Kalenderwoche 24/2023

Montag

Nacht

Die Nacht war arm an Schlaf und reich an Hitze. Mir träumt, ich würde in den Keller herunterlaufen, um Mineralwasser zu holen. Dabei habe ich folgende Phantasie: Die bösen Geister haben sich im Keller getroffen, um ihren Oberteufel zu krönen. Sie wabern und lungern dort herum, unentdeckt und unbemerkt von den Menschen. Doch dann reißt jemand die Tür auf und der Zauberer kommt herein. Es dauert nur eine Schrecksekunde und er streckt seine recht Hand aus. Der Daumen der Hand ist abgespreizt. Zeige-, Mittel- und Ringfinger bilden eine Einheit und der kleine Finger zeigt nach vorne.

Sofort fangen die bösen Geister Feuer und ihr Oberteufel Feuer sterben schreiend in der den Flammen. Nichts und niemand vermag das magische Feuer zu löschen.

Im Kellern angekommen, sind da keine bösen Geister und auch kein Oberteufel.

Nur Sprudel.

Morgen

Ich wache um halb sechs Uhr auf und begebe mich dann auch schon in den Tag. Irgendwie ist es jetzt schon draußen zu warm für mich. Der Himmel ist klar.

Früh auf der Arbeit

Auf der Arbeit lüfte ich erst einmal. So früh war ich ja schon ewig nicht mehr hier!

Vielleicht ist die heiße Zeit jetzt und in den nächsten Monaten (ich bin da skeptisch) für mich eine gute Gelegenheit, meinen Tagesrythmus wieder auf ,,früh“ einzupendeln anstatt auf ,,irgendwie mal früh und dann wieder spät“.

Früh wurde auch das Datenbankbackup gemacht und ich kann in der Datenbank global ein paar Feldinhalte ändern. Das klappt prima, nur ein ,,Reparaturscript“ des Herstellers will nicht geladen werden. Ich entferne mittels Notepad++ in der Script-Datei sämtliche Zeilenumbrüche und kopiere das Script dann einfach in die Befehlszeiche der Application und endlich läuft es durch.

Verantwortungsdiffusion

Herr Buddenbohm beobachtet ein Sportfest auf dem Landes und fragt sich, warum Deutschland nix auf die Reihe kriegt, obwohl sich die Leute doch ganz offensichtlich gut organisieren können.

Meine Erklärung: 

Verantwortungsdiffusion. Es ist zu einfach, irgendwo in einer vertikal organisierten Hierarchie zu hocken und sich mit minimaler Eigenverantwortung wichtig zu machen. Das habe ich in meiner Zeit in deutschen Behörden leider zu häufig erlebt. Da werden Stunden um Stunden in sinnlosen Meetings verblasen, nur damit es hinterher kein Ergebnis gibt. Das Problem dabei: Am Meeting nehmen nur die ,,Führungskräfte“ teil, die von der Materie, um die es geht, nicht den blassesten Schimmer haben. Fachleute sind bei solchen Meetings nicht gerne gesehen. Zitat: ,,Diese Ingenieure wissen doch eh nur alles besser!“

So etwas kann man sich in der Freiwilligen Feuerwehr oder einem Sportverein nicht lange erlauben. Da zählt nur, wer wirklich mit anpackt (und sei es organisatorisch).

Mittagshitze

Mittagspause. Ich esse einem Hähnchenfladen beim Stadtbäcker und trinke dann eine Tasse Kaffee. 

Ein Mann kommt herein und so souverän ,, Mahlzeit!“ in den Raum, dass ich spontan mit “ Danke, gleichfalls!“ antworte. 

Ich schiebe das alles auf die Hitze Hitze! 

Hitze und Trockenheit allüberall!

Ich stehe momentan ein wenig lustlos im Leben.

Befindlichkeiten

Ich sortiere heute ständig auf dem reMarkable die Blog- und Tagebucheinträge herum. So erschöpft und müde ich bin, so sehr wünsche ich mir, dass wenigstens etwas in meinem Leben mal glatt und wie am Schnürchen läuft. 

Doch ich weiß, dass diese Gedanken nur Ausdruck meiner Krankheit sind, die wieder mit Krakenarmen nach mir greift. Selbst das ständige, ewige Herumprobieren und ,,Verbessern“ in Sachen Bloggen und Notieren sehe ich in einem negativen Licht, obwohl ich es doch eigentlich längst als eine Schrulle, ein seltsames Hobby von mir akzeptiert habe.

Ich denke, heute Abend ist mal wieder eine Runde Atosil fällig.

Auf der anderen Seite nehme ich die Welt viel tiefer war, kann mich mitunter auch besser konzentrieren, bekomme mehr mit. Oder ist mein Geist einfach damit überfordert und möchte am liebsten einfach fliehen?

Alles ändert sich und vielleicht ist das ja auch gut so. Ich kann nicht erkennen, ob es gut ist oder nicht, aber wenigstens bin ich ganz im *Gefühl* und das spricht ja schon mal gegen eine Depression.

Abend

Abends nach Feierabend bin ich total erschöpft. Ich esse schlechtes Fastfood (McDonald’s) und schaue etwas Youtube, bevor ich gegen halb zehn ins Bett krieche.

Dienstag

Schlechte Nacht

Die Nacht war sehr schlecht: Schmerzen im Nacken, die in den Brustbereich zogen. Es war warm und mitten in der Nacht kam noch Übelkeit bis fast zum Erbrechen. Danach ging es dann.

Traum: Theaterstück am Rande der Welt

Mir träumt, ich bin zu Besuch irgendwo weit weg in einem kleinen Dorf. Hier soll ich bei einem Theaterstück mitmachen und wir trafen uns in einer Art Bürgersaal. Mir gefiel das alles sehr gut und ich hatte gute Chancen, nur eine kleine Nebenrolle ohne Gesangspart zu bekommen. Jedoch machte ich mir Sorgen, dass ich zu den vielen Proben nicht würde anreisen können. Ein Ensemblemitglied nahm mich beseite und erzählte mir, ihr Dorf würde ja kurz hinter Düsseldorf-Benrath liegen und da sah die Sache schon mal anders aus.

Morgens eher so mittel

Der Morgen ist ein wenig getrübt und mir geht das heiße Wetter auf die Nerven. Trotzdem bin ich froh, momentan so sehr im Gefühl zu sein.

Arbeitstag: Kurz und gehaltvoll

Wir von der Intranetredaktion haben eine Fortbildung zum Thema Webformulare in Drupal. Mir läuft ein wenig das Wasser zusammen beim dem Gedanken, welche Möglichkeiten wir jetzt im Gegensatz zum alten System haben. Mal schauen, was ich aus diesen Möglichkeiten so alles basteln kann!

Wohngemeinschaft

Erinnerung: Vor ganz vielen Jahren (zur Zeit der großen Dotcom-Blase) schickte mir ein Freund per E-Mail das Foto eines dieser WG-Angebote mit Schnipseln zum Abreißen. Die Datei war für die damaligen Verhältnisse ungeheuer groß und das Foto war pixelig und unscharf, doch man konnte es trotzdem ganz gut entziffern: Zwei Dotcom-Startup-Jungunternehmer boten ein WG-Zimmer in München (sic!) nur für die Nebenkosten (sic!) an. Die Mitbewohnerin sollte allerdings nur bis soundso viel Jahre alt sein, viel Sport treiben und mit jedem von beiden so ein- bis zweimal in der Woche Sex haben. Dafür hätte das WG-Zimmer einen DSL-Anschluss.

Die Inserenten begründeten ihr ,,Angebot“ damit, dass sie als Jungunternehmer schlichtweg keine Zeit für eine richtige Beziehung hätten.

So lange die Sache schon her ist: Ich erinnere mich noch gut an den Ekel, den ich empfang, als ich die Announce las.

[Die Anzeige geistert schon länger durch das Internet und wurde im Jahr 2013 von einer Studentin erneut veröffentlicht, um damit gegen die hohen Zimmerpreise in München zu protestieren.](https://www.abendzeitung-muenchen.de/muenchen/wg-zimmer-gegen-sex-erste-bewerbungen-art-184824]

Abend

In der Therapiegruppe werden zwei Mitglieder verabschiedet. Der Abschied fällt mir schwer und ich werde beide sehr vermissen.

Daheim bin ich total platt und spiele nur ein wenig ,,Bannerlord“ und schaue eine halbe Folge von ,,The Boys“.

Momentan bestehen meine Abende eigentlich fast nur noch aus diesen zwei Beschäftigungen, aber sie fühlen sich wie ein weicher Sessel an, in den ich reinplumpsen kann. Diese Rolle hatte früher der Alkohol.

Mittwoch

Traum: Das schwarze Auto

Mir träumt, ich wäre im Urlaub in einem kleinen Dorf. Im Nachbardorf ist ein Gebrauchtwagenhändler und dort habe ich mir spontan ein Auto gekauft. Allerdings dauert es noch eine ganze Zeit, bis ich das Auto abholen kann. Ich bin mir sicher, dass mein Umfeld sehr abwehrend reagieren wird, denn sicher ist das Auto zu teuer, zu alt oder hat zu viele Kilometer auf dem Tacho, aber mir ist das egal, denn es ist groß und schwarz und ich freue mich schon darauf, damit durch die hügelige Landschaft zu brausen.

Um es mir noch einmal anzuschauen (und weil ich irgendwie doch unsicher geworden bin), setze ich mich auf ein Fahrrad und fahre rüber in das andere Dorf. Dort ist unglaublich viel los, denn auf dem Geländes des Autohändlers findet eine Ausstellung der Bundeswehr statt. Ich sehe meine Eltern, wie sie mit ihren Kegelbrüdern und -schwestern eine Rundfahrt in historischen Bundeswehrfahrzeugen machen. Mein neues Auto finde ich auf Anhieb nicht, aber dafür lerne ich einen Mann kennen, der genau hier vor vielen Jahren seinen Grundwehrdienst abgeleistet hat. Er erzählt mir, wofür damals welches Gebäude genutzt wurde. Wir wollen auf einen anderen Platz gehen, weil dort die Panzer (darunter auch ein Gepard) ausgestellt werden, landen aber aus Versehen in der Damensauna. Schnell gehen wir wieder raus.

Wo ist mein Auto? ‚

Warmer Morgen

Als ich um sechs Uhr aufstehe, ist die Luft draußen noch kühl, aber die Sonne strahlt mit großer Kraft. Ich mag das warme Wetter nicht!

Taucherbrille

Als Apple seine Taucherbrille vorgestellt hat, habe ich nur mit den Schultern gezuckt: Was soll an so einer VR-Brille denn so besonders sein? Warum sollte man dieses extrem teure Gerät benutzen wollen?

[Federico Viticci hat eine Apple Vision Pro auf und berichtet begeistert darüber.](https://www.macstories.net/stories/apple-vision-pro-a-watershed-moment/) und nun habe ich eine Ahnung davon, dass so ein Teil wohl wirklich etwas Besonderes ist durch die Qualität der Displays und der Augensteuerung. Natürlich die Vision Pro für den Massenmarkt viel zu teuer und für den Alltag zu groß usw., aber ein wenig scheint das Teil die Mensch-Computer-Schnittstelle zu sein, die ich mir schon immer gewünscht habe.

Lustlos

Ich bin lustlos im Homeoffice. Die Wohnung heizt sich auf. Ich sollte was Essen. Frühstücken. Wegen der Routine und so. Vielleicht Haferflocken? Hatte ich schon ein paar Tage nicht. Chatnachrichten kommen rein und ich mag nicht gucken. Das iPhone ist ausgeschaltet.

Fran Lebowitz über das Trinken von Alkohol

> Nein. Ich habe aufgehört, zu trinken und Drogen zu nehmen, als ich 19 Jahre alt war. Zwischen 15 und 19 habe ich genug für mein ganzes Leben getrunken. Ich glaube, man hat von Geburt an eine Kapazität für Alkohol. Manche können von 21 bis 100 trinken, manche sind vorher damit durch.

> (Interview in der SZ, Paywall)

(Das Interview ist auch sonst sehr lesenswert.)

Kraftlos

Ich fühle die Gefahr eines depressiven Schubes auf mich zukriechen. Es ist nicht leicht, einen Teil der eigenen Gefühle zu unterdrücken, um zu funktionieren und gleichzeitig eben nicht ins Nicht-Gefühl zu fallen. Das ist dann nämlich die Depression.

Abends Buch Daniel Schreiber, Zuhause und Atosil.

Donnerstag

Ich bin leer und ausgelaugt. Keine Kraft mehr. Will niemanden sehen, niemanden sprechen. Kann Menschen nicht ertragen.

Habe in der letzten Zeit doch zu viele Gefühle unterdrückt und nun dürfen sie nicht sterben. Sterben sie, dann kommt das schwarze Monster. Die Depression. Die Leere. Der Staub. Der Tod.

Weinen hilft.

Mein Herz ist ein Garten. Dort wachsen viele Pflanzen. Blumen, aber auch Ranken von dornigem Gestrüpp. Manches strebt zum Licht, manches liegt im Moder. Wenn ich den Garten zu sehr schütze, bekommt er keine Luft und kein Licht und er stirbt. Öffne ich ihn zu sehr, kommen böse Menschen und trampeln in ihm alles kaputt.

Mir fehlt die Balance.

Mir fehlt das Maß: Bei den Gefühlen, beim Essen, beim Alkohol. Mich haben einige Leute gefragt, warum es mir so leicht gefallen ist, mit dem Trinken aufzuhören. Der Grund ist: Ich *kann* damit aufhören. Ich kann genausowenig aufhören zu Essen wie zu Fühlen.

Freitag

Nacht, Traum

Sehr schlechte Nacht. Mir träumte, ich wäre verreist und hätte als letzten Tag eine Übernachtung in Dortmund eingeplant. Selbst für die Hinfahrt hatte ich ein Schlafwagenabteil gebucht. Obwohl der Urlaub eigentlich schon zu Ende war, beschloss ich, einen Tag in Dortmund zu verbringen und auch hier zu schlafen (anstatt die 45 Minuten bis Duisburg nach Hause zu fahren). Das gemietete Appartment war sehr klein und schmucklos. Vor dem Bett lagen viele Tüten mit Gummibärchen und Kondompackungen. Plötzlich kamen Leute rein und unterhielten sich. Ich machte mich bemerkbar und stieg in das Gespräch ein. 

Ich freute mich irgendwie auf den Tag in Dortmund.

Befindlichkeit

Bin weiter vollkommen kraftlos. Schlafe die meiste Zeit.

Kleine Fehler, Folge: Strafe

Ich bilde mir am Nachmittag ein, dass ich doch mal langsam wieder Einkaufen könnte oder müsste. In der Folge irre ich voller Angst durch den Discounter und finde selbst die einfachsten Sachen nicht. Nach dem Einkauf verbarrikare ich mich in meiner Wohnung.

Samstag

Nacht, Schlaf

Kurze, aber einigermaßen mit Schlaf gesegnete Nacht.

Schreikind

In meiner Nachbarschaft gibt es ein Kleinkind, dass fast jeden Tag in den Morgenstunden schreit und weint. Es tut dies so dermaßen zuverlässig, dass ich den Verdacht bekomme, es handelt sich in Wirklichkeit um einen Wecker-Klingelton.

Energielevel

Es ist etwas mehr Energie vorhanden. Die beste Ex-Frau von allen kommt mich besuchen und wir kochen/backen Pide, wobei wir das verlinkte Rezept in eine vegetarische Variante umändern. Die Pide sind sehr, sehr lecker geworden.

Abends kurz mit Freund D. geskypt, ,,The Boys“ geguckt.

Sonntag

Die Nacht

Schlaf war so mittel. Träume irgendwas mit Superhelden.

Veganer Schrei-Schinken

Die Sonne, die Wärme und das Schrei-Kind treiben mich gegen zehn Uhr aus dem Bett. Das Schrei-Kind ist übrigens nicht wirklich laut, aber ich kann bei dem vielen jammervollen Geschrei einfach nicht liegen bleiben.

Zum Frühstück Spiegel auf Toast mit veganen Schinkenwürfeln von Rügenwalder. Vom ,,echten“ Schinken kaum noch zu unterscheiden (die Konsistenz ist sogar für mich noch angenehmer).

Befindlichkeiten

Wieder kraftloser.

Kraftlos. Nutzlich. Sinnlos.

Ab dem Nachmittag sieht mehr naches Regen aus. Ein Gewitter liegt in der Luft.