Dienstag, 11.10.2022 – Sensibelchen
Der Tag und die Nacht
Die Nacht war – bis auf einen Alptraum – ganz gut.
Mir träumte, ich läge in einem Zimmer auf einem großen Doppelbett und will Schlafen. Doch plötzlich spüre ich etwas und jemand klopft hektisch an die Tür. Ich stehe auf und öffne. Draußen stehen zwei Männer (einer davon sieht aus wie G’Kar aus Babylon 5 und begehren Einlass. Es bestehe Gefahr, denn ein Mörder, der Frauen vierteile, treibe sein Unwesen. Ich lasse sie rein und sie legen sich sofort aufs Bett. Da für mich keinen Platz mehr ist, rolle ich mich in eine Tagesdecke und verstecke mich neben dem Bett.
Jemand kommt herein. Eine glatte, schwarze, schlanke Gestalt mit großen, weißen Augen und langen Fangzähnen kommt herein. Die Gestalt zielt mit einem Steinschloßgewehr auf die zwei vor Schrecken starr daliegenden Männer. Mich jedoch sieht das Wesen nicht. Ich springe auf und entwende ihm das Gewehr. Während das Geschöpf mich noch verdutzt anschaut, richte ich die Waffe darauf und drücke ab. Der Schuss stößt es von mir aus dem Zimmer heraus. Das Geschöpf taumelt und fällt über das Geländer hinunter ins Foyer. Ich stürze ihm nach. Noch im Flug verwandele ich mich in einen Wolf und heroische Musik ertönt.
Aufgestanden um kurz vor acht. Ich bin ausgeschlafen, aber trotzdem sehr erschöpft. Es ist (vor allen Dingen für den Körper) doch recht stressig zur Zeit. Das Draußen hat zwar einen klaren Himmel, jedoch liegt trüber Morgennebel auf der Welt.
Noch während die Anmeldung im Homeoffice läuft, schmeiße ich eine Maschine Wäsche an.
Zum Frühstück zwei verlorene Spiegeleier mit Schinken auf der letzten Scheibe Brot, ein wenig hastig heruntergeschlungen.
Ich komme ganz schön in Zeitnot, da ich rechtzeitig los muss zur Straßenbahn.
Das Herz pumpt das Blut durch unser kleines Sensibelchen. Wird mal wieder Zeit, den Erwachsenen herauszukommen und das innere Kind zu beruhigen. Im Moment zu sein. Die Gedanken, Ängste: Sie sind nicht real! Real ist nur das Hier und jetzt!
PCR-Test in der Klinik: Rein, rauf, runter, raus! Ich bekomme sogar den nächsten Bus zurück ins Zentrum!
Mittagessen im Bäckerei-Cafe. Erst verwechselt die junge Bäckereifachverkäuferin die Belege meiner Brötchen, tauscht sie dann, obwohl ich mehrfach sage, dass mir auch die geänderte Kombination sicher schmeckt. In der Apotheke kaufe neuen Schlaf- und Nerventee.
Zurück im Homeoffice bekomme ich ziemlichen Stress, weil der Akku meines Dienst-Laptops an Ladung verliert, obwohl er im Netzbetrieb ist. Auch ein Tausch des Netzteil hilft nicht weiter. Einzig, den Stecker des Netzteils immer wieder aus dem Rechner zu ziehen und ihn wieder reinzustecken lässt den Akku langsam voller werden. Am Ende kriege ich die Arbeit doch noch geschafft, bis mich Klinikfreund M. um halb drei zur Gruppentherapie abholt. Wir sind nämlich jetzt in einer Therapie-Gruppe, was uns beide sehr freut.
Nach der Gruppensitzung essen wir sehr leckere Falafelsandwiches bei “1001 Falafel”. Den Laden hatte ich schon mal gesehen, ihn aber noch nie ausprobiert. Sehr lecker! Ich habe direkt einen Flyer mitgenommen. Daheim passiert nicht mehr viel. Ich gehe früh zu Bett, wo ich noch diese Zeilen schreibe.
Ich unterdrücke die Angst vor der OP. Sie ist schon Übermorgen und bis dahin schaffe ich es nicht, mich vernünftig mit ihr auseinander zu setzen. Eigentlich ist es die Angst vor der Narkose: Einschlafen und vielleicht niemals wieder aufzuwachen. Mir ist rational völlig klar, dass die Gefahr dafür zwar vorhanden, aber auch bei meinem Gewicht relativ gering ist. Der Narkosearzt hat mir auch gesagt: „Wir operieren hier auch Leute, die wesentlich schwerer sind als sie!“
Seltsamer Gedanke am Rande:
Da meine Blogeinträge ja immer eine Woche später erscheinen und ich sie gerne im Paket hochlade um sie dann zeitgesteuert veröffentliche, würden sie im Falle meines Ablebens noch brav eine Woche bis hin zu diesem Eintrag weiterlaufen…
Aber Ich: Ich wollte die Sache ja verdrängen! Lieber will ich noch etwas Lesen oder mit der Schrifterkennung des iPad herumspielen!