Sonntag, 20.11.2022 – Totensonntag
Die Nacht
Unruhige Nacht.
Mir träumte, ich müsste wieder zur Schule und wir würde am folgenden Tag eine Deutsch- und eine Mathearbeit schreiben. Vor der Mathearbeit hatte ich große Angst und ich verstand nicht recht, was so alles drankommen sollte.
Dann wache ich auf und freue mich, in meinem Leben niemals wieder eine Prüfung ablegen zu müssen.
Dann schlafe ich wieder ein und Träume, dass ich stolz meinen Klassenkameraden berichte, dass ich in meinem Leben niemals wieder werde eine Prüfung ablegen müssen.
Der Tag
… und sonntags auch mal zwei!
Aufgestanden gegen halb zehn und erst einmal genüsslich geduscht. Dann Kaffee und gekochte Eier auf Toast. Die Stimmung könnte besser sein, aber auch schlechter.
Vereinzelte Sehnsuchtsattacken.
Ich setze mich gemütlich vor den Rechner und verblogge die letzten Tage.
Auf dem iPhone installiert sich gerade iOS 16.1.1 und ich fürchte mich schon ein wenig vor dem ,,komplett neu gestalteten“ Sperrbildschirm. Früher hätte ich mich über jede Neuerung gefreut, aber so langsam werde ich wohl alt …
Vormittagsgefühle
Sonntagvormittag. Stille — nur Kirchenglocken läuten wie ein Ruf aus der Kindheit. Die Birken verlieren ihre letzten gelben Blätter.
Totensonntag.
Esoterik
ZDF Magazin Royale über Waldorfpädagogik
Sehr gut, dass die z.T. menschenfeindlichen Konzepte der Anthroposophie mal in einer größeren Öffentlichkeit diskutiert werden. Bisher gibt es meines Wissens nach noch keine klare Aussage der Anthroposophen, welche Aussagen von Rudolf Steiner in ihren Augen falsch sind und welche nicht.
Wurzelrassenlehre! Würdet Ihr Eure Kinder an eine Nazi-Schule schicken, auch wenn das alles total nett und zugewandt abläuft?
Twitta!
Überall schreiben sie über Twitter. Twittertwittertwittertwitter!!! Viele Leute kommen mir ein wenig die Süchtige vor, die bemerkt haben, dass sie auch ohne ihr Suchtmittel auskommen können und diese Erkenntnis kaum fassen können. Schon seltsam, wie sehr so ein Dienst sich in das Leben von Menschen fressen kann!
Stimmungen
Es ist irgendwann 13 Uhr und das fühlt sich an wie Spätnachmittag. Es ist einfach zu dunkel. Ich schalte die Tageslichtleuchte ein.
Der Tag vergeht. Ich wasche Wäsche und schaffe es sogar, die Küche zu wischen. Das tut gut und geht erstaunlich gut von der Hand. Vielleicht kommt doch das Leben zurück zu mir. Auch wächst der Knoblauch — zumindest eine Zehe schlägt aus.
Abend
Ich sitze in der gewischten Küche. Die Duftlaterne verströmt Licht und Duft. Dazu höre ich die für mich letzte Episode des Podcasts ,,Verbrechen der Vergangenheit“, diesmal über lwan den Schrecklichen. Leider verschwindet dieser einzige ,,True-Crime“-Podcast, den ich hören kann (weil alles darin so lange her ist) in ein geschlossenes System. Hier ist es ,,RTL+ Musik“. Ich sehe aber nicht ein, extra eine App zu installieren und mich sogar irgendwo anzumelden, um einen Podcast zu hören. Streng genommen ist so ein Audio-Angebot, wo die Sounddatei nicht herunterladbar im Netz liegt und wo es keinen RSS-Feed für einen Podcatcher gibt, für mich kein Podcast mehr.
Schade!
Abends, im Bett beim Lesen ist sie wieder da:
Die Göttin, die Heilige, die Madonna. Sie wirkt so rein aus der Ferne, so überirdisch. Die lautere Schönheit! Der Kopf weiß gut genug, dass das alle nur eine Chimäre ist, ein Trugbild des Geistes; dass sie in Wirklichkeit ein Mensch ist wie jeder andere. Doch das Kind wünscht sich so unendlich stark, im hellen Licht zu wandeln und endlich, endlich für immer glücklich zu
sein. Der Wunsch des Kindes blendet den Verstand und verwirrt das Herz des Großen.
Fern im Märchenland halten sie die großen Spiele ab, die größten der Welt. UnsereRecken rennen über den Rasen, der mit der Asche der toten Sklaven gedüngt werde. Die Arenen sind erbaut aus den Knochen der Unglücklichen. Der König sitzt da, gewandet in feinste weiße Seide . Seine Majestät lacht, den sie hat einen neuen Hofnarren: Einen gierigen kleinen Mann mit leuchtender Glatze. Von weit her hat der König Unmengen Eis holen lassen, damit die Recken nicht in der Hitze der Wüste sterben. Alles soll gefällig sein: Die Menschen sind fröhlich, denn wer nicht fröhlich ist, wird erschossen.
Abends sitzen der König und sein Hofnarr zusammen und sie zählen Geld.