Sonntag, 03.09.2023

Die Nacht

Krankheitsbedingt war die Nacht unruhig, aber die Kopfschmerzen sind nur noch ein leises Grummeln in der Ferne.

Mir träumt, ich würde mit dem Thronfolger (diesmal ist er wieder ein Kleinkind) in einem großen Haus wohnen. Abends fällt Schnee und als der Kleine ins Bett soll, will er lieber oben an den Bildern trommeln. Dann läuft er weg und ich sehe ich noch durch das Fenster draußen die Brücke entlang laufen. Im Schlafanzug! Im Schnee! Selber schon im Schlafanzug renne ich los, doch ich kann ihn nicht finden. Auf einer mehrstöckigen Autobahnkreuzung bekomme ich Panik und beschließe, die Polizei einzuschalten. Doch wie soll ich zur Polizeidienststelle in Duisburg-Meiderich kommen? Zumal die doch umgezogen sind? Ein komischer Typ, der zu Besuch ist, will mich mit seinem neuen Luxusauto dort hin mitnehmen. Er hat jedoch eine schicksige Freundin und einen sehr, sehr bösen Hund, den er wohl nicht richtig unter Kontrolle hat. Ständig muss der Mann an der kurzen Leine zerren, um den Hund bei sich zu behalten. Das Tier knurrt und fletscht die Zähne. Seine Ohren jedoch sind leicht und bunt und flattern wie Tücher im Wind.

Das sieht wunderschön aus.

Der Morgen

Ich stehe gegen zehn Uhr auf. Ein schlechtes Gewissen muss ich deswegen nicht haben, denn ich bin ja krank. Die Kopfschmerzen halten sich weiter zurück und die Halsschmerzen sind weniger geworden. Husten und Schnupfen sind jetzt vorherrschend (vor allen Dingen der Husten), aber in einem sehr geringen Maße. Vielleicht kann ich heute ja ein paar Dinge im Haushalt erledigen.

Corona-Test

Ein weiterer Corona-Test ist positiv, der entsprechende Balken aber wesentlich blasser als der von Freitag. Das lässt hoffen! Die Stimmung ist gut und ich verdaddele viel Zeit am Mac mit diversem Herumprobieren.

Nextcloud-Papierkorb

Meine Nextcloud-Instanz hat sich immer weiter aufgebläht und eine kurze Überprüfung zeigt: Es kann nicht an den Daten darin liegen. Zusammen komme ich auf ungefähr 10 GB und der Dienst belegt über 47 GB Platz auf der Festplatte des Servers. Nach einigem Suchen finde ich die Lösung, die letztendlich darin besteht, den Papierkorb zu löschen. Da ich die Nextcloud recht intensiv nutze, sammelt sich dort einiges an und die Dateien im Papierkorb werden automatisiert erst nach 180 Tagen gelöscht. Ich setze die Zeitspanne auf 30 Tage runter (so handhabe ich es auch mit den Papierkörben auf dem Mac und in den E-Mail-Konten) und leere ihn ins digitale Nirvana aus. Mit einem Mal ist wieder alles in Ordnung.

Hausarbeit

Ich räume ein wenig die Küche auf und füttere die Spülmaschine. Mehr schaffe ich nicht, bin aber stolz darauf. Meine Termine in der nächsten Woche sage ich alle ab, da ich dann ja wahrscheinlich noch ansteckend sein werde.

Döner auf Kredit

Am späten Nachmittag gehe ich (mit Maske) nach draußen, weil ich bei der Packstation ein Paket mit – welch Ironie! – Corona-Schnelltests abholen muss. Auf dem Heimweg hole ich mir einen Döner bei meinem Lieblingsimbiss. Ich rufe durch die offene Tür rein, dass ich corona-positiv bin und bekomme die Dönertasche durch das Fenster gereicht. Bezahlen soll ich, wenn ich wieder gesund bin, sagt mir der Dönermann. Wir würden uns ja kennen. Das rührt mich und beschämt mich zugleich.

Bestell-Wahn

Daheim will ich mir eine spritzgewassergeschützte Mehrfachsteckdose für den Einsatz in der Küche bestellen. Irgendwie kommt mir da die Idee, die in meiner Wohnung mehrfach vorhandenen LACK-Regalböden mit Ferroband (eisenhaltiges Klebeband) zu versehen, damit ich da meinen magnetischen Notizblockhalter und mit diesen Whiteboard-Magnete Zettel befestigen zu können. Zum Glück hat der Elektroschieber meines Vertrauens auch solche Dinge im Angebot. Dann fällt mir ein, dass ich mir ja so eine coole Fensterputzmaschine kaufen wollte und flugs sind ein elektrischer Fensterputzer sowie ein elektrischer Fenstersauger im Warenkorb. Jetzt könnte mir so ein Gutscheincode meines Elektroschiebers gut passen, aber die sind immer dann abgelaufen, wenn ich was bei denen bestelle.

Abends ein trauriger Mond

Ich schaue noch eine Folge ,,Cracow Monsters’’, spiele eine halbe Stunde Kingdcom Come: Deliverance und dann frickele ich am E-Mail-Client herum. Beim Versuch, einen Haufen E-Mails zu verschieben, verdoppelt der Clients die E-Mails nur. Immerhin bietet das Programm zur Selbstrettung ein Dedublizierungstool an. Während wieder einmal einige hundert E-Mails vom Server geladen werden, schaue ich nach draußen und sehe einen Mond am Himmel, der irgendwie traurig aussieht. Irgendwie scheint sich in der letzten Zeit in meinem Gehirn etwas verändert zu haben und ich weiß noch nicht, ob das gut oder schlecht ist.

Immer wieder springt die E-Mail-Liste auf den 16.05.2022 und auf eine E-Mail mit dem Betreff ,,Wieder im Dienst / Schöffendienst’’ und irgendwann könnte man doch bitte beim 01.01.2022 angekommen sein! Dennoch lädt und lädt das Programm und die Nachrichten, die Glückwünsche, die Terminabsprachen: Alles tröpfelt in einer schier endlosen Schneckenkarawane auf den Computer. Ich schlürfe Sauerkirschen mit Joghurt. Durch den Saft aus dem Sauerkirschglas ist das Gemisch doch arg flüssig geworden. Ich schlürfe wohl ein wenig zu schnell, denn mein Magen wird schwer. Ein paar Wolkenfetzen bedecken jetzt den traurigen Mond doch er strahlt so hell, dass man ihn dennoch gut sehen kann. Ich glaube, das ist ein Dreiviertelmond. Vielleicht einer von denen, die den Hals nicht voll genug bekommen, es aber zum Vollmond doch nicht reicht. Jetzt ist also Trauer angesagt für den feinen Herrn Mond und er schaut ganz jämmerlich mit einem Bauch voller Sauerkirschen auf die Erde hinab!

Vielleicht ist er aber auch traurig wegen der Liebe und das wäre immerhin ein wenig poetisch. Allerdings wäre die Poesie auch das einzig Gute an seiner Situation, denn Kummer und Traurigkeit wegen der Liebe sind einfach nur Scheiße. Ich bin so lange schon in meinem Leben wegen der Liebe traurig gewesen, dass mein Herz schon ganz verkümmert sein muss. Vielleicht schaufele ich deswegen immer so viele Sauerkirschen in mich hinein: Damit da wieder etwas Rotes, Lebendiges in die Brust reinkommt. Dummerweise kann man das Herz aber nicht mit Sauerkirschen bescheißen.

Übrigens kann es mir ja auch egal sein, wie lange das E-Mail-Programm noch braucht, denn ich habe ja offiziell Urlaub.

Wenn ich mich in meinem Bürostuhl (der übrigens kaputt ist, ganz nebenbei bemerkt) nach hinten lehne und den Mond noch einmal richtig anschaue, bin ich mir sicher, dass er wegen der Liebe traurig ist. Er hängt einfach da und weiß gar nicht, wo hin mit sich. Ein mit einer dicken Wolkendecke verdunkelter Himmel wäre ihm jetzt viel lieber, denn unter diese Decke könnte er kriechen und wäre da alleine mit sich und seiner Trauer. Jetzt aber leuchtet er voller trauriger Liebe wunderschön am Himmel auch für diejenige, die seine Liebe überhaupt nicht verdient hat.

Die automatische Archivierung des E-Mail-Programms ist nun gestartet und ich denke, es ist besser, wenn ich selber unter meine Decke schlüpfe und dort für mich selber ein wenig leuchte. Das Programm kann ja ruhig die Nacht durchmachen. Es ist ja noch jung.

Später in der Nacht stehe ich noch mal auf. Das E-Mail-Programm ist fertig mit seiner Arbeit. Herzlichen Glückwunsch!