2022-10-31

Montag, 31.10.2022 – Zürcher

Der Tag und die Nacht

Sehr unruhige, seltsame Nacht mit komischen Traumbildern. Viele Menschen schliefen in einem sehr großen Bett und immer neue Leute kamen dazu und gingen weg. Mitten in der Nacht musste ich große Dreckklumpen wegsaugen, die aus der Sohle meiner Stiefel gefallen waren.

Ich blieb an diesem Morgen lange im Bett liegen. Der Rücken schmerzte.

Immerhin geht es dem Fuß weiter besser – hüpfen kann ich zwar nicht, aber lasse in der Wohnung jetzt mal versuchsweise den Vorderfußentlastungsschuh weg.

Zum Frühstück eine Scheibe Brot mit gekochtem Ei, dazu Kaffee.

Heute startet die Wiedereingliederung mit vier Stunden täglich. Erst einmal rauschen zig Updates auf dem Dienstrechner. Dann schaue ich mir unseren neuen Organisationsplan an und wünsche mir Buntstifte, um die ganzen seltsamen Linien nachziehen zu können.


Der große Treck macht sich auf den Weg. Die alte Heimat wurde vom bösen Usurpator Elon erobert und nun herrscht er dort mit eiserner Hand. Ganze Familien packen ihre Sachen in die Wägen und schauen nicht mehr zurück. Vielleicht wird die alte Heimat ja auch in den Fluten untergehen.

Sie alle hoffen auf ein Stück vom gelobten Land – dem Fediverse. Sie hoffen auf Land – und auch auf Frieden. Doch der Weg ist beschwerlich und birgt viele Gefahren: Verlust an Folglingen, der Verlust an Reichweite.

Werden sie es schaffen?


Eigentlich interessiert mir das ganze Theater um Twitter nicht wirklich. Ich habe zwar einen mehr oder weniger ,,geheimen‘’ Account, weil ich damit still ein paar Leuten folge, aber ich poste dort nichts und ich lese auch keine Diskussionen.

Trotzdem habe ich in der letzten Nacht (wie mir jetzt wieder einfällt) davon geträumt, dass Wladimir Putin Twitter übernehmen würde.


Nach Feierabend brachte ich die stinkende und schwärende physische Auswölbung meiner Existenz auf Vordermann und ging zur hübschen Zahnärztin. Der Weg dorthin klappt schon immer besser, jedoch haben ein paar kleinere Trigger mein Gefühlskorsett angegriffen, so dass die Angst fast die Herrschaft übernimmt.

Doch ich atme sie zum Teil weg. Die Paradontisisbehandlung ist ziemlich unangenehm, aber die hübsche Zahnärztin erklärt mir alles genau und ist auch sehr einfühlsam. Nach ungefähr zwei Stunden ist es geschafft.

Mein Freund M. gabelt mich auf dem Heimweg auf und wir fahren zu ihm. Beide sind wir ganz schön platt und ,,chillen‘’ (wie die jungen Leute das nennen) erst ein wenig. Dann kochen wir Zürcher Geschnetzeltes mit Spätzle (da ich meine Spätzlereibe nicht finden kann, gibt es welche aus der Tüte). Das Essen gelingt sehr gut, doch danach bin ich so pappsatt und müde, dass ich bald den Abflug nach Hause starte. Ein Taxi bringt mich heim und ich sinke zufrieden und glücklich ins Bett.