2024-05-30 Donnerstag

Fronleichnam. Im Dorf meiner Kindheit durchaus eine wichtige Sache für die Katholiken, weil da die Monstranz über die Felder getragen und diese dadurch gesegnet werden. Früher, als mein Vater noch klein war, war das Dorf geteilt: ,,Oben“ waren die Katholen (meist Bauern und eher reich), ,,unten“ waren die Evangelen (meist Arbeiter im Walzwerk). Mein Vater (evangelisch) war erst auf der katholischen Grundschule (in die ich später auch ging), weil es keine andere Schule gab. Dann wurde im ,,unteren“ Dorf eine evangelische Schule gegründet und er ging fortan dort hin.

Früher haben sich die Gemeinden gegenseitig gestört: Wenn die Evangelen einen hohen Feiertag hatten, haben die Bauern Mist gefahren und wenn die Katholen ihre Prozessionen machten, kam von der anderen Seite etwas. ,,Mischehen“ wie die meiner Eltern waren unerhört. Zum meiner Zeit war das schon komplett entspannt.

Lange Schlafnacht. Mir träumt, ein Dämon muss zum Oberdämon. Er betritt eine gewaltige Halle. Der Boden ist mit einem Schachbrettmuster aus quadratischen Teichen bedeckt. Die Trennlinien zwischen den Feldern sind die Wege. Der Dämon geht am Stock und bemüht sich, dabei würdevoll auszusehen. Sein Kleinkindaffendämon jedoch rennt los und schubst andere kleine Dämonen ins Wasser. Das relativiert die Sache mit der Würde ein wenig.

Später träumt mir noch, ich würde zum Studieren mit dem Zug in ein anderes Land fahren. Es ist eine lange Fahrt. Die Wohnung, die ich vorübergehend beziehe, wird auch von Schülern als Aufenthaltsraum genutzt. Ich hoffe, wenigstens das Schlafzimmer für mich zu haben. Dann gehe ich zur Vorlesung: Diesmal handelt es sich um eine zum Thema Recht und sie findet im Gerichtssaal statt. Der Dozent ist ein Star-Richter, der an einem Zeuge seine großartigen Befragungsmethoden vorführt. Irgendwann redet der Zeuge auf den Richter nur noch ein, während dieser den Laberkopf einfach nur ignoriert. Damit triggert er das Mitteilungsbedürfnis des Zeugen. Ich habe all meine Sachen auf den Tisch vor mir gestapelt. Irgendwann läuft der Richter durch die Reihen und scheint an mir Gefallen zu finden – ihm fällt auf, dass ich für einen Studenten relativ als bin. Mir ist das eher unangenehm, weil ich dringend auf die Toilette muss. Zum Glück hat der Gerichtssaal eine eigene Toilette. Dort pullere ich, als ob es kein Morgen gäbe, allerdings wird der Urin irgendwann leicht rot und ich bekomme große Angst.
Später sitze ich draußen mit einem anderen Studenten und wir reden über den Richter. Dann müssen wir aber dringend wieder rein, denn die Pause ist zu Ende! Gleichzeitig fängt es an zu regnen. Meine Jacke schwimmt in einer Pfütze und mein reMarkable ist total nass.
Ich will nur noch nach Hause!


Passend zur meiner Erinnerung an frühere Zeiten ist auch die von Frau Haessy:

Damals, als niemand seine Kinder zur Schule gefahren und wieder abgeholt hat, als nie Kinder entführt wurden, als wir jeden Tag 10 Kilometer bei jedem Wetter selbst zur Schule liefen, barfuß, mit einem Sack Kohle, den man auf dem Rückweg verkaufte, damit es nicht schon wieder Katze zum Abendessen gab, damals, als wir schwimmen lernten, indem unser Vater uns in den See geworfen hat, während Mutter mit Schürze in der Küche stand und einweckte für den Winter oder wenn die Russen kommen.

Ganz ähnlich war es bei uns auch, nur dass wir noch zusätzlich barfuß über Glasscherben und spitze Steine laufen mussten, damit wir für den kommenden Winterkrieg abgehärtet wurden, wie im Winter die Ruhr zufror und die hungrigen Wölfe aus Fröndenberg rüber kamen.


Wenn ich durch das Audio-Archiv des Deutschlandfunks scrolle, dann ignoriere ich immer Beiträge, in denen das Wort ,,fordert“ vorkommt, denn meisten fordert da nur ein Politikerwesen irgendwas, was sowieso schon jeder weiß und der Erkenntnisgewinn geht gegen null.


Heute bin ich schnuffi-puffi-faul. Ein bisschen was Schreiben, mal ein Video gucken und so weiter.

Der spontane Ausruf der Freude lautet heute: ,,Pullapullapullapeckpeckpeck!’’


Die Knifte für morgen ist ein Baguette mit Ei, Frischkäse, Paprika und Zwiebel. Die Energie sinkt schnell. Schokolade und Träume.


Ein bisschen Doku und so weiter geguckt. Pommes gegessen. Denke wieder über Emotionen nach und über Hochsensibilität. Nach dem schönen Abend am Dienstag brauchte ich heute jetzt echt einen wirklich freien Tag. Das Erleben, die Gespräche und alles waren doch sehr intensiv, obwohl es doch ,,nur“ ein Abend mit Kollegen war. So ist das halt.

Dann geht es um die dysfunktionalen Gefühle und Gedanken, von denen ich immer so viele habe. Ein ganz bestimmtes Gefühl kann ich jetzt gut von mir fern halten. Es schleicht sich aber immer wieder ein. Mantra-artig muss ich mir immer wieder sagen, dass es eben eine gewisse, möglicherweise auch lange Zeit dauert, bis ich damit leben kann. Es wird auch immer wieder Rückschläge geben. Aber für jeden Rückschritt mache ich auch Fortschritte. Trippelschrittchen.