Donnerstag, 09.03.2023 – Falsche 65er
Inhalt
Die Nacht
Guter Schlaf, unterbrochen alle zwei Stunden. Die Träume wirr und emotional.
Schlimmer Fuß, Verzweiflung
Morgens sind die Schmerzen im linken Fuß noch schlimmer geworden. Ich bin langsam verzweifelt: Kann den mein Körper nicht einmal halbwegs heile sein?
Das Stellwerk in Düsseldorf hat Personalmangel, in Essen ist ein Zug verreckt. Überall Verfall, wohin man nur schaut!
Arbeitstag
Es ist nicht einfach, mit schwerem und schmerzendem Fuß Thekendienst zu machen, aber es geht und immerhin ist es relativ ruhig.
Die meiste Zeit des Tages verbringe ich in Besprechungen. Gerade die Videoschalten sind sehr anstrengend.
Es ist schade, dass die große Videoschalte so konzentriert und kollegial abläuft, denn jetzt habe ich keinen Grund zum Jammern.
Mir bleibt kaum Zeit bis zur nächsten Schalte. Die Kraft schwindet.
Also: Noch einmal kräftig Durchschnaufen und dann los!
Die letzte Videoschalte des Tages ist die wichtigste. Meine Kollegin und ich wuppen die Sache ganz gut und demnächst wird es für bestimmte Details eine weitere Besprechung mit den Leuten geben, die den ganzen Bums praktisch umsetzen.
Ja, so läuft das in größeren Organisationen!
Handschrift
Ich bemerke, dass sich meine Handschrift in der letzten Zeit verbessert hat. Der Trick besteht darin, beim Schreiben jeden einzelnen Buchstaben zu Denken und nicht nur das gesamte Wort.
Konzentriertes Schreiben ist auch für mich eine gute Entspannungsübung, genau wie der Versuch, auf einer Tastatur zu Tippen, ohne einen Fehler zu machen.
Das Rauschen der Wehmut
Am Nachmittag schwellen beide Füße an und die Schuhe werden eng. Draußen nieselt Regen das Kopfsteinpflaster nass. Auch hier in Düsseldorf will der Winter nicht weichen. Alle hängen trüb in den Seilen. In einem Fach der Benutzertheke steht ein großer Sack mit Süßigkeiten. Ich muss mich mit aller Macht zusammenreißen, damit ich nicht mit beiden Händen in ihn hineingreife und die Bonbons, das Weingummi und die Schokolade (Schokolade? Schokolade!) schaufelradbaggerartig in mein gieriges Maul stopfe. Das linke Auge beginnt zu zucken. Entwickle ich eine Allergie gegen Videoschalten? Sind es die Schmerztabletten und ihre Nebenwirkungen?
Der einzige Trost momentan, ist dass wenigstens das Koffein im grünen Tee auf angenehme Weise wirkt.
65
Mit schreienden Füßen geht es zum Kino. Zum Glück ist wenigstens die Rolltreppe eingeschaltet (sonst hätte ich nach dem Aufzug für Behinderte gefragt).
Der Film hat mir gut gefallen: Er ist kein Meisterwerk, aber spannend und dicht erzählt.
Die Exposition zieht er knackig durch: In gefühlten fünf Minuten erfährt das Publikum, dass der Raumpilot einen gut bezahlten Auftrag annimmt, um Geld für die Behandlung seiner schwerkranken Tochter (sie hat Husten) zu verdienen. Dafür wird er auf einer Erkundungsmission zwei Jahre lang tief gefrorene Leute durch den Weltraum
schippern.
Natürlich stürzt sein Raumschiff ab und er muss mit dem einzigen überlebenden Passagier zur 15 Kilometer entfernten Rettungskapsel gelangen.
Unterwegs lauern hauptsächlich Dinosaurier auf sie, denn sie befinden sich auf der Erde von vor 65 Millionen Jahren.
Aus der ganzen Chose wird kein Geheimnis gemacht und es gibt fast keine Twists: Der Pilot und seine Passagiere sind Angehörige einer raumfahrenden Zivilisation, lange bevor es auf der Erde Säugetiere gab.
(In vielen Artikeln zum Film (z.B. Wikipedia) wird zwar geschrieben, es handele sich um eine Zeitreise, aber das ist nicht korrekt: Es wird am Anfang des Filmes ganz klar die Aussage getroffen, dass es bereits vor den Menschen Zivilisationen gab, die den Weltraum bereisten.)
Es ist entspannend, dass nicht versucht wird, einen künstlichen Gegensatz zwischen den beiden Protagonisten zu schaffen, sondern von Anfang klar ist, dass sich der Pilot um das überlebende Mädchen kümmern wird.
Die beiden schlagen sich nun durch die dinobevölkerte Wildnis und ein uns wohlbekannter Meteorit spielt auch noch eine Rolle.
Kurzum: Der Film ist – wie gesagt – kein Meisterwerk, aber sehr ordentliche Unterhaltung.
Nach dem Kinobesuch nehme ich mir ein Taxi, denn zu Fuß würde ich es garantiert nicht nach Hause schaffen.
Endlich in meiner Wohnung angekommen, schlucke ich noch eine Schmerztablette und falle dann direkt ins Bett.