Guter Schlaf. Mir träumen viele Geschichten. Einmal gehe ich in einen Irish Pub und möchte ein alkoholfreies Guinness trinken. Doch die Zapfanlage ist kaputt oder das Bier ist alle. Ich stehe unschlüssig an der Theke herum, dann gehe ich wieder.
Spiegeleier ganz unösterlich auf Toast. Espresso. Für die Gastschläfer das Bettsofa freigeräumt. Frisch geduscht auf den Weg ins Sauerland. Baustellenbedingt muss ich über Düsseldorf und Hagen fahren. Kann man nix machen. Es ist frühlingshaft warm, die Sonne scheint.
Eine leichte Traurigkeit legt sich auf die Seele. Ein warmer Teppich aus Schmerz und Herzeleid.
Frustfahrt. In Düsseldorf ist der Bahnsteig mit Reisenden überfüllt. Der Zug, der einfährt, könnte auch für die Lummerland-Bahn fahren (die ja bekanntlich keine Fahrgäste befördern muss), denn er ist winzig klein. Eine Tür ist kaputt und ganz viele Menschen möchten unbedingt im Türbereich bleiben anstatt sich über die Waggons zu verteilen. Wenn ich solcher Szenen ansichtig werde, wird mir wieder klar, dass die Menschheit unwiederbringlich verloren ist.
Ich bleibe in Düsseldorf und versuche, meine Wut auf die von Automobil- und Flugindustrie geschmierte Politikerkaste (Wissmann, Müntefering, Klimmt, Bodeweg, Stolpe, Tiefensee, Ramsauer, Dobrindt, Scheuer, Wissing) wegzuatmen.
Der nächste Zug ist ein geräumiger RRX, die Reisenden haben sich ein wenig verteilt und meine Wut weiß nicht mehr, wo sie hin soll.
Umstieg Düsseldorf Hauptbahnhof. Milchkaffee bei tchibo. Großer Milchkaffee, großer Bahnhof.
Lieber Gott, lass bitte das tättowierte Gesicht auf dem Arm der dicken Frau nicht das von Elvis sein!
Das würde ich jetzt nicht ertragen!
Ich überlege, mir einen Komodowaran zu bestellen. Damit wären die waranlosen Jahre sind endlich vorbei. Mir ist bewusst, dass viele der Lesefröschlein jetzt verwundert die süßen Stirnchen in Fältchen legen bei dem Gedanken, wie man sich denn so ein gefährliches, seltenes Raubtier zulegen kann, aber es ist halt so: Wer noch nie einen Komodowaran besessen hat, der KANN einfach nicht verstehen, welch tiefe Bindung man mit einem solchen Tier mit den Jahren aufbaut. Warane sind treu und dass sie ihre innige Liebe zu ihrem Besitzer nicht so direkt zeigen, zeugt nur von ihrem edlen Charakter.
Ich weiß noch: Als mein vorheriger Waran meinen damaligen Vermieter erlegt hatte und mich beim Fressen seiner Beute in einer Mischung aus Dankbarkeit und Arroganz beobachtet hat! Die Sache mit dem Vermieter war eine Geburtstagsgeschenk für Heinrich (den Waran) gewesen. Erst hatte ich den Mann mit der Aussicht auf kostenlosen Alkohol in meine Wohnung gelockt, wo Heinrich sich hinter einem Bücherregal versteckt hatte (Komodowarane sind Lauerjäger). Nachdem Heinrich sich dann spielerisch mit unserem Gast beschäftigt hatte, sperrte ich letzteren im Bad ein, bis die Krankheitskeime aus dem Maul meines Mitbewohners ihre Arbeit verrichtet hatten. Man sagt ja, dass dies eine Jagdtechnik der Waran sein, dass ihre Mäuler so sehr mit Bakterien verseucht sind und dass sie die so geschwächte Beute besser erlegen können, aber ich bin fest davon überzeugt, dass das schwärende Fleisch ihnen so einfach hervorragend schmeckt.
Zum Glück haben Heinrich und ich das perfekte Verbrechen verübt, denn Komodowarane fressen ihre Opfer immer komplett auf mit Knochen, Haut und Haaren.
Wie bereits erwähnt, können nur Waranbesitzer diese tiefe Bindung, die inneren Landschaften, die weise Weltsicht von großen Schuppenkriechtieren fühlen, denn sie sind besonders empfindsame Menschen.
Gemeinsam mit Krokussen (Krokanten?) und Osterglocken in Wiesen und Beeten beginnt nun auch des Deutschen heiligste Beilage den Köpfen zu blühen: Der Spargel.
Wenn man immer zu jeder Tages- und Nachtzeit alles bekommen kann, ist so ein seltsames Pimmelgemüse, welches sich partout weigert, auch zu anderen Zeiten zu wachsen, natürlich der letzte, echte Luxus.
Ab jetzt wird man sich wider Tipps und Tricks zu raunen, an welcher Bundesstraße nun statt eines traurigen Wohnwagens mit von innen beschlagenen Scheiben nun beräderte Erdbeeren stehen, in denen nicht minder traurige Menschen sitzen und nun kiloweise gebündelte Grabunholdfinger feilbieten.
Zum Glück geht die Zeit des stechenden Uringeruches aber bald wieder vorüber.
In Hagen gehe ich kurz aufs Bahnhofsklo. Früher war hier im Bereich zwischen Damen- und Herrentoilette ein Sexshop. Man konnte also „unauffällig“ aufs Klo gehen und dort dann in einem engen Raum bei einer dicken Frau in einer Kittelschürze Pornos und Gegenstände für die Befüllung von diversen Körperöffnungen kaufen.
RAIL AND FRESH hat dagegen zwar keine Seele mehr, ist aber auch nicht so unangenehm.
In Schwerte dann wieder dieses Schwerte-Gefühl.