Kieselblog

Flusskiesels Tagebuch

2025-03-22 Samstag

Nacht

Für eine Hotelnacht schlafe ich ganz gut. Einmal schreit draußen einer laut vor der Johanneskirche herum, aber durch die Ohrenstöpsel drang nicht viel durch. Ohrenstöpsel im Hotel: Ein Game-Changer!

Wirrer Traum

Mir träumt, ich bekomme die Meldung, dass meine Ameisen ein Upgrade bekommen können. Also gehe ich in den Upgrade-Raum. Jemand hat auf die Ameisen-Konsole (eine große, farbige Säule) ein Plakat mit einer Warnung vor Xenomorphen (Alien) geklebt. Das war natürlich nur ein Witz. Ich entferne das Plakat vorsichtig und gebe es einer Kameradin.

Später gehe ich in einen kirchenartigen Raum, welche vom WDR eingerichtet worden ist. Hier versuche ich, mein Leben zu organisieren. Mir fällt ein, dass ich einmal auf dem Computer einen Dateiordner mit dem Namen ,,Awiw“ hatte. Die Abkürzung stand für ,,Alles, was ich weiß“ und ich dort habe ich dann einfach Dokumente erstellt und eben alles aufgeschrieben, was ich wusste. Mir kommt die Idee, das weiter zu führen und auch einen entsprechenden Aktenordner anzulegen. Sofort überlege ich mir ein erweitertes Ablagesystem. Dann sehe ich den Stapel mit Dingen, die ich noch mitnehmen möchte. Die beste Ex-Frau von allen hat dort ein paar Bücher aus der Bibliothek aufgestapelt. Ich überlege kurz, ob ich ihr die Bücher mitnehmen soll, entscheide mich dann aber dagegen.

Beim Rausgehen treffe ich meine Teamleiterin. Sie wundert sich darüber, dass ich zwei Packungen Klopapier im Schrank auf der Arbeit deponiert habe und fragt mich, ob ich keine Angst hätte, dass jemand das Klopapier benutzen könnte.

Ich verneine, denn wenn jemand Klopapier benötigt, soll er es auch benutzen!

Lachend gehen wir auseinander.

Morgen

Der Wecker klingelt um halb sieben Uhr. Ich bin noch recht kaputt von den 23.000 Schritten, die ich gestern gemacht habe.

Trotz der ungewohnten Atmosphäre meditiere ich auf der Bettkante. Die Meditation fällt ein wenig schwerer als sonst, aber ich bin froh, dass ich sie trotzdem mache.

Das ,,grüne“ Hotelfrühstück schmeckt mir wie immer hier sehr gut. Ich esse ein Brötchen, eine Scheibe Graubrot und eine große Scheibe Toast. Zu dem Käse und dem vegetarischen Aufschnitt nehme ich noch zwei Spiegeleier, denn ich werde heute wieder viel auf den Beinen sein.

Der Bio-Kaffee schmeckt mir sehr gut. Irgendwie mag ich dieses Hotel.

Bei tchibo fürs Leben lernen

Ein Senkel meiner Trekkingschuhe reißt und ich gehe in die Innenstadt von Saarbrücken auf der Suche nach neuen. Bei dm finde ich keine und auf meine Frage hin bekomme von einer freundlichen Angestellten (sie räumt gerade Babynahrung in die Regale und ich weiß wirklich nicht, warum ich das hier erwähne) einen abschlägigen Bescheid: Sie eröffnet mir, dass sie leider keine Schnürsenkel führen würden (ich hoffe, mein Ansinnen war nicht allzu abwegig, denn mir ist das Warenangebot moderner Geschäfte häufig sehr rätselhaft), ich solle es doch mal lieber bei Galeria Kaufhof probieren. Die machten allerdings erst um zehn Uhr auf.

Danach gehe ich erst mal zu tchibo, um mich wieder jung zu fühlen. Es gibt nichts besseres, als im tchibo Kaffee zu trinken und alten Männern beim Austauschen von Krankengeschichten zuzuhören!

Für meinen Awiw-Ordner aus meinem Traum notiere ich:

  • dm führt keine Schnürsenkel
  • Galeria Kaufhof in Saarbrücken macht erst um zehn Uhr auf

Mehrere Verrückte laufen schreiend durch die Innenstadt.

Eine von ihnen fällt mir auf: Es handelt sich um eine junge, recht attraktive Frau und bemerkenswert ist, wie gepflegt und gut gekleidet sie daher kommt. Die Haare sind ordentlich hochgebunden, sie ist modisch gekleidet und doch kämpft sie gerade offensichtlich mit Dämonen, die nur in ihrem eigenen Kopf sind. Sie zeigt wild in der Gegend herum, streicht immer wieder mit den Fingern über ihren eigenen Körper und dabei schimpft sie laut in einer unverständlichen Sprache.

Vielleicht bleibt meine Aufmerksamkeit deswegen so sehr bei dieser Frau, weil sie nicht dem Bild entspricht, das Menschen mit einer fortgeschrittenen geistigen Zerrüttung oft häufig zeigen.

Thalia hat jetzt auch Abhol-Boxen. Die Welt ist wirklich verrückt.

Fußmarsch nach Dudweiler

Ich laufe zu Fuß nach Dudweiler, um meinen Sohn dort zu besuchen. Der Weg ist lang und warm. Die schwarze Kunstlederübergangsjacke schnalle ich auf den Rucksack, weil mir darin viel zu warm wird.

Bei Mr. Wash sitzen die Leute in Rattan-Sesseln und sehe schwarzen Männern zu, wie diese die weißen Fahrzeuge reinigen.

So langsam bekomme ich ein Gefühl für das Land: Landstraßen schneisen sich durch Dörfer. Niedrige Häuser ducken sich vor den Autos weg. Am Gasthaus ,,Zum Hubertus’’ klappen sich die Buchstaben ab.

Gasthaus zum Hubertus: Abklappende Buchstaben
Gasthaus zum Hubertus: Abklappende Buchstaben

Neunkirchen

Der Thronfolger und ich fahren mit dem Zug nach Neunkirchen. Ich bin ein wenig verwundert, dass die zweitgrößte Stadt des Saarlandes (leicht) weniger Einwohner als meine Heimatstadt am Rande des Sauerlandes hat. Allerdings sind unsere Bundesländer auch wirklich unterschiedlich groß.

Im Gegensatz zu Menden ist in Neunkirchen aber ganz schön was los: Wir essen auf dem Marktplatz zu Mittag (Burger für mich) und die Stühle sind alle gut belegt. Im Einkaufscenter ist sogar richtig, richtig viel Betrieb. Hinter dem Einkaufszentrum ist der Rest der Eisenhütte als Industriedenkmal übrig geblieben.

Hier gehörte übrigens früher alles einer Familie Stumm und deswegen heißt hier auch gefühlt alles so wie die. Das finden von neuen Dingen, die irgendwie ,,Stumm’’ im Namen haben. Nur das ,,Karl Ferdinand Haus’’ heißt nicht so. So hieß Herr Stumm nämlich mit Vornamen.

Wir schauen uns das Hüttenwerk an, die ,,Stummsche Kapelle’’ und einen seltsamen Spitzbunker.

Dann laufen wir den Fluss Blies entlang zum Stadtteil Wellesweiler. Dort setzen wir uns in den Zug nach Saarbrücken. Der Thronfolger steigt in Dudweiler aus und ich fahre bis Saarbrücken weiter.

Im Hotel dusche ich mich und verblogge den Tag. Bei 31.000 Schritten schaffe ich nicht viel mehr.

Neunkirchen
Neunkirchen

San Benedetto

Ich kaufe für uns in einem türkischen Supermarkt ein paar kleine Flaschen Wasser. Das Wasser heißt ,,San Benedetto“ und kommt aus Italien. Der Importeur sitzt in London.

Die Welt ist verrückt.

Briefe

Letztens zog ich einen freundlichen Brief aus Bonn aus dem Briefkasten (besten Dank, lieber C.!). Ich nahm ihn mit nach Saarbrücken und las ihn abends im Hotel. Dabei kam ich mir sehr weltmännisch vor. Eine Antwort dürfte wohl bald in Bonn ankommen.

2 Antworten

  1. Der Brief ist angekommen, vielen Dank! Ich werde ihn dieses Mal früher beantworten, versprochen.

    1. Markus Becker

      Es gilt aber auch wieder: Nur keinen Stress!!