Kalenderwoche 26/2023

Montag

Nacht

Nacht schlecht. Bedrückende Träume. Mit Trauer und Wut aufgewacht. Sehr erschöpft.

Kopfdoktor

Der Termin beim Kopfdoktor war ganz gut: Ich konnte von einem gewissen Fortschritt berichten. Um diesen zu konsolidieren, bekomme ich noch eine Woche Zeit. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich danach wieder arbeitsfähig bin.

Ich trinke einen Kaffee beim Barista. Ein kühlender Wind weht durch die Straße. Eine sehr schöne Frau berichtet zwei Bekannten von ihren Urlaub in Namibia mit ganz vielen Giraffen, Elefanten, einer Schießerei in einer Bar und Menschen, die nicht um Geld, sondern um Essen und Wasser betteln.

Neben mir sitzt die alte Frau, die sich gerade noch beim Kopfdoktor ihr Rezept für die Spritzen abgeholt hat.

Arbeitsunfähigkeitsparadoxon

Ich soll mir Gutes tun, aber immer wenn ich das mache, bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Schon komisch: Da bin ich schon so oft so lange wegen

Psychosachen krank gewesen, glaube aber offenbar noch immer, dass man bei einer AU aber bitteschön auch den lieben langen Tag weinend hinter dem Ofen sitzen muss.

Müde

Ich schlafe am Nachmittag mehrere Stunden. Geht nicht anders. Tut irgendwie gut. Mehr passiert auch nicht: Ein kurzer Einkauf, dann abhängen. Atosil am Abend und früh zu Bett.

Dienstag

Die Nacht

Der Schlaf war wieder ein wenig besser. Mir träumt, ich wäre auf Besuch in einer Gegend, wo ein großes Fest gefeiert wurde. Man zapfte große Bierkrüge voll mit dem regionalen Bier, ich musste jedoch die mir angebotenen Getränke ablehnen.

Morgens nicht mehr so heiß

Eine leichte Kühle hat sich breit gemacht und das freut mich. Hoffentlich schwillt jetzt mein Körper auch ein wenig ab. Ein leichter Atosil-Hangover dämpft meine Aktivität.

Müdigkeit

Ich bin mir nicht sicher, ob es am Atosil liegt, aber ich bin hundemüde und verschlafe fast den ganzen Tag. Auf dem gemütlichen Sessel sitzend träumt mir, ich würde aufwachen und die beste Ex-Frau von allen sei da.

Sie ist aus dem Wanderurlaub wieder zu Hause und hat mir Zeichnungen von sich, ihrer Schwester und ihrer verstorbenen Mutter mitgebracht. Sie Zeichnungen sind toll, aber ich verstehe nicht, was der Frosch mit Zebramuster soll.

Mittwoch

Nacht

Der Schlaf war wieder einigermaßen gut. Das Atosil hilft auf jeden Fall.

Mir träumt von der Arbeit: Es wurde während meiner Abwesenheit umgebaut und nun suche ich mein Büro. Leider hat man auch einige meiner geheimen Zusatz-Arbeitsplätze entfernt. Im Keller gibt es jetzt einen Raum, wo körperbehinderte Kinder Bücher einscannen. Sie haben viel Spaß dabei.

Eine Frau nimmt mich mit in den Feierabend. Wir verlieren uns am Bahnhof.

Morgens dizzy

Trotz der Verringerung der abendlichen Atosil-Dosis auf 20 ml fühle ich mich morgens matschig und verwirrt. Seit gestern führe ich ein Atosil-Tagebuch, um die für mich beste Dosis herauszufinden.

Ich stehe gegen 9 Uhr auf und koche eine große Menge Kaffee. Ein Teil davon ist nämlich für Eiskaffee gedacht.

Spontan kommt mir der Gedanke, dass ich heute raus will und da die Sonne nicht mehr brennt (es ist bedeckt und hat geregnet), werde ich diesem Impuls wohl folgen. Ich *muss* mich mehr bewegen!

Gedankengelee

Ich könnte, ich würde, ich müsste … die Gedanken sammeln sich mal wieder im Sturm, doch heraus kommt nur ein lahmes Tröpfeln. Das Medikament legt mein Gehirn ein in Aspik und alles läuft langsamer. Heute empfinde ich das zum ersten Mal als angenehm, was vielleicht auch an der verringerten Dosis liegt: Seinerzeit hat mich das Pipamperon ja immer komplett ausgeknockt. Auf Neuroleptika spreche ich wohl sehr gut an und ich muss schmunzeln beim Gedanken an N. aus der Klinik, die sich Pipamperon sozusagen ins Müsli getan hat, um überhaupt irgendetwas tun zu können.

Wortfreude

In einem Artikel auf tageschau.de entdeckte ich das Wort ,,Grabgruben“. Fröhlich laufe ich durch meine Wohnung und murmele ,,Grabgruben! Grabgruben! Grabgruben!“ in einem fort.

Mittagessen

Spontane Einkehr bei Sawadi. Dort gibt es gebratenes Rotbarschfilet mit Knoblauch und Chili. Sehr lecker, sehr scharf. Die Ängste lassen langsam nach und ich traue mich in die Stadt. Der Himmel ist bedeckt und die Luft ist bedrückend schwer.

Aufwertung

Der Barista hat sich aufgewertet und die rustikal-wackeligen Bänke vor dem Cafe durch etwas sterile Tische und Stühl ersetzt. Ich bin mir noch nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist.

Viel Schlaf und Diskussionen

Ich schlafe viel und nachts diskutiert jemand draußen auf dem Balkon laut über irgendwas mit ,,Arbeit“.

Donnerstag

Schlechter Tag.

Freitag

Nacht

Die Nacht? Weiß nicht. Die Träume waren wild und wirr und einmal war da ein Dackel mit ganz, ganz kurzem Fell, der mich ansprang und mir ein Küsschen gab.

Morgens keine Kraft

Ich stehe um neun Uhr auf. Mein Akku ist fast leer.

Ich schaue den Vortrag Die Faltung der Welt: ein Weg aus Klimakrise und Wachstumsdilemma von Anders Levermann und ich möchte mich am liebsten sofort wieder ins Bett legen, auch wenn er ein wenig Hoffnung macht.

Michael Blume stellt die richtige Frage: Warum sehen wir in den Nachrichten ,,Börsen-News“, welche nur Reiche interessieren, aber nicht die Wasserstände unserer Stauseen?

Damit beende ich das Doomscrolling für heute.

Der große Ausflug

Mittags schlafe ich noch zwei Stunden auf dem gemütlichen Sessel. Eine Arbeitsaufnahme am Montag scheint mir immer unwahrscheinlicher zu werden. Der Kopf tut weh.

Einkaufen? Wäsche waschen? Ich entscheide mich so eine Art Selfcare, indem ich ins sehr nahe Kopenhagen Coffee Lab gehe in der Hoffnung, mich damit irgendwie zu aktivieren. Das kommt mir wie eine Weltreise vor (ich muss mehrere Minuten überlegen, wie ich laufen muss: Aus der Haustür raus, links und dann immer geradeaus).

Ein wenig hilft der Tapetenwechsel.

Besuch

Mehr noch helfen ein Besuch der besten Ex-Frau von allen und abends ein Telefonat mit dem Thronfolger. Später lese ich noch ein wenig.

Samstag

Gespräche in der Nacht

Nachts werde ich von Stimmen geweckt. Sie dringen durch das geöffnete Schlafzimmerfenster an mein Ohr. Frauen unterhalten sich, mutmaßlich junge Frauen. Die Themen kann ich nicht verstehen, lausche jedoch angestrengt. Immer, wenn die Frauen eine Pause machen, bekomme ich Angst, sie hätten vielleicht ein Püpslein von mir gehört und würden sich nun belauscht fühlen.
Irgendwann ist es dann ganz still und ich schlafe wieder ein. Das ist gegen ein Uhr.

Mir träumt, ich würde ein Rollenspiel in einer isometrischen Draufsicht spielen so wie Baldur’s Gate. Ich hatte neben meinen beiden Haupt-Charaktern in meinem Stadthaus noch zwei bewaffnete Zwerge als Wachen und zwei einfache Menschen als Bedienstete. Letztere ließ ich immer mal wieder trainieren, denn ich wollte auch sie irgendwann bewaffnen. Mit meinem Henchman lief ich durch die Sadt und ab und an traf man auf Läufer in Startposition.Wenn man denen mit einem Tritt in den Hintern auf die Beine half, gab es Erfahrungspunkte.

Dann war ich im elterlichen Garten und es wurde gefeiert. Ich jedoch hatte noch Kniften im Feld und schwebte über den Feldweg dort hin. Hier campten viele Leute. Leider war es sehr trocken und Staubschwaden zogen über den Weg. Ich bedeckte die Kniften mit meinen Händen und gab meinem Schweber das Kommando, fünf Stundenkilometer schneller zu fliegen. Dann wieder fünf Stundenkilometer und dann wieder.

Später war ich im Schlafzimmer von Roger Willemsen. Es war ganz schön barock eingerichtet und in einen großen Marmortisch war eine Tastatur eingearbeitet, damit er auch vor dem Schlafengehen noch schnell Ideen aufschreiben konnte. Ich probierte sie aus und war wegen ihres Tastenanschlags begeistert.

Im Traum haben die beste Ex-Frau und ich eine gemeinsame Tochter. Sie ist ein Teenager und eine sehr nette, kreative und hübsche junge Frau. Ich bin entdecke Videos, in denen sie mit ihrer Mutter gemeinsam singt. Mein Herz wird warm und weich.

Der Morgen: Plötzlich ist was anders

Gegen fünf Uhr bin ich wach und noch ganz berührt von den Träumen der Nacht. Ich nehme mir vor, die beste Ex-Frau von allen nach dem Buch ,,Der Knacks“ von Roger Willemsen zu fragen. Das habe ich nämlich noch nicht gelesen und das möchte ich unbedingt nachholen. Warum hat sich etwas geändert? Ich weiß es nicht, aber ich vermute, der Besuch der besten Ex-Frau von allen und das Telefonat mit dem Thronfolger (der im Traum ja eine Schwester bekommen hat) haben mich emotional irgendwie berührt und mir gleichzeitig ein Gefühl der Sicherheit gegeben.

Der Kaffee gerät mir ein wenig zu stark, also strecke ich ihn mit Haferdrink. ,,Normale“ Milch habe ich ja kaum noch im Hause.

Musik? Musik!

Die ARD-Popnacht im Radio klingt aus und auf WDR 2 läuft dieses alte Lied aus den 80ern, dass ich schon immer so schön fand. Von wem war das eigentlich? Hört sich ein bisschen an wie Paul Young … ich suche die Playlist und es ist tatsächlich ,,Wouldn’t It Be Good“ von Nik Kershaw. Ein Erinnerungsfetzen wandert durch mein Gehirn und ich ergoogle, dass es auch eine Coverversion des Liedes von Juliane Werding mit dem Titel ,,Sonne auf der Haut“ gibt.

Man wird alt wie eine Kuh und lernt immer noch hinzu.

Glück

Statt der von mir bestellten ökologisch einwandfreien Nuss-Nougat-Paste hat mir picnic ein Glas Nutella geliefert.

Gott liebt mich!

Kompakte Kaltluft

Ich gehe in den Discounter, denn ich hoffe, noch am letzten Tag des Angebots einen ,,Designer-Ventilator“ zu bekommen. Stattdessen gibt es hier nur als kompakt gebaut beworbene undesignte Ventilatoren, die immerhin wesentlich günstiger Sind. Ich kaufe einen.

Daheim wundere ich mich, dass das Gerät trotz seiner wahrlich kompakten Bauweise doch ganz schön groß ist. Er macht sich aber trotzdem sich hervorragend auf dem Platz, den der Drucker letztens freigemacht hat. Der Drucker wohnt nämlich jetzt dank Zauberfunk unter dem kleinen Tisch neben dem gemütlichen Sessel.

Der Ventilator ist aber nicht allzu laut und man kann die Richtung des Luftstroms mit einem Drehgitter entweder fest einstellen oder ihn die ganze Zeit um sich selber kreisen lassen. Einen Timer hat das Teil auch, was für hitzig-schwüle Nächte (ich vermeide hier aktiv den Begriff ,,heiße Nächte“) vielleicht ganz gut ist.

Lesen

Abends sitze ich auf dem Balkon, esse panierte Zwiebelringe (ohne Fett im Speisefön geröstet) und lese.

Cookies and Cream

Eine der gefährlichsten Schokoladen beim Discounter ist ,,Choceur – Cookies and Cream“. Ein bisschen wie Kinderschokolade für Erwachsene. Weinend putze ich mir die Zähne.

Sonntag

Nacht

Der Schlaf in der Nacht war wieder eher stückelig.
Mir träumt, ich wäre bei einer Anwaltskanzlei beschäftigt. Der Chef sah ein bisschen so aus wie Christian Solmecke. Ich ging ins Büro. Im Foyer war wie immer ein großes Büfett aufgebaut. Leider wurde ich ständig daran gehindert, mir etwas Leckeres auf den Teller zu legen. Irgendwie war da noch eine junge Frau und irgendwie stand auch die Frage im Raum, ob sie und ich nicht Sex haben würden, leider war alles nur sehr unbestimmt. Dann schickte man mich auf ein Incentive, dass sich aber als Training für die Arbeit in einem Tech-Konzern der Zukunft herausstellte. Die Präsentationen, Vorträge und Übungen waren aber trotzdem ganz cool, besonders wegen des tollen Smartboards, dass hier wie selbstverständlich genutzt wurde. Einmal waren wir auf einem Schiff, dass den Rhein befuhr, aber ich hatte Angst vor dem Hochwasser. Dann fuhr der Dozent uns in einem Bus herum, aber dann kamen uns kleine Roboter auf Einrädern entgegen, denn die Studierenden der nahen technischen Hochschule machten ein Experiment. Zum Glück ging alles gut.

Einer der anderen Teilnehmer trug immer einen Wehrmachtsstahlhelm und eine Jacke, die wie ein grauer Feldrock aussah, in der er ein wenig wie Feldwebel Schultz. Sonst war er verschroben-sympathisch und hieß Moritz. Da er mir so bekannt vorkam, fragte ich ihn, ob wir uns nicht kennen würden und er meinte, wir hätten mal online Kontakt in einem Elfen-Strategie-Spiel gehabt. Sein Nickname wäre ,,Zigeunerschnitzel“ gewesen. Ich erinnerte mich daran, dass ich mal mit Freund D. in so einen Onlinespiel einen Typen verarscht hatten und verabschiedete mich schnell.

Mal wieder Vormittag

Entweder es regnet immer wieder in der Nacht oder es machen Elfen Pipi in meine Balkonkästen. Auf jeden Fall ist die Erde in den Kästen schön feucht und das scheint die Pflanzen zu freuen, denn am abgeschnittenen Strunk der wilden Malve blüht es nun wieder schön.
Morgen will ich es wieder mit der Arbeit versuchen und schon der Gedanke daran versetzt mich in große Angst. Das Herz beginnt zum pumpern und ich würde mich am liebsten irgendwo verstecken.