2022-11-28

Montag, 28.11.2022 – Schlaukind

Die Nacht

Gestückelte Nacht.

Mir träumte, in einer Welt nach der Klimakatastrophe gäbe es nur noch vier Nationen auf der Erde. Jede hatte ein Spezialgebiet: Wirtschaft, Forschung, Militär oder Liebe. Ich befand mich im Land des Krieges und bestaunte ein Plakat mit der Gesellschaftspyramide dieses Staates : Ganz an der Spitze stand das Königshaus. Sein Wappen war eine gepanzerte Kriegsdampflok.

Neugierig folgte ich einen langen, gewundenen Pfad einen Hügel hinauf. Viele Flüchtlingskinder waren mit mir auf dem Weg. Sie hatten vor Hunger, der Kälte und dem großen, gemeinsamen Feind fliehen müssen. Auch viele Kampfroboter waren zu sehen. Wegen der Kinder hatten sie ihre Stacheln eingefahren.

Auf dem Hügel befand sich ein Labor. Ich ging hinein. In einem Bettchen lag das Schlaukind. Das Schlaukind war eine seltene Mutation: Schon wenige Tage nach seiner Geburt war es das klügste Wesen des Planeten, würde aber nach wenigen Monaten ausbrennen und sterben. Das verwachsene Geschöpf und ich schauten uns an. Eines seiner Augen war unnatürlich groß und tränte unaufhörlich.

Ein roter Kampfroboter beäugte uns misstrauisch. „Du kannst den Krieg beenden.“ sagte da das Schlaukind. Seine Stimme klang überraschend angenehm.

„Aber wie?“ fragte ich zurück. Mir kam meine letzte Fahrt mit dem Luftschiff in den Sinn. Das Schiff war vom Feind geentert worden. Zwar hatte ich meine körperliche Form auflösen und die Angreifer einzeln überraschen und über Bord werfen können, jedoch war es selbst mir unmöglich, alle der schier unendlich vielen feindlichen Kämpfer in diesem Krieg zu töten.

„Es geht auch ohne Krieg und Tod.“ sagte das Schlaukind und begann leise zu flüstern. Ich beugte mich vor und plötzlich geschah alles gleichzeitig: Das Kind richtete sich auf und nahm meinen Kopf in die Arme. Der Kampfroboter setzte sich in Bewegung.

Das Kind raunte mir ins Ohr: „Wie Künstler für sein Werk entflammt — so müsst Ihr werden!“

„TRETEN SIE ZURÜCK! SOFORT!“ donnerte der Roboter. Das Schlaukind ließ meinen Kopf los und sank in sein Bettchen zurück. Ich sah in den Lauf eine aktivierten Schusswaffe und trat ein paar Schritte zurück.

Nun wusste ich Bescheid.

Der Tag

Schlaue Menschen lesen gern

In den frühen Morgenstunden lag ich voller Freude im Bett.

Das Taxi holte mich um kurz nach acht zur Klinik ab. Dort kenne ich mich inzwischen gut aus. Eine junge Ärztin begutachtet meinen Fuß, dann muss ich auf den Oberarzt warten. Nicht dumm hole ich mir mein iPad heran und lese.

Nach der Untersuchung bekomme ich einen neuen Verband.

Auf dem Fußweg zur S-Bahn kehre ich in einem Grill ein und esse zu Mittag einen kleinen Döner mit einer kleinen Portion Pommes. Beides schmeckt gut und die Portionsgröße ist für ein Mittagessen genau richtig. Auch eine alte Frau mit hoher Vollmütze lässt es sich schmecken.

Der Rest

Die S-Bahn durchfährt eine trübe Novemberlandschaft.