Dienstag, 10.01.2023 – Urlaub auf Sylt, Tag 4
Die Nacht
Wieder unruhige Nacht mit wirren Träumen. Mir träumte, ich wollte über einen Platz gehen. In der Mitte des Platzes war ein kleiner Teich, zur Hälfte umringt von einer Treppe und einer halbrunden Plattform aus Stein. Dort wollte ich schnell hinüber, doch auf den untersten Stufen saßen Kinder, die seltsame Angelruten in den Händehielten. Hinter ihnen standen ihre Mütter und es waren derer so viele, dass für mich kein Platz mehr war. Ein Kind gab Kommandos und alle anderen bewegten ihre Ruten, die – wie ich nun sah – in Wirklichkeit Greifarme waren. Sie griffen damit ins Wasser. Es sah so aus, als würden sie alle unter Aufsicht mit ihrem neuen Spielzeug üben.
Ich wollte schon umkehren und einen Umweg gehen, da machten die Mütter mehr schlecht als recht Platz. Als ich sie darum bat, beim nächsten Mal doch gleich auch an Passanten zu denken und nicht den gesamten öffentlichen Raum zu blockieren, waren die Frauen beleidigt. Ich ging durch eine kleine Tür und die Mütter zischelten: ,,Da gehen immer die Männer durch, wenn sie zum Gericht und zur Verurteilung müssen!‘’
Mir war das peinlich, aber ich ging weiter. Hinter der Tür war ein Zimmerchen mit einem Bett. Auf dem Bett lag mein Therapeut Herr Dr. E. und las. Ich musste über einen kleinen Tisch mit Rollen klettern, um zur nächsten Tür zu gelangen. Das klappte nicht und mehrere auf dem Tisch liegende Bücher fielen herunter. Wieder zischelten die Mütter und Dr. E. sagte zu mir: ,,Das ist aufgefallen, Herr Becker!‘’
Dann war ich durch und am Fluss in meiner Heimatstadt. Darin lag noch das Wrack eines Panther-Panzers aus den letzten Tagen des zweiten Weltkrieges. Unter Wasser war das Wrack konserviert und diente als Mahnmal. Direkt daneben am Ufer stand auch ein russischer Panzer (ein ganz frühes Zwischenkriegsmodell), das von mehreren russischen Soldaten in Paradeuniform betreut wurde und der den Weg zum deutschen Panzer versperrte. Mit einem der Soldaten kam ich ins Gespräch. Wir radebrechten auf englisch und ich sagte zu ihm, wie schade ich es fände, dass man nicht näher an den Panther herankäme und ob man mit der Wahl des Standortes des russischen Panzers Leute daran hindern wollte, dem Nazi-Panzer zu huldigen. Der Soldat fand das auch und dann gingen wir ein Stück zusammen. Er zog sich um und sprach dann auf deutsch mit mir. Er beklagte sich über seinen starken russischen Akzent, obwohl er überhaupt keinen hatte.
Langsam stieg in mir der Verdacht auf, dass er in Wirklichkeit gar kein Soldat, sondern ein Spion war.
Der Tag
Ich bin irgendwie zerknautscht. Kein Frühstückshunger, Kaffee geht aber. Ich fahre mit der Linie 2 nach Hörnum.
Als ich die Jugendherberge und das Restaurant ,,Tiroler Stuben‘’ davor sehe, steigen Erinnerungen an den gemeinsamen Urlaub mit dem Thronfolger und der besten Ex-Frau von allen in mir auf. In dem Restaurant (hieß der Laden damals auch so? Keine Ahnung!) haben wir damals meinen Geburtstag gefeiert.
Da inzwischen Mittag ist und der Hunger wiederkommt, suche ich die mit vielen Schildern angekündigte Krabbenbude. Die hat aber zu. Es gibt keine Informationen ob oder wenn ja wann sie geöffnet hat. Ich laufe also hungrig Richtung Südspitze. Auf dem Weg ein ebenfalls geschlossener Imbisswagen. Davor steht ein Schild mit der Aufschrift: ,,Wir haben Winterpause! Die Krabbenbude am Hafen hat aber täglich ab 12 Uhr geöffnet!‘’. Genau diese Information hätte mir direkt an der Bude mehr geholfen, denn dann hätte ich einfach noch ein bisschen warten müssen …
Am Kiosk-Restaurant ,,Südkapp‘’ esse ich ein leckere Bismarckheringbrötchen. Das sättigt ordentlich.
Eine ältere Reisegruppe eumelt an mir vorbei. Eine Frau liest alle Schilder vor, die sie sieht. Ein Pärchen neben mir isst auch ein Fischbrötchen. Eine Möwe nähert sich uns unauffällig, aber wir kennen unsere Pappenheimer und schirmen unser Essen ab.
Hier gibt es direkt an der Küste einen kleinen Wald. Schautafeln klären über die Natur der Dünenlandschaft auf.
Später laufe ich über Sand. Ich bin sehr auf mich selbst geworfen. Gedanken und Gefühle. Gedanken und Gefühle. Warum muss eigentlich immer so viel Gefühl sein?
Der Sand ist anstrengend. Ich kehre zum ,,Südkapp‘’ zurück und dort ein.
Heizstrahlerhitze.
Ein nettes Lokal. Da nicht mehr viel geöffnet hat, ist es ganz gut besucht.
Am Hafen macht die YE-23 Janne Yerseke fest. Der Kapitän (?) und ein paar Hilflinge an Land bollern sich ordentlich an.
Es geht mit dem Bus zurück nach Westerland. Hier schaue ich noch mal kurz an der nun dunklen und windig-kalten Promenade vorbei, krieche aber dann zeitig in die Ferienwohnung. Hier brate ich mir ein paar Spiegeleier und sichte Fotos und Notizbucheinträge.