2023-20

Kalenderwoche 20/2023

Inhaltsverzeichnis

Montag

Die Nacht ist überraschend gut. Die Träume sind wirr und bunt. In einem laufe ich mit Handballkamerad H. durch eine Stadt. Ich erzähle ihn, dass ich schon vorher am Tag zusammen mit meinem Bruder drei Flaschen Bier getrunken habe. Dann schäme ich mich dafür.


Ich stehe gegen halb sieben Uhr auf. Neben einem Grundstrom von Trauer und Wut geht es mir relativ gut. Die ungesunde Ernährung der letzten Tage schlägt sich auf die Waage nieder.


Der große Bahnstreik (bekannt aus: ,,Der große Bahnstreik von 1887‘’) ist abgewendet, aber der Zugverkehr ist trotzdem chaotisch. Im DB-Navigator und DB-Streckenagent ist nur ,,Route ggf. nicht durchführbar‘‘ zu lesen.

Trotzdem bekomme ich den RE 19 um 07:19 Uhr.


Das tägliche Meditieren mit ,,Headspace‘‘ funktioniert bisher ganz gut. Ich überlege, ob und wie ich die Meditiation auch an den Bürotagen machen könnte. Vielleicht am späten Nachmittag, wenn die Reinigungskraft durch die Bibliothek durch ist?


Wenn man sich über seinen Stuhl freut, dann hat das nicht nur mit einem charmanten Darm zu tun, sondern auch ab und an mit Sitzgelegenheiten. Wie die verehrten Lesefröschlein ja vielleicht schon mitbekommen haben, bin ich ziemlich dick. Bisher saß ich im Büro immer auf einem Standard-Bürostuhl und das ging einigermaßen. Nun hatten wir aber eine Zeit lang eine Aushilfe, die wegen ihrer Adipositas einen Spezialstuhl benötigt. Als der Stuhl bestellt werden sollte, hat man mich gefragt, ob ich nicht auch so einen Stuhl haben wolle. Da ich weiß, dass solche Teile extrem teuer sind, habe ich auf einen ,,eigenen‘’ Stuhl verzichtet, denn die Aushilfe war ja nur für einen begrenzten Zeitraum bei uns. Der Kollege ist mit seinem zarten Popöchen auch sehr pfleglich mit dem Bürostuhl umgegangen und so sitze ich nun wie Captain Picard in einem herrlich großen und stabilen Kommandosessel und freue mich darüber.


Ich lese in einer Überschrift den Begriff ,,Wolfspolitik‘’ und mir gefällt das Wort auf Anhieb, obwohl die Bilder vor meinem geistigen Auge nicht so schön sind: Wölfe in Anzügen, die über friedlich grasende Schafe herfallen und dies mit Worthülsen vom ,,freien Markt‘’, ,,Eigenverantwortung‘’ und dem ,,Recht des Stärkeren‘’ rechtfertigen.


In der Mittagspause gehe ich Ramen essen. Die Speise schmeckt jedes Mal anders, was vielleicht daran liegt, dass ich mir die Namen der Gerichte nicht merken kann. Ich bin sowieso erstaunlich ahnungslos, was das japanische Essen angeht, genieße diesen Zustand jedoch irgendwie. Warum ich mein Nichtwissen als so angenehm empfinde, weiß ich nicht. Möglicherweise liegt es daran, dass Japan so derart popkulturell aufgeladen ist und ich mich auf meine Art und Weise weigere, so ins gemeinsame Boot zu steigen.

Immerhin kann ich einigermaßen mit Stäbchen essen. Müsste ich in den fernen Osten umsiedeln, müsste ich zwar nicht verhungern, würde aber an einer chronischen Sehnenentzündung leiden.

Wie immer bemerke ich erst leicht zu spät, dass man in diesem Imbiss am besten auf englisch kommuniziert. Als ich mich dann nach dem Bezahlvorgang mit „Bye!“ verabschiede, antwortet der Mann hinter der Theke: ”Ciao!“.

“Fusion-Küche!” denke ich, während ich wieder auf die Straße trete.


Ich sehe die momentan überall plakatierte Schlüpferwerbung („Wat bisse so still? Is wieder Schlüpferwerbung inne Zeitung?“) mit Heidi Klumm und ihrer Tochter. Die Tochter ist 19 Jahre alt, wirkt auf den Plakaten aber wie 14. So wie die beiden da stehen, kommen höchst unangenehme Altherren-Vibes in mir auf:

“Meine Herren! Darf ich Ihnen präsentieren: Meine Tochter!”
“So jung!”
“So knackig!”
“So frisch!”
“So unschuldig!“
“… und doch so verdorben!!

Des Kindes Augen hingegen schauen groß und rund.


Draußen scheint die Sonnen und innen drinnen bei mir ist es eher trüb. Mir fehlt die Lust, mich auf der Arbeit um das Bohren der ewigen dicken Bretter zu kümmern, obwohl mich gerade das doch auf eine sehr gute Art und Weise ablenken könnte. Die Brust wird seltsam eng.

Ich organisiere meine Aufgaben neu, weil ich die eh alle durchgucken muss. Da meine technischen Mittel im Dienst sehr begrenzt sind, nutze ich das Notizenprogramm Microsoft OneNote dafür. Ich baue mir eine kleine Vorlage, damit ich einfacher dokumentieren kann, was ich getan habe. Auch Platz für E-Mails und meine händischen Notizen ist vorhanden.

Es fühlt sich an wie die Simulation von Arbeit, was es ja auch irgendwie ist. Doch die innere und äußere Neuorganisation gibt mir einen ,,Anpack‘’, einen Hebel, um die Arbeit anzugehen und dann fluppt es mit einem Mal.

Danach bekomme ich Lust auf Burger.


Achtsamkeit. Mal wieder hat es der Kapitalismus mit einer Produktflut geschafft, etwas Wichtiges so sehr in den Schmutz zu labern, dass bei der bloßen Nennung des Wortes ,,Achtsamkeit‘’ die Augen verdrehen.

Für Menschen wie mich ist Achtsamkeit überlebenswichtig.

Was dreht der ,,freie Markt‘’ mit seinem ,,Koofmich!‘’-Gehabe und seiner ewigen Werbung als nächstes durch die Mangel?

Luft?


Die Burgerlust tut meinem Kopf nicht gut, denn nun muss ich daran denken, wie ich vor nicht allzu langer Zeit hungrig ins Kino ging und spontan an der Popkornkasse einkehrte als ich gewahr wurde, dass es dort jetzt so panierte Hähnchenstreifen gibt. ,,Die probiere ich aus!‘’ dachte ich mir in meinem dummen, verfressenen Gehirn und orderte eine große Portion.

Dann geschah ganz viel komische Kommunikation:
Die Frau hinter der PopkornkasseIn hatte Bemerkungen und Rückfragen. Jedoch wegen des ganzen Lärms, der vor den Kinosälen herrschte, konnte ich sie nicht richtig verstehen und außerdem war ich entnervt, müde und hungrig und so sagte ich einfach zu allem Ja und Amen. Das Ergebnis war, dass ich furchtbar lange auf meine Portion warten musste und dann, als ich endlich die heißen, fettigen Pappschachteln überreicht bekam, auch noch eine doppelte Portion Käsesoße mit in den Kinosaal balancieren musste.

Es ist übrigens extrem entwürdigend, wenn man versucht, in einem Kinositz eingezwängt, höllisch heiße Hähnchenteile zu essen und sich dabei nicht auch noch selbst versehentlich mit Käsesoße zu übergießen.


Als ich nach Feierabend zu Hause ankomme, ziehe ich mir sofort den Schlafanzug an, denn am Montag wird aus alter Tradition (eine alte, uralte Tradition der Vorväter) nichts gemacht. Ich spiele eine ordentliche Runde ,,Bannerlord‘’. Dort gewinne ich Schlachten und muss auch erste Federn lassen. Es fühlt sich an, als würde das Spiel auf meinem eigenen Rechner laufen und ich ändere mein GeForce-Now-Abo auf halbjährliche Abrechnung.

Gegen 22 Uhr gehe ich ins Bett. Vor dem Schlafengehen mache ich noch eine kleine Einschlafhilfenmeditation von Headspace.

Dienstag

Der Nachtschlaf war ganz gut. Ich bin froh, dass sich meine Schlafprobleme so langsam vom Acker machen. Träume sind nicht erinnerlich.


Ich wache gegen halb sechs Uhr morgens auf und liege noch eine Viertelstunde in den Federn. Auch wenn wie immer das Herz vor Aufregung pocht, ist die Stimmung relativ gut. Die Sonne kriecht hinter den Häusern Neudorfs hervor und der Himmel ist von Wolkenstreifen bezirrt.

Die tägliche Grundlagenmeditation mache ich noch vor der Arbeit. Mir hilft, dass ich die Meditation inzwischen mit hoher Priorität betrachte. Weniger ein ,,ich gönne mir was‘’ als ein ,,ich muss das für mich tun‘’. Meditation ist für mich also nicht wie das gemütliche Lesen eines Buches (was mir auch gut tut), sondern eher wie das Putzen der Zähne.

Nicht: ,,Ich muss noch eben den Müll runter bringen und die Spülmaschine ausräumen, dann kann ich in Ruhe meditieren!‘’, sondern: ,,Zuerst wird meditiert und dann kann ich in Ruhe den Müll runter bringen!‘’

Gedanke: Vielleicht ist das mit anderen, wichtigen Dingen in meinem Leben (Bewegung, Lesen, Schreiben) ja auch so?


Tagesschau.de erklärt, warum Säume so wichtig sind und ich lese den Artikel nicht einmal. Nur das Wort ,,Säume‘’ gefällt mir gut. Ich lasse es ein paar Mal durch meinen Kopf hin- und herrollen.

Säume


Das Neusortieren der Aufgaben gestern hilft mir auch weiter, den Überblick zu behalten und ich gehe die einzelnen ,,Tasks‘’ recht ordentlich an. Allerdings muss ich sehr, sehr viel Schreiben, aber anders funktioniert es für mich nicht, da ich ja immer sofort alles vergessen, wenn ich mal abgelenkt werde.


Ich lege wieder ein paar Erdnüsse auf den Balkonkasten aus und wieder erschreckt mich die Elster ein wenig, als sie sich davon eine holt. Es ist schön, dass sie wieder da ist!


Nach der Gruppe rette ich mehrere Dörfer vor Banditen und die Kasse klingelt ordentlich (ich rede vom Spiel ,,Bannerlord’’).

Viel, viel zu spät ins Bett.

Mittwoch

Der Schlaf war ein bisschen zögerlich, kam dann aber doch. In den Träumen spielten Goldmünzen und Lanzenangriffe zu Pferde eine gewisse Rolle. ,,Bannerlord‘’ scheint sich also auch langsam auf meine Träume auszuwirken.

In den frühen Morgenstunden kamen mir positive Dinge in den Sinn: Der morgige Feiertag (Christ Himmelfahrt), der heutige Besuch der besten Ex-Frau von allen, das geplante Treffen am Freitag mit Freund Th. und mein zweiwöchiger Urlaub danach.


Um kurz vor acht ins Homeoffice und gleich zwei Videoschalten hintereinander. Allerdings sind beide kurz und ergebnisorientiert. Ich bemerke, dass ich mit meiner Aufgabenvorlage in Microsoft OneNote wirklich besser zurechtkomme: Das Dokumentieren hilft mir beim Denken und ich kann mir die Einzelheiten von verschiedenen Aufgaben schnell zurück ins Gedächtnis holen (ich bin ,,spruchfähig‘’, wie man das bei uns gerne nennt).

In der Mittagspause esse ich zwei Scheiben Brot mit Käse und mache meine tägliche Headspace-Meditation.

Läuft, würde ich sagen!


Nach dem Feierabend, vor dem Meeting noch einen kleinen Spaziergang.

Komisch: So sehr ich mich auf die bevorstehenden freien Tage freue, sehr macht mir die Arbeit gerade Spaß. Aber man kann ja nicht alles haben (Sonnenschein- Emoji)!

Ja, die Sonne scheint wieder wunderbar, aber es ist trotzdem noch frühlingshaft kühl. Ich sitze vor dem Meeting noch ein wenig am Neudorfer Markt und kann das Leben ein wenig genießen. Natürlich meckert der innere Miesmacher sogleich und ruft:
“Werd jetzt nicht übermütig! Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben!”

Aber das habe ich auch überhaupt nicht vor. Nur für heute.

Donnerstag

Lange geschlafen. Bannerlord gespielt.
Am Nachmittag kommt mich Freund J. besuchen und wir schauen den Film ,,Bullet Train’’. Der ist sehr lustig.

Sonst passiert nichts.

Freitag

Der Nachtschlaf war stückelig. Ich nehme an, mein Schlafrhythmus ist wegen des neuen Computerspiel ganz schön durcheinander.

Die Träume war bunt, wirr und teilweise erotisch-pornographisch, vor allen Dingen einer, in dem bei einem Theaterbesuch eine schöne Überraschung erlebe.


Ich komme nicht gut aus dem Bett, bei der letzten Nacht auch kein Wunder. Immerhin: Noch ein Tag (voller) Arbeit und dann habe ich zwei Wochen frei.

Die Sonne scheint herrlich, aber irgendwie kann ich mich heute noch nicht darauf einlassen. Düstere Gedankenwolken ziehen durch den Kopf. Ich habe noch einiges zu verarbeiten.

Brennen in der Brust. Fühlt sich wie eine Bronchitis an. Ist auch eher auf der rechten Seite und nicht links, wo das Herz sitzt. Ich tippe auf Heuschnupfen.


Mittagspause. Freund und ehemaliger Arbeitskollege Th. holt mich ab und wir gehen zu Leo, dem Holländer. Dort sind wir früher fast jeden Freitag hingegangen. Wir lachen viel, besonders, als wir uns vorstellen, wie wohl im Beschaffungsamt der Bundeswehr Socken bestellt werden:

Was ist eigentlich mit einbeinigen Soldaten? Die brauchen ja nur eine Socke! Also bestellen wir am besten zu den 10.000 Paaren noch mal ein paar tausend einzelnen Socken. Aber wieviel links- und viele rechtsbeinige Soldaten gibt es eigentlich? Da machen wir am besten eine Abfrage, wie viele einbeinige Soldat:innen es in jeder Einheit bis einschließlich 2027 geben wir und wie viele davon links- und wieviele rechtsbeinig sind!

Dabei verarbeiten wir (wie unschwer zu erkennen ist) einige gemeinsame Erfahrungen aus unserer Zeit im Ministerium.


Ich stemple mich um halb acht Uhr aus. Der Parkplatz ist vollkommen leer.

An der Skate-Rampe (ich habe keine Ahnung, wie das richtig heißt) unter der Rheinkniebrücke dreht eine junge Frau auf Inline-Skates ihre Runden.
Sie trägt Kopfhörer und schaut wunderschön verträumt.

Es sitzen kaum Leute in der Bahn.

Samstag

Die Nacht war trotz des vielen Kaffees am Vortag recht gut.

Mir träumte, ich würde eine Stadt besuchen. Über die Kopfhörer hörte ich ,,Preußens Gloria‘’ und versuchte, beim Gehen den Takt zu halten. Eine Gruppe Männer traf sich in der Innenstadt. Sie sie trugen Studentenmützen und hatten wohl seinerzeit gemeinsam studiert. Sie saßen auf Bänken herum und unterhielten sich.

Freund R. und ich gingen in ein kleines Café. Dort servierte man uns eine Art Pfannkuchen mit Sahne. Dies sei eine evangelische Fastenspeise, erklärte man uns.

Später kam ein junger Mann in den Saal und verteilte einfachste Musikinstrumente. Ich konnte mich dem gemeinsamen Musizieren nur knapp entziehen.


Der Wecker weckt aus Gewohnheit um sieben Uhr, auch wenn ich eigentlich Urlaub habe. Ich bleibe noch ein paar Minuten liegen und stehe dann auf. Die Sonne scheint freundlich und die Stimmung ist dann doch ganz gut: Endlich Urlaub! Zwei Wochen frei! Zeit! Zeit, in der ich mich um mich selber kümmern kann: Meditieren, Schreiben, Lesen, gesunde Ernährung, Bewegung. Hoffentlich halse ich mir da nicht zu viel auf.

Ich meditiere schon mal den täglichen Headspace-Grunlagen-Kursus-Abschnitt weg (das klingt nicht gerade achtsam, so wie ich das schreibe …). Vielleicht mache ich heute ja auch noch einen zweiten Abschnitt? Die Dinger sind recht kurz …

Beim Tee lese ich mich durch die Feeds und verblogge die letzte Nacht (s. oben). Durch die wöchentliche Zusammenfassung der Blogeinträge ist das alles viel entspannter geworden, auch wenn die Einträge dann viel länger werden. Immerhin gibt es jetzt auch wieder ein Inhaltsverzeichnis, wenn auch nur für die einzelnen Tage.


Meine morgendlichen Haferflocken mit Banane geben mir ein gutes Gefühl (ich wollte schon immer mal hier schreiben, dass mir etwas ein gutes Gefühl gibt und nun fühle ich mich so, als wäre mein Leben ein Werbespot). Ich fühle mich außerdem total gewitzt, dass ich jetzt Haferdrink statt Kuhmilch für die Haferflocken nutze, denn die Packungen sind lange haltbar (nebenbei: Ich mag überhaupt keine H-Milch) und die kann ich schön bei Koro oder Pinic auf Vorrat kaufen.

Erinnerung: Als Kind sah ich mal eine TV-Reportage darüber, wie man H-Milch herstellt. Der ganze Beitrag klang wie bezahlte Werbung und gipfelte in dem Satz: ,,Außerdem schmeckt H-Milch auch noch besonders gut!‘’

Da hätte ich fast gekotzt.


Komisch. Da gibt es Leute, die Dir was von Achtsamkeit faseln und von digital Detox und davon, wie wichtig es doch ist, alles und jeden und jetzt zu spüren und genau die Leute sind dann sauer, wenn man mal nicht erreichbar ist wegen Achtsamkeit und digital Detox und Spüren und so.


Es kommt Wind auf. Das muss festgehalten werden.


Der Waldspaziergang tut gut gegen eine aggressive Grundstimmung: Erst bin ich wütend auf Nazis, dann auf den sogenannten „Adel“ und zum Schluss auf Mercedes-Fahrer, weil ein Auto auf dem Sternbuschweg anhält, um mich über die Straße zu lassen und der Fahrer eines schwarzen Benz dahinter ärgerlich hupt.

In Wahrheit bin ich auf jemand ganz anderen wütend und es ist hilfreich, dies zu erkennen. Das viele Grün sowie das Zwitschern der Vögel tun ihr Übriges.

Es sind ganz schön viele Leute im Wald unterwegs: Frauen bequaken Beziehungsprobleme und Kinder rasen auf Fahrrädern den Berg hinunter.


Es ist gut, wenn man einen Plan ändern kann: Eigentlich wollte ich nach dem Waldspaziergang noch einen Kaffee trinken gehen, aber dazu bin ich zu erschöpft. Es sind auch schon 12.000 Schritte zusammen gekommen. Ich esse mir also eine türkische Pizza mit Salat und humpele nach Hause.

Dort sitze ich auf dem Balkon und höre eine Episode von ,,Geschichten aus der Geschichte‘’ über den Abolutionisten John Brown. Mir kommt dabei die Frage in den Sinn, ob unter der FDP wohl die Sklaverei abgeschafft werden würde oder nicht.

Ich denke, solange bei Porsche Sklaven arbeiten würden, bliebe die Sklaverei in Deutschland legal.

Sonntag

Die Nacht war eher unruhig. Mir träumte, ich wäre studienbedingt in einer Art Hostel untergebracht. Mein Bett wurde auf Stelzen gestellt, jedoch ohne die Treppe, die früher daran angebracht worden war. Ich überlegte, ob ich mir eine Trittleiter besorgen könne.

Im Frühstückssaal kam ein Zimmergenosse auf mich zu und bat mich um den Schlüssel und um eine Wegbeschreibung zu seinem Bett. Ich tat mein Bestes.


Ich stehe recht spät mit leichten Rückenschmerzen auf. Habe mich wohl irgendwie verlegen. Zu meiner großen Freue fällt mir wieder ein, dass ich heute nicht nur am Sonntag ganz viel Zeit, sondern auch noch zwei Wochen Urlaub habe.

Nur der Rücken nervt.


Draußen auf der Straße wird herum gegröhlt. Es klingt so, als wäre der Frühschoppen ein wenig eskaliert. Vor dem Neudorfer Treff hat sich eine große Gruppe Männer in weißen T-Shirts versammelt und lacht.

Wenn ich die Burschen da so sehe in ihren sauberen, leuchtenden Shirts und wie die frühmittägliche Sonne auf Straße und Kneipe scheint, bin ich ein ganz kleines bisschen neidisch.