Samstag, 07.01.2023 – Urlaub auf Sylt, Anfahrt
Die Nacht
Mir träumte, ich würde eine Frau bei einem Kondolenzbesuch begleiten. Wir kondolierten einem Mafiapaten, weil sein noch junger Sohn plötzlich verstorben war. Uns kamen Verwandte des Paten entgegen. Alle weinten und hielten die Briefe mit unaussprechlichen Gemeinheiten in den Händen, welche sie vom Vater des Toten nach alter Sitte erhalten hatten. Ich als Begleiter würde keinen solchen Brief bekommen.
Die Mafiafamilie wohnte in einer kleinen Wohnung in einem großen Mehrfamilienhaus. Überall lagen Spielzeugwaffen herum. Der Pate begrüßte uns und beschied mir, dass ich zu den Frauen in die Küche müsse. Ich beeilte mich, dort hinzukommen.
Später saßen wir in einem großen Saal. Der Anwalt des Paten wollte gehen und fragte beim Ausgang nach der dazu notwendigen 2-Faktor-Authentifizierung. Noch bevor er alle seine Daten eingeben konnte, fielen Schüsse. Durch die Tür getroffen, fiel der Mann sofort tot zu Boden. Die Flügel der Türen brachen auf und die Polizei dieses seltsamen Sonnenstaates hier stürmte den Saal. Dabei schossen die Männer auf alles, was sie sahen. Voller Panik strömten alle schreiend auseinander. Ich warf den Tisch vor mir um und nutzte ihn als Deckung, um zu einem Seitenausgang zu kriechen. Die Tür stand glücklicherweise offen und ich lugte hinaus: Alles voller Bewaffnete! Dieses Mal handelte es sich aber nicht um die Polizei, sondern um das Militär dieses komischen Sonnenstaates. Die Soldaten umstellten das Gebäude, beachteten den Nebenausgang jedoch nicht. Ich schlüpfte hinaus. Als ich so voller Angst an der Außenwand des Saales entlang schlich, sah ich plötzlich mehrere herrenlose Waffen an der Mauer lehnen. Die Soldaten mussten die hier vergessen haben. Schnell griff ich mir ein leichtes Maschinengewehr.
Ich rannte los. Ich rannte und rannte, bis ich ein Versteck in einer Kartoffelhütte fand. Doch selbst hier entdeckten mich die Schergen diese Bekloppten Sonnenstaates: Soldaten durchsuchten die Hütte mit Maschinenpistolen im Anschlag. Ich sah keinen anderen Ausweg als zu Schießen. Ich feierte eine breite Salve ab. Kugeln und Kartoffeln spritzten und die Feinde fielen um wie Kegelpuppen. Ohne auf den Munitionsvorrat im Magazin des LMG zu achten, stürmte ich vor. Im Freien standen noch zwei verwirrte Kämpfer herum. Ich schoss, ohne zu zielen, bis die Waffe in meinen Händen nur noch klickte. Sie entglitt meinen Händen und ich suchte hektisch nach den Maschinenpistolen meiner Angreifer. Mit der Angst im Nacken, dass die Schießerei nicht unbemerkt geblieben war und jederzeit weitere Soldaten eintreffen konnten, sortierte ich die Waffen aus: Das Allermeiste war vollkommener Schrott! Billig zusammengeschustertes Blech mit Schrauben und Nägeln als Munition. Endlich fand ich etwas Brauchbares: Eine Heckler-und-Koch MP 5, inklusive eines Ersatzmagazins. Damit machte ich mich auf den Weg in den nahen Wald, wo ich mich der Rebellenbewegung gegen diesen vollkommen hirnrissigen Sonnenstaat anschloss.
Der Tag
Aufgeregt stehe ich gegen Uhr auf. Leider bin nicht nur ich aufgeregt, sondern auch mein Darm ist es, weswegen ich ein paar Immodium einwerfe.
Der Grund für meine Nervosität ist meine erste Urlaubsreise seit Jahren. Eigentlich gibt es keinen Grund, aufgeregt zu sein, denn alles ist schon gepackt und Zeit ist auch genug vorhanden. Ich fahre mit dem Taxi zum Hauptbahnhof. Mit dem Fahrer unterhalte ich mich darüber, dass jetzt nun auch die Taxi-Zentrale mit einem Sprachcomputer arbeitet. Die Erkennung meiner Adresse funktionierte reibungslos. Wenn man übrigens von einer bekannten Festnetz nummer anruft, braucht man noch nicht einmal mehr seine Adresse durch zu geben.
Kurze Zeit später sitze ich im IC nach Westerland. Mit mir im Abteil zwei Menschen aus der Reisebranche. Mich fasziniert es immer wieder, was andere Leute für interessante Berufe haben! Wir durchfahren relativ langsam die norddeutsche Tiefebene. Überall auf den Feldern steht das Wasser, stehen die Reiher. Hoffentlich kann der Erdboden sich ordentlich vollsaugen, denn die nächste Dürre kommt bestimmt!
In Hamburg verlassen mich die Reisegefährt und ich sitze alleine im Abteil. Die Dame versichert mir, das die Strecke nach Sylt wirklich wunderschön wäre. Meine Erinnerungen daran sind ein wenig lückenhaft, aber sicher hat sie Recht. Allerdings dauert es noch ein paar Stunden, bis ich auch nur in die Nähe der Küste komme.
Die gestern gegrillten Nackensteaks, die ich mit ein wenig Chilisoße in dünnes Fladenbrot eingewickelt habe, schmecken ganz hervorragend.
Zwischenstopp im Bordbistro. Dort beschwert sich eine ältere Dame darüber, dass die Windräder ,,die Landschaft verschandeln“. Dabei drehen die sich und produzieren für uns Strom.
Nächster Halt: Husum, bekannt für seine weltbekannten Husummerinnen.
Der Zug kommt nach der langen, langen Fahrt pünktlich in Westerland an. Ich vermute einen Glitch in der Matrix. Apples Karten-App dirigiert mich zielgenau die strammen 800 Meter bis zur Unterkunft. Da ich aufgeregt bin, gehe ich für meine momentane Kondition viel zu schnell. Außer Atem schleppe ich meinen Koffer drei Stockwerke hoch in eine holzgetäfelte Puppenstube. Sehr angenehm, die Ferienwohnung! Nachdem ich verschnauft habe, gehe ich auf einen Blick zur Nordsee (es ist zu dunkel, um sie zu sehen, aber man kann sie gut hören). Danach folge ich einer Eingebung und gehe zum Essen in den „Münchener Hahn“. Das hier verzehrte Backhendl ist zwar lecker (genau wie das hier ausgeschenkte „Starnberger Helle“), aber bestärkt mich darin, dass ich Brat- oder Grillhähnchen doch lieber mag als gebackene, weil letztere so fettig sind.
Meine Recherchen im Vorfeld haben mich in Sachen Preise wohl ein wenig zu sehr verunsichert: Bei vielen Restaurants schien ein Hauptgericht ab 35 Euro aufwärts zu kosten. Auch wenn ich ja recht gut bestallt hin und mir so etwas durchaus leisten kann, zwickte mich da doch ein wenig der innere Geizhals. Wrde ich hier auf Sylt eine ganze Woche lang von einer kulinarischen Sensation zur nächsten taumeln?
Ein paar Blicke links und rechts ergaben ein etwas differenzierteres Bild: Man kann hier auch durchaus zu — sagen wir — düsseldorfer Preisen speisen.
Abends packe ich in der Ferienwohnung noch den Koffer aus und gehe gegen 22 Uhr zu Bett.