2024-07-03: Dreimal täglich Currywurst

Schlaf unruhig. Mir träumt, ich bin verreist (woher kommt das eigentlich, dass ich in Träumen andauernd verreise?) und will vor Abfahrt noch schnell die Wäsche der ganzen Reisegruppe waschen. Leider ist der Wäschetrockner auch eine Art Klo und so läuft alles über. Die frisch gewaschene Wäsche ist nun wieder nass und mit Papierschnipseln verschmutzt. Nun muss ich alles noch einmal waschen!

Die beste Ex-Frau von allen kommt rein und schimpft mit mir. Sie regt sich so sehr auf, dass sie mich jedes Mal, wenn ich etwas zu meiner Verteidigung vorbringen will, unterbricht. Das macht mich im Gegenzug so sehr wütend, dass ich einfach gehe und die Tür hinter mir zu machen. Drei Männer kommen von der Straße und wollen vermitteln. Auch sie hören mir nicht zu.


Morgens komme ich nicht aus dem Bett. Zum Frühstück zwei Scheiben Lieblingsbrot (,,Landbäcker“): Eines mit gekochten Eiern und eines mit Kräuterfrischkäse aus dem Biomarkt. Letzteren verpackt dort die Käsetheke und er schmeckt viel besser als diese aus dem Kühlregal.

Ich wiege mich jetzt wieder regelmäßig und lasse ich mich Todoist jeden Montag daran erinnern. Wenn ich dazu komme (d.h. wenn ich morgens vor dem Anziehen daran denke), wiege ich mich auch mal zusätzlich. Die Gewichtskurve zeigt langsam nach unten, aber das können auch die normalen Schwankungen sein. Wenn man mehr 170kg wiegt, dann können Temperaturschwankungen noch mal 1-2kg Flüssigkeit mehr oder weniger bedeuten. Auch hier weiß ich wieder nicht, ob ich schon mal davon berichtet habe:

In der Rheinklinik wurden wir nach nach dem Nardone-Prinzip behandelt. Kurz erklärt, bekommen die Patient:innen dort drei Mahlzeiten am Tag, zu denen sie was und wie viel sie auch immer essen dürfen (praktisch sieht das natürlich anders aus, aber im Prinzip ginge auch dreimal täglich Currywurst mit Pommes). Zwischen den Mahlzeiten sollen keine Kalorien zu sich genommen werden. Nardone geht davon aus, dass die Essgestörten mit einem Kopf voll Regeln und Zwängen in die Behandlung kommen. Die Essgestörten setzen Essen (oder das Nicht-Essen) zur Gefühlsregulierung ein und haben gleichzeitig ein schlechtes Gewissen (,,Hast Du schon wieder gefressen?’’). Die Patienten sollen sich aber bemühen, die Mahlzeiten ruhig einzunehmen. Mit der Zeit essen die Übergewichtigen dann automatisch weniger, weil sie lernen, auf ihren Körper zu hören. Natürlich werden sie flankierend psychotherapeutisch behandelt.

Die Sache mit den drei Mahlzeiten mache ich gerade auch wieder (wobei ich hochkalorische Speisen natürlich nicht täglich esse). Das hilft mir sehr, weil ich zwischen den Mahlzeiten mir nicht immer die ganze Zeit Gedanken um das Essen machen muss. Ich sehe da eine starke Parallele zur Sucht: Die Gedanken kreisen ständig um das eine Thema und das ist unglaublich anstrengend. Auch fallen die leeren Kalorien (mal ein Eis zwischendurch oder ein leckeres alkoholfreies Radler) weg.


Im Homeoffice fühle ich mich gehetzt, was allerdings an meinen inneren Dämonen und weniger an der Arbeit liegt.


Der Workshop zum Thema ,,Fake News’’ läuft gut. Die Kollegin und ich spielen uns gekonnt die Bälle zu. Danach bin ich trotzdem total fertig.


Am Hauptbahnhof spricht mich der freundliche Junkie um Kleingeld an. Ich zeige ihm, dass ich bis auf ein paar ,,Fuck AfD’’-Einkaufswagenchips nichts in der Geldbörse haben. Einen Einkaufswagenchips möchte er auch nicht haben, denn seiner Meinung nach sei die AfD die einzige Partei, die etwas für die Leukämiekranken tue. Die Regierung lasse die Leukämiekranken nämlich auf der Straße alleine, wo sie dann illegal von Koksdealern behandelt würden. Dagegen würde er sein Kreuz machen. Ich verspreche ihm, mal gründlich über die Sache nachzudenken und gehe weiter.


Dauerregen tröpfelt Duisburg nass. Die Menschen spannen ihre Regenschirme auf, lassen sich nichts anmerken. Eine ältere Frau mit grauen, kurzen Haaren holt sich einen Kaffee. Sie spricht dabei ohne Pause, wohl mit sich selber oder jemand in ihrem Kopf, denn sie trägt keine Kopfhörer. Manchmal wäre ein Anrufbeantworter für Gedanken ganz gut.


Es tut gut, wieder in der regelmäßig Therapie zu sein. Danach wollte ich eigentlich mal wieder Sawadi aufsuchen, jedoch möchte ich dann lieber daheim alleine sein.

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