Die Nacht
Der Schlaf war überraschend gut.
Mir träumt, ich säße auf der Arbeit in einem Großraumbüro. Ich kann durch große Fensterscheiben nach draußen sehen und dort weicht gerade der Winter dem Frühling. Große, kamillenartige Blüten gehen auf und das ist ein herrliches Bild.
In der Mittagspause gehe ich in den Supermarkt, der direkt einen Raum weiter liegt. Dort möchte ich süßen Schokoladenkuchen kaufen und ihn dann draußen unter den Blüten verzehren. Doch mein alter Freund O., den ich hier treffe, meint, dass dafür die Zeit nicht reicht. Statt also nach draußen zu gehen, nehme ich ihn mit zurück an den Arbeitsplatz. Beim Betreten des Raumes räume ich noch das Geschirr vom Mittagessen der Führungskräfte weg und das ist ein blödes Geschmier. O. setzt sich auf meinen Stuhl und lässt sich von meinen Kollegen die Arbeit erklären. Ich hocke mich daneben, denn ich möchte nicht auffallen.
Die Dozentin kommt rein und erzählt etwas. Da meldet sich O. und stellt kritische Fragen. Da er nicht zum Kursus gehört, erklärt er, dass er sich für einen Ausbildung zum Fachangestellten für Medien- und Informationsdienste (FAMI) interessiere und deswegen hier sitzen würde. Die Dozentin meint daraufhin, dass er bei uns da wohl falsch wäre und er zieht sich freundlich lachend aus der Affäre.
Der Morgen
Ich stehe um fünf Uhr morgens auf und trinke Espresso aus der einen kleinen Tasse, die mir die beste Ex-Frau von allen geschenkt hat. Mein Herz schlägt Aufregung einen schnellen Takt.
Manchmal reicht ein einziger Satz
Wo junge Menschen keine Wertschätzung und Hoffnung erfahren, werden sie abwandern.
Michael Blume, Solarpunk-Hoffnung statt Cyberpunk-Verzweiflung: Geburtenrückgang, Arche-Regionen und Dear Alice
Totalitarismus
In der Mittagspause gehe ich zum ersten Mal seit längerer Zeit mal wieder in die Kantine. Dort esse ich Rigatoni mit Hähnchenfleisch und Pfifferlingen. Die Portion schmeckt mir gut und ich gönne mir noch einen Cappuccino. Dazu lese ich weiter in den Essays von George Orwell. Bei der Lektüre verstehe ich immer mehr, wie er dazu kam das Buch 1984 zu schreiben:
De facto erfordert Totalitarismus eine kontinuierliche Veränderung der Vergangenheit, auf lange Sicht vermutlich sogar die Überzeugung, dass eine objektive Wahrheit überhaupt nicht existiert.
George Orwell, Die Verhinderung von Literatur
Das erinnert mich an die Argumentationslinien von Rechtsradikalen und/oder Esoterikern, die sich ja auch gerne hinter der Behauptung verstecken, dass es ,,Wahrheit“ in Wirklichkeit ja überhaupt nicht gäbe und dass ihre Meinung, dass bestimmte Menschen umgebracht werden sollen, habe ja genau so eine Berechtigung wie jede andere.
Müdigkeit
Nach der Pause überfällt mich eine schon fast erschreckende Müdigkeit. Ich bin wie gelähmt und könnte stehend einschlafen. An der Mittagsmahlzeit kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn die war weder besonders schwer noch besonders üppig. Ich kämpfe mit Kaffee gegen das Blei in den Augenlidern an.
Kettenkonsum
Letztens ist die eher dünne Kette gerissen, die meine Brieftasche daran hindern soll, sich auf und davon zu machen. Es handelte sich um eine sogenannte ,,Schlangenkette“ und die halten ja auch nicht so viel aus. Nun habe ich mir eine neue Kette bestellt, welche ebenso wie die Schlüsselkette aus Edelstahl besteht.
Jetzt laufe ich wieder wieder Django durch die Stadt, allerdings dabei nicht mehr unchained.
Alleine
Im Moment bin ich gerne alleine. Die Sache mit den Menschen ist weiterhin schwierig. Sie sind viel zu zappelig und viel zu schnell und mal wollen sie dies und dann sagen sie das. Auch verstehe ich die Leute akustisch häufig nicht gut, obwohl meine Ohren noch einigermaßen funktionieren. Es ist nur so, dass viele Menschen unglaublich undeutlich reden. Eigentlich sprechen sie nicht, sondern sie nuscheln und lallen so sehr, dass es mir in Situationen mit lauter Umgebung schon langsam peinlich ist, so häufig nachzufragen. Es ist schon mehr als einmal vorgekommen, dass ich nach dem dritten missglückten Verständigungsversuch einfach aufgegeben und genickt habe.
Schöner Tippfehler
Ich habe im oberen Absatz erst versehentlich ,,akustiv“ statt ,,akustisch“ geschrieben und der Verschreiber klingt so schon altmodisch distinguiert:
,,Mein Lieber! Seien sie doch nicht so akustiv!“
Wichtiger Schritt
Ich habe einen wichtigen Schritt gemacht, über den ich hier leider nicht näher eingehen kann, außer, dass er mir viel Aufregung gebracht hat. Durch die Hilfe von Lars sowie der besten Ex-Frau von allen habe ich ihn gut hinbekommen und bin nun sehr erleichtert.
Das war alles sehr anstrengend und ich verzichte am Abend auf die Lektüre und schließe direkt die Augen zur Nacht.