebot durch: Je ein Exemplar von “das Goldene Blatt”, “Frau im Spiegel” sowie eine Ausgabe des „Stern“.

Immerhin ein “Stern”! Die zahlreichen Artikel, die sich mit verstorbenen Monarchinnen befassen, überblättere ich hoheitsvoll.

Irgendwann kann ich wenigstens auf mein Zimmer. Dann geht es wieder Knall auf Fall: Man bringt mir erneut OP-Kleidung, diesmal werde ich mit dem Bett in den OP gefahren.

Die Menschen dort sind sehr freundlich, aber auch sehr, sehr hektisch. Die Hektik macht mir Angst, doch die bekomme ich in den Griff. Ein Pfleger unterhält sich mit mir, beruhigt mich. Dann bekomme ich das Schlafmittel und die Wirklichkeit fasert aus.

Im Aufwachraum – nun, ja – wache ich auf. Von der Narkose erhole ich mich erstaunlich schnell: Sollte meine Leber etwa Superkräfte haben?


Nach 24 Stunden Fasten bekomme ich Abendbrot. So einfach es ist (zwei Scheiben Brot, Gouda und Putenjagdwurst), so köstlich schmeckt es.

Ich werde müde.


Die Schmerzmittel am Abend wirken. Ich sitze auf dem Bett und lese auf dem iPad.

Ich bin erleichtert, fast schon glücklich.


Vorhin kam die Schwester rein, telefonierend:
„Chärr Bäckär! Sind sie allergisch gegen Clexane?“
„Nein.“
„Ist nicht allergisch! Ist jungerr Maaann!“

Da war ich doch ein wenig verlegen …

2 Kommentare

Lynn 2022-10-31

So viel Aufregung! Das hast du toll gemeistert! Du kannst sehr stolz auf dich sein 🤗

superkiesel 2022-11-28

Danke! 🙂