2022-10-26

Mittwoch, 26.10.2022 – Innerer Antreiber

Der Tag und die Nacht

Mittelruhige Nacht. Mir träumte wieder von der Arbeit. Kollegin S. und ich hatten unser Büro im Keller und überall war Kaffee und Essen versteckt. Dann kam von Heini, unserem Vorgesetzten, eine Hausdurchsage: ,,Bitte möglichst viele Mitarbeiter zur Unterstützung in die Lounge!‘’

Da ich unter ,,Lounge‘’ das Foyer verstand und vermutete, dass es dort Unruhe gäbe, lief ich sofort los. Das Foyer war mit einem komplizierten Treppenhaus verwoben und ich fand kaum den Weg. Ein Kollege klärte mich aber auf: Die ,,Lounge‘’ sei doch die ehemaligen Kneipe im Dienstgebäude – ob ich die denn nicht kennen würde? Ich verneinte und er bat mich, ihm zu folgen.

Vom Innenhof aus gab es einen kleinen Eingang. Wir gingen nacheinander durch einen schmalen Tunnel und kamen in einen mit bunten Graffiti besprühten, niedrigen Raum. Überall gab es gemütliche Sitzgelegenheiten. Mehrere Kollegen hatten sich schon eingefunden und es herrschte eine gelöste Stimmung. Doch immer mehr Leute kamen herein und es wurde enger. Ich fühlte mich an die Wand gedrängt und bekam kaum noch Luft. Die Enge machte mir Angst! ,,Bitte!‘’ rief ich ,,Bitte! Lasst mich raus! Ich muss an die frische Luft!‘’, doch der schmale Tunnel war voller, in den Keller strebender Menschen.

Mir träumte ferner, ich würde mit meinem Vater und einem väterlichen Freund zu einer schönen Aussicht fahren. Mein Vater steuerte den Wagen. Oben angekommen, holten sie sich jeder eine Flasche Bier aus dem Kofferraum und stellten sich an die Mauer, um die Landschaft zu genießen. Ich wollte auch Bier trinken und ging zu einem kleinen Ausschank, der von Trinkern umgeben war. Hier konnte man verschiedenste Biere aus einem Schrank nehmen. Als ich bezahlen wollte, sagte mir jemand, ich müsse dazu in das denkmalgeschützte Verwaltungsgebäude gehen und nach einem ,,Herrn Oberstein‘’ suchen, denn ,,vielleicht ist der noch da!‘’.

Ich irrte durch das Gebäude, fand aber das Büro des Herrn Oberstein nicht.

Wieder draußen, erbarmte sich einer der Trinker und gab mir ein Bier. Wir wechselten so sehr Münzen und kleine Scheine, dass ich hinterher mehr Geld hatte als vorher. Der Trinker quittierte das mit einem Augenzwinkern.

Später fuhren wir wieder nach unten und während mein Vater und der väterliche Freund Kuchen aßen, bewunderte ich eine Glasscheibe, durch die man in die Tiefen eines Teiches schauen konnte. Mein Vater lobte das Angeln in den höchsten Tönen. Das wunderte mich, hatte er bisher noch nie über das Angeln gesprochen. An der Scheibe hockend konnte ich viele Fische sehen und freute mich. Doch dann kam ein Schweinchen angeschwommen und rief um Hilfe. Ich hob es über den Rand der Scheibe. Es sprang herunter, lief zum Zaun eines nahen Gemüsegartens und wollte unbedingt dort hinüber. ,,Hinüber! Hinüber!‘’ rief es, die Vorderpfoten auf dem niedrigen Zaun. Wieder nahm ich das Tier hoch, versuchte ihm jedoch zu erklären, dass ich es nicht in den Gemüsegarten lassen könne, denn mir war klar: Es würde einfach alles auffressen. Stattdessen rätselten wir, wie wir das Schweinchen wieder zu seinem Zuhause bekommen konnten. Wie immer wusste Vater rat und wies auf eine Schweinespur auf dem Boden. Das Tier auf dem Arm, folgte ich dieser Spur. Kinder liefen neben uns her und halfen uns bei der Suche. Das Schweinchen zeigte immer wieder mit dem Kopf die Richtung an.

Irgendwann ließen wir die Kinder hinter uns und kamen an einen kleinen Weiler, der aus mehreren Hütten, Bäumen und Gärten bestand. An einer Hütte saßen mehrere offensichtlich deutsche Männer und grillten. An anderen Hütten hatten die Männer offensichtlich eine andere Herkunft. Alle aber tranken Bier. Ich ließ das Schweinchen laufen und fragte zwei Männer orientalischen Aussehens, wo ich denn wohl hin müsse. Dabei zeigte ich auf das grobe, graue Gewand, dass ich trug.

Sie lachten: ,,Du bist jetzt ein grauer Sanyasi! Du bist für den Müll zuständig und wohnst dort! Viel Spaß!‘’ Er wies auf eine besonders kleine, baufällige Hütte. Wieder lachten beide.

Ich öffnete die Tür der Hütte und erschrak: Alles war mit Sägemehl ausgelegt und extrem schmutzig. Überall Essensreste, leere Bierdosen und sogar ein Haufen Kot. Würgend schlug ich die Tür zu. Offensichtlich sollte ich die Hütte mit einem Trinker teilen!

Mangels Alternative legte ich mich draußen schlafen, denn es war warm.

Am nächsten Tag sollte ich den Tennisplatz reinigen. Dort übte die fürchterliche Herrscherin gemeinsam mit ihrem Geliebten dieses Spiel, beide waren dabei vollkommen nackt. Obwohl jeder, wirklich jeder, die fürchterliche Herrscherin fürchtete, hatte ich überhaupt keine Angst, denn die grauen Sanyasin hatten wegen ihrer schmutzigen Arbeit Narrenfreiheit. Also sah ich den beiden zu und trank Fanta aus der Dose. Erst dachte ich, der Geliebte hätte ein Arschgesicht, doch dann konnte ich erkennen, dass sein Kopf aus einem Kind bestand. Es waren also zwei Menschen übereinander.

Auch das Kind schwang einen Tennisschläger.


Ich komme schlecht aus dem Bett. Erst gegen halb neun stehe ich auf, als über mir wieder so ein schrecklicher Bohrer bohrt. Wieviele Badezimmer werden hier noch renoviert?

Verzweifelt steuere ich mit meiner Waschmaschine dagegen, erst der Anti-Lärm-Kopfhörer bringt Entlastung.

Zum Frühstück Spiegel auf Brötchen, dazu – natürlich – Kaffee.


Das Frühstück mundet mir vorzüglich und ich lese erst einmal in Ruhe die Feeds durch.

Danach will ich versuchen, einen gewissen Ausgleich zu schaffen zwischen „Dinge erledigen“, ausruhen (Fuß!) und den inneren Antreiber.

Die Steuererklärung und ein wichtiges Schriftstück für die Therapie warten auch noch.

Einige Blogzeilen schreibe ich wieder mit dem Stift in „Nebo“ und freue mich über die tolle Erkennung meiner Handschrift.


Wäsche waschen! Wäsche waschen! WÄSCHE WASCHEN!! Was habe ich das alles vermisst!

Ich denke, ich habe heute das Gleichgewicht aus Ruhe und Antreiberbefriedigung ganz gut hinbekommen. Ein Nachmittagsschläfchen (eher ein Dösen – sehr erholsam) war drin und viele Pausen und kleine Dinge am Mac. Drei (?) Maschinen Wäsche sind gewaschen, getrocknet und zusammengelegt. Das Schreiben für die Verlängerung der Therapie habe ich auch erledigt und zwar mit Hilfe des reMarkable ohne Ablenkung auf dem Balkon.

Es war sogar noch Energie übrig, dass ich (wie immer zu viel) Essen gekocht habe: Spagetti in Paprikasoße. Recht lecker.

Am frühen Abend dann früh zu Bett.